Das Volk gegen ... Luc Besson

06.09.2011 - 08:50 Uhr
Vor dem Filmgericht: Luc Besson für Bandidas
20th Century Fox/moviepilot
Vor dem Filmgericht: Luc Besson für Bandidas
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Wir lieben die Stars, aber manchmal gehen sie zu weit. Entschuldigungen bringen nichts mehr, es gibt nur eines: die schnelle Verurteilung. Heute steht Luc Besson vor dem Filmgericht. Seine furchtbare Tat: Bandidas.

Unser altehrwürdiges Filmgericht tagt heute zu dem Fall Luc Besson, der für seinen Film Bandidas mit Penélope Cruz und Salma Hayek auf der Anklagebank Platz nehmen muss, in dem er zwar nicht Regie führte, jedoch maßgeblich als Drehbuchautor und Produzent in Aktion trat. Noch ist nicht entschieden, ob Luc Besson für dieses Verbrechen harte Strafen erwarten darf. Sie, meine sehr verehrten Geschworenen, haben es letztlich in der Hand.

Auf der Anklagebank: Der gewichtige Franzose Luc Besson.
Die Tat: Bandidas (2006)

Anklägerin: freakingmuse
Verteidigerin: CUT!rin

Führungszeugnis
Luc Besson ist ein altbekannter Name, der seit nunmehr drei Jahrzehnten für beste filmische Unterhaltung steht. Wir haben in ihm keinen reue- und skrupellosen Wiederholungstäter vor uns stehen, sondern den Regisseur gefeierter Filme wie Léon – Der Profi, Im Rausch Der Tiefe oder Nikita, bei fünfzehn Filmen führte er bereits Regie. Er engagiert sich zudem für gute Zwecke, produzierte gemeinsam mit Yann Arthus-Bertrand den Umwelt-Film Home und kümmert sich um Jugendliche in den Banlieues. Zudem möchte ich dem Angeklagten zugute halten, dass er in Bandidas nicht selbst die kreative Oberhand innehatte, sondern lediglich als Produzent und Drehbuchautor involviert war.

Anklageverlesung
Sehr geehrte Damen und Herren, was uns mit Bandidas angetan wurde, gehört bestraft. Die Tatsache, dass das Drehbuch von keinem anderen als Luc Besson stammt, ist nicht mit mildernden Umständen zu betrachten, sondern nur umso beschämender. Der Mann, der einst Filmklassiker wie Léon – Der Profi schrieb, bewies doch schon mit Das fünfte Element, dass er es versteht, Action und Humor geschickt zu verbinden. Wie kann es also sein, dass Bandidas in diesem Bereich auf ganzer Linie versagt? Wie kann ein Mann, der mit Nikita bewies, dass er in der Lage ist, starke Frauenfiguren zu erschaffen, hier so völlig daneben liegen? Schlechte Witze, von denen wir ständig das Gefühl haben, sie schon einmal in besser gesehen haben, nervtötende Heldinnen, Unmengen an Klischees und verschenktem Potential an einer Geschichte, die interessant hätte sein können, es letztlich aber nicht war. Mit dem Drehbuch zu Bandidas hat Luc Besson wissentlich grob fahrlässig gehandelt, sein Talent zurückgehalten und gehört daher zur Rechenschaft gezogen.

Verteidigung
Verehrte Jury, wie bereits im Führungszeugnis anklang, können wir Luc Besson nicht die alleinige Schuld an Bandidas geben. Er übernahm lediglich die Jobs des Produzenten und Drehbuchschreibers. Andere gehören auf diese Anklagebank, die Regisseure Joachim Roenning und Espen Sandberg nämlich, die in durchtriebener Komplizenschaft den Ruhm des namenhaften Produzenten neideten.
Luc Besson hingegen beglückt unsere Augen mit dem ästhetischen Anblick der frauencatchenden Penélope Cruz und Salma Hayek, und stellt so auf humorvolle Art und Weise sämtliche Genderfragen des ursprünglichen Männergenres Western auf den Kopf. Dieser Akt der Emanzipation ist durchaus anzuerkennen.

Bandidas gibt an keiner Stelle vor, etwas zu sein, was es nicht ist. Der Film sei eine „schwungvolle Mischung aus zitatenreichem Western, lustvoller Hommage und anarchistischem Märchen, die von der sichtlichen Spielfreude der Darsteller lebt und als grundsolider Mainstream-Film unterhält", so heißt es im Lexikon des internationalen Films, und als solchen haben wir Bandidas nicht als Verbrechen überzubewerten.

Schlussplädoyer der Anklage
Verehrte Jury, lassen wir uns von der Verteidigung mit der Präsenation zweier Schauspielerinnen, die hier unter ihrer Würde verkauft wurden, nicht den Kopf verdrehen. Es mag stimmen, dass Luc Besson keine Alleinschuld trägt, trotzdem lieferte er mit dem schwachen Drehbuch die Wurzel dieses filmischen Übels. Luc Besson diente als fruchtbarer Boden für die Saat des Unterhaltungsunkrauts. Nur weil er nicht als Einzeltäter handelte, entlastet ihn das keinesfalls. Daher plädiere ich für schuldig.

Schlussplädoyer der Verteidigung
Meine Damen und Herren Geschworene, verfallen wir nicht in Kulturpessimismus und überhebliche Arroganz! Unterhaltungsfilme haben in der Filmgeschichte und auch im zeitgenössischen Kinoprogramm durchaus ihre Berechtigung und verdienen es nicht, per se als “Unterhaltungsunkraut” abgestempelt zu werden. Ob Monsieur Besson für sein Werk einen Stern auf dem Walk of Fame erhält – das steht auf einem anderen Blatt. Geschmack jedoch lässt sich nicht verurteilen. Deswegen plädiere ich für nicht schuldig.

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