Was Brad Pitt wohl machen wird heute? Heute an seinem – es sei verraten – 45. Geburtstag steht er bestimmt nicht vor der Kamera. Und bestimmt hatte er sich zwar als 18jähriger vorgestellt, in Hollywood groß rauszukommen, aber dass es so groß sein würde, hat er wahrscheinlich in den kühnsten Träumereien nicht erwartet. Dabei fing schon alles so richtig an wie beim klassischen amerikanischen Traum!
Nach seiner Schulausbildung ging Brad Pitt aus der Provinz, von Shawnee, Oklahoma nach Hollywood, verdiente sein Geld als Chauffeur, arbeitete als Botenjunge und jobbte für eine Fast-Food-Kette als Huhn verkleidet. Nebenbei nahm er Schauspielunterricht und erhielt kleinere Rollen im Fernsehen. Schon sein erster Kinofilm katapultierte ihn nach oben: An der Seite von Susan Sarandon und Geena Davis spielte er in Thelma & Louise (1991) einen charmanten Dieb, lässig, cool und überaus sexy. Nach diesem Filmauftritt konnte sich der Schauspieler seine Filme aussuchen, er gehörte bald zu den bestbezahltesten Mimen Hollywoods, gerade auch wegen seines schönen Gesichts, seines athletischen Körpers und seines knackigen Popos – ein Schönling, der schnell wieder in der Versenkung verschwinden wird, dachten viele.
Aber da haben sie sich dann doch verschätzt. Brad Pitt versuchte früh, sich gegen sein Image zu setzen, sich nicht vorrangig über sein Äußeres definieren zu lassen. Gern paarte er sein schauspielerisches Talent mit seinem Mut zur Häßlichkeit. In Kalifornia (1993) mimte er einen ungepflegten Killer mit schleppenden Gang, der kaum ein Wort verständlich ausspricht. In 12 Monkeys (1995) spielte er mit wirren Blick und Körperzuckungen den Geisteskranken Jeffrey Goines. Höhepunkt seiner “Schönheitszerstörung” war Fight Club (1999) von David Fincher. Er mimte an der Seite von Edward Norton dessen imaginierten Doppelgänger. Er wird zum Gründer schlagener Männerbünde und Veranstalter illegaler Boxkämpfe. Diesen Typ wiederholte Brad Pitt in Snatch – Schweine und Diamanten (2000) von Guy Ritchie. Hier gab er einen nuschelnden Zigeuner, der sich als Boxkämpfer hervortut.
Dazwischen lockte er weltweit Zuschauerinnen auch durch große Hollywood-Produktionen in die Kinos. Hier bot er sein glattes Gesicht als Projektionsfläche für begehrenswerte Wünsche an. Über die Jahre entwickelte sich Brad Pitt zum Charaktermimen. Neben Cate Blanchett war er in Alejandro González Iñárritu s Drama Babel (2006) zu sehen. Beide spielen ein amerikanisches Ehepaar, deren Leben sich durch einen Schuß in der marokanischen Wüste radikal verändert. Er spielte den Jesse James in Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford (2007), für den er auch als Produzent verantwortlich zeichnet. Auf dem Filmfestival in Cannes wird er für seine Darstellung mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
Gespannt warten wir auf seine neuen Film: Der seltsame Fall des Benjamin Button, der nochmals eine Zusammenarbeit mit Cate Blanchett und David Fincher mit sich gebracht hat. Auch sonst ist der 45jährige gut im Geschäft. Quentin Tarantino dreht mit ihm, seine eigene Produktionsfirma floriert, seine Familie wächst, sein Kontostand auch: Alles Dinge, die er sich selbst erarbeitet hat für den Gabentisch zum heutigen Geburtstag. Wir gratulieren natürlich auch!