Vor drei Jahren startete mit Sandman eine aufwändige Netflix-Adaption der gleichnamigen Graphic Novel von Neil Gaiman. Showrunner Allan Heinberg erschuf daraus ein bildgewaltiges Fantasy-Epos, das mit einer unvergleichlichen Nähe zum Comic begeisterte. Jetzt ist nach 2 Staffeln und insgesamt 22 Folgen Schluss – inkl. einer Bonusfolge, die am 31. Juli erscheint.
Egal, ob ihr einfach nur neugierig auf den Abschluss der Netflix-Serie seid oder Sandman vorzeitig aufgegeben habt und dennoch wissen möchtet, wie die Handlung um den Traumherrscher Morpheus (Tom Sturridge) ausgeht, seid ihr hier genau richtig. Dieser Artikel erklärt das Ende von Sandman Staffel 2.
Achtung, es folgen Spoiler für das Serien-Finale von Sandman
In Sandman Staffel 2 wird Dream zum Opfer seiner Pflicht
In der 2. Staffel wird Sandman mit der Frage nach Veränderung auf unterschiedlichen Ebenen konfrontiert. Basierend auf den beiden Comic-Arcs Die Zeit des Nebels und Kurze Leben führt die Netflix-Serie den Traumherrscher zuerst hinab in die Hölle, wo Luzifer (Gwendoline Christie) ihren Job an Nagel hängt und Dream mit dem Dilemma zurücklässt, einen geeigneten Nachmieter zu finden. Anschließend begibt er sich an der Seite seiner Schwester Delirium (Esme Creed-Miles) auf die Suche nach seinem Bruder Destruction (Barry Sloane), der 300 Jahre zuvor seine Aufgabe als Ewiger aufgab.
Luzifer und Destruction sind der Beweis dafür, dass Veränderungen möglich sind und eine kosmische Gottheit durchaus ihre Arbeit niederlegen kann, ohne dass das Universum in sich zusammenbrechen würde. Für Dream kommt das allerdings nicht in Frage. Sein unerschütterlicher Zwang gegenüber Regeln und Pflichten ist festgefahren und hindert ihn daran, wirklich frei sein zu können – und führt schließlich seinen eigenen Untergang herbei.
Um Destruction aufspüren zu können, musste Dream zuvor seinen Sohn Orpheus (Ruairi O'Connor) um Hilfe erbitten, der allerdings eine Erlösung von seiner Unsterblichkeit als Preis fordert. Obwohl Dream die Konsequenzen kennt, zwingt ihn seine Regeltreue dazu, sein eigenes Kind zu töten – und damit auch sich selbst. Denn er hat Blut der eigenen Familie vergossen, was nach kosmischem Gesetz eine Todesstrafe durch die mythischen Furien nach sich zieht.
Aber nur, wenn jemand das Blutverbrechen bei ihnen anklagt, dürfen sie zur Tat schreiten. Im zweiten Teil von Staffel 2 setzt sich somit eine Verkettung tragischer Ereignisse in Gang, die den Zorn der Furien, die auch als die Gütigen bekannt sind, entfesselt. Schuld daran sind die beiden Trickster Loki (Freddie Fox) und Puck (Jack Gleeson), die das Kind Daniel Hall entführen und bei lebendigem Leib verbrennen. Dessen Mutter Hippolyta Hall (Razane Jammal) glaubt, dass Dream dafür verantwortlich ist. Sie sucht die Gütigen auf und fordert Rache.
In den finalen Episoden Sandman sind jegliche Bemühungen, die Furien aufzuhalten, vergebens. Sobald ihre Strafverfolgung begonnen hat, lässt sich diese nicht mehr aufhalten. Während sie das Traumreich Stück für Stück zerstören und dessen Bewohner töten, gibt es nur einen Ausweg aus der Situation. Dream muss ihnen geben, was sie verlangen: seinen Tod.
Das Ende von Sandman leicht erklärt: Stirbt Dream?
"Verändere dich oder stirb" ist das zentrale Leitmotiv der Sandman-Saga. Obwohl er nicht daran glaubt, sich ändern zu können, muss Dream einsehen, dass dies im Laufe seiner Geschichte trotzdem geschehen ist. Veränderung oder der Tod? Am Ende entscheidet sich Dream überraschend für beides. Um sein Reich vor dem Zorn der Furien zu beschützen, wählt er den Tod und reicht seiner Schwester Death (Kirby Howell-Baptiste) die Hand. Das ist aber nicht das endgültige Ende für den Herrn der Träume – denn dieser dramatische Höhepunkt findet in der vorletzten Folge statt.
Morpheus hat längst einen Plan in Gang gesetzt, um die Zukunft des Traumreichs zu sichern. Schon zu Beginn von Staffel 2 Teil 2 scheint er sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben und erwählt das Baby Daniel Hall zu seinem Nachfolger. Und so verwandelt sich Daniel nur wenige Sekunden nach Morpheus Tod in den neuen Dream von den Ewigen: kindliche Unschuld in Gestalt eines erwachsenen Gottes.
Hat Morpheus in Wahrheit seinen eigenen Tod orchestriert? Im Verlauf der 2. Staffel gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass der Traumherrscher nicht blindlings in sein Verderben lief, sondern Situationen manipuliert hat, um sterben zu können. "Ich bin erschöpft und ausgelaugt" sind die letzten Worte, die er vor seinem Ablegen an seine Schwester richtet. Wollte er Erlösung von seinem Leid, Bestrafung für seine Verfehlungen? Vielleicht hat er längst realisiert, dass der Tod die einzige Möglichkeit ist, um sich wahrhaftig verändern zu können und der Traumwelt einen besseren Anführer bieten zu können.
Game of Thrones-Star Jacob Anderson wird am Ende der neue Dream
Das rund 65 Minuten lange Serienfinale von Sandman ist als Adaption des Comic-Arcs Das Erwachen einerseits eine überlange Beerdigungsfeier, bei der sich Freunde und Familie von Morpheus verabschieden, ehe dessen Körper schließlich den Sternen übergeben wird. Die Episode steht als Blick auf Leben und Tod aber auch im Zeichen des Neubeginns und stellt uns Dream 2.0 als neue Hauptfigur samt überraschender Besetzung vor.
Schauspieler Jacob Anderson, bekannt aus Game of Thrones und Interview with the Vampire, verkörpert den neuen Dream. Obwohl Daniel die gleichen Kräfte und Erinnerungen von Morpheus in sich trägt, ist er dennoch eine eigenständige und neugeborene Entität – und in fast jeder Hinsicht das Gegenteil des alten Dream. Statt schwarzer Kleidung trägt er Weiß und statt hängender Mundwinkel lässt sich diese Inkarnation auch mal ein Lächeln entlocken.
Als erstes im Traumreich geborenes Kind vereint Daniel das Beste aus zwei Welten. Seine Menschlichkeit und sein Mitgefühl grenzen ihn direkt vom vorherigen Dream ab. Auch wenn er noch nicht weiß, was seine konkrete Aufgabe sein wird, bringt er die idealen Voraussetzungen mit, um die Welt der Menschen als neuer Herr der Träume auf positive Weise zu verändern.
In der finalen Szene steht für Daniel ein erstes Kennenlernen mit seinen (neuen) Geschwistern von den Ewigen. Waren bisherige Familientreffen von Streitereien oder betretenem Schweigen definiert, wird der neue Dream aber unerwartet herzlich in Empfang genommen. Dieser Dream kann in seinem zweiten Anlauf nun seiner Familie sowie dem Leben mit Freude begegnen. Ein hoffnungsvolles Ende für eine epische Tragödie.
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Nicht direkt abschalten: Sandman überrascht am Ende mit einer Post-Credit-Szene
Sobald der Abspann einsetzt, solltet ihr allerdings nicht sofort abschalten. Denn das Finale überrascht noch mit einer Post-Credit-Szene, die die Serienerzählung mit einem Meta-Kommentar passend abschließt. Und zwar handelt es sich um eine 1:1-Adaption der finalen Szene des Comicbands Die Gütigen.
Ein weiteres Mal bekommen wir die drei Schicksalsgöttinnen zu sehen, die sich über den Abschluss der von ihnen gewebten Geschichte austauschen. Am Ende brechen sie eine Botschaft aus einem Glückskeks heraus. Diese ist allerdings keine Prophezeiung, sondern ein kurzes Gedicht, das als Botschaft von Morpheus an seinen Nachfolger gelesen werden kann:
Morgens frisch geplückte Blumen. Blühen den Tag lang vor sich hin. Müssen doch am Abend welken. Sei ich, wenn ich nicht mehr bin.
Im Original: Flowers gathered in the morning. Afternoon they blossom on. Still are withered in the evening. You can be me when I’m gone.
Das Serienfinale von Sandman streamt seit dem 24. Juli 2025 bei Netflix. Am 31. Juli erscheint noch eine Bonusfolge über die Erlebnisse von Death, die allerdings nicht mit der Haupthandlung zusammenhängt.