Deutsche Sitcom - Bully macht Buddy macht Kopfweh

25.11.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Bully macht Buddy
ProSieben/ Dieter Mayr
Bully macht Buddy
58
26
Vor einer Woche debütierte Michael Herbig mit dem Versuch einer deutschen Sitcom auf ProSieben. Den Spott von Publikum und Presse hat sich Bully macht Buddy redlich verdient, viel witzloser als dessen bisherige Projekte ist die Serie aber auch nicht.

Fünf Jahre ist es her, seit Michael Herbig seine Fernsehheimat ProSieben zuletzt beehrte. Für wenn schon nicht sonderlich geistreiche, so zumindest annähernd originelle Formate vom Schlage seiner seligen Bullyparade wendet sich der Comedy-Allrounder indes schon lange nicht mehr an den Münchner TV-Sender. Bully sucht die starken Männer, Herbigs bis dato letzte Zusammenarbeit mit ProSieben, verstand sich als Castingshow der seinerzeit in Produktion befindlichen Kinoadaption Wickie und die starken Männer. Ein als Bully-Format deklariertes Promo-Vehikel war das, nichts anderes. Den Film sahen ein Jahr später schließlich knapp fünf Millionen Kinozuschauer in Deutschland, ein stattliches, aber gegenüber früheren Bully-Hits schon vergleichsweise überschaubares Ergebnis. Nicht weniger werbedienlich nimmt sich nun auch Herbigs Rückkehr zu seinem Haus-und-Hof-Sender aus: Bully macht Buddy ist eine sechsteilige Sitcom, die als TV-Countdown zu dessen neuem Film Buddy fungieren soll. Kinostart: 25. Dezember 2013. Folge zwei der Serie: Heute Abend um 21:40 Uhr.

Buddy in Gefahr
Michael Herbig spielt sich in der Sitcom demnach selbst, oder zumindest sein Alter Ego Bully, und muss sich mit (Ex-)Freundin, bestem Kumpel und anderem Humorabschuss herumschlagen. Weil Nina (Sandra Koltai) der Ich-Zentriertheit des eifrig in den Vorbereitungen besagten Kinofilms verstrickten Herbig überdrüssig ist, zieht sie kurzerhand aus der gemeinsamen Wohnung aus. Rick (klar: Rick Kavanian) packt die Gelegenheit beim Schopfe und quartiert sich stattdessen mit seiner stark übergewichtigen Schwester Aida (Gisa Flake) im Hause Herbig ein, um dem so fürchterlich multitalentierten Komiker das Leben noch weiter zu erschweren. Dessen (bemerkenswert kümmerlichen) Versuche, Nina zurückzuerobern, gehen Hand in Hand mit der Rettung seines Films Buddy: Abgesprungene Investoren, eine dringend benötigte neue Vorzeigeehefrau und allerlei Promi-Missverständnisse (Gastauftritte unter anderem von Elyas M’Barek, Sarah Connor und Sänger Sasha) stehen im Mittelpunkt der ersten Episoden, an deren Ende Bully und Nina mit großer Wahrscheinlichkeit wiedervereint sein dürften. Und Aida um einige Komplexe reicher.

Deutsche Sitcom nach US-Vorbild
Die eifrigen Versuche deutscher Sitcoms, nach US-amerikanischem Vorbild auch hierzulande erfolgreiche Comedy-Geschichten auf TV-Studiobühnen und vor Live-Publikum zu erzählen, sind heute weitgehend vergessen. Dem WDR-Klassiker Ein Herz und eine Seele, der das Format einst mit großer Beliebtheit, aber nicht genügend nachhaltig zu teutonisieren verstand, folgten insbesondere während der 1990er-Jahre eine Reihe deutscher Sitcoms. Doch Salto Postale und Lukas im ZDF oder auch Corinna und Bistro, Bistro auf RTL blieben Einzelerscheinungen nach klassischem Modell, ehe sich TV-Comedy in Deutschland wieder ganz dem Niveau gewöhnlicher Sketch-Narrativen verschreiben musste. Insofern mag es Michael Herbig mit Bully macht Buddy tatsächlich ein Anliegen gewesen sein, das altbewährte US-Konzept doch noch einmal fürs deutsche Fernsehen zu adaptieren: Mit (trotz Studiopublikum) verdächtig eingespielt erklingenden Lachsalven, munteren Auf- und Abgängen und situationsbedingtem Dialogwitz auf engem Raum.

Klamaukgebrüll aus der Spaßkonserve
Aber auch, weil eben Michael Herbig, mit garantiert rostigem Deutschhumor von anno dazumal, lieb- wie leblosen Knallchargenfiguren und langbärtigstem Mann-Frau-Klamaukgebrüll aus der Spaßkonserve. Humorideologisches Vorbild dabei ausgerechnet: Two and a Half Men. Und mittendrin nun eben: Bully, dessen schon immer ziemlich BWL-Studentenmäßig anmutender Ulk in den letzten Jahren noch eine nicht weniger unangenehme Spießbürgerfärbung erhielt. Verklemmtheitszoten und heteronormative Bespaßung als deutschtümmelige Couchunterhaltung für besonders langweilige Feierabende. Für piefige Verlegenheitslacher, die ja – siehe sämtliche Reaktionen auch seitens der Peergroup nach Ausstrahlung der ersten Folge – am sogenannten Mad Monday auf ProSieben nicht einmal mehr das Doofwitz-verwöhnte Stammpublikum zu erreichen vermögen: „Du nennst meine Brüste Susi und Strolch.“ – „Ja, besser als Dick und Doof.“. Und alle so: Haha, der Bully wieder! Oder halt auch nicht.

Schlechtes, unbeholfenes Theater
Vom durchweg chauvinistischen Blödwitz aus dem geistigen Autoren-Opastübchen einmal abgesehen, ist Bully macht Buddy handwerklich maximal uninteressant. Die formalen Beschränkungen des Sitcom-Formats macht sich hier niemand zueigen, und streng genommen stimmt bereits vom ersten Bild an eigentlich so gar nichts. Ein nervtötender Voice-Over moderiert grundüberflüssige Zwischensequenzen (die sehr billig verknüpfen, was zu verknüpfen hier inszenatorisch offensichtlich an Unfähigkeit scheitern musste), die Schauspieler, insbesondere Rick Kavanian und die ausschließlich auf ihre Figur reduzierte Gisa Flake, üben sich hilflos verloren in Mini-Gag-Kabinettstückchen. Die steife, nicht nur mit Blick auf jedwede Humorresistenz auffällig ungelenke Präsentation sowie die uncharmante, spartanische Ausstattung erzielen dann auch genau jenen (unfreiwilligen) Effekt, den US-amerikanische Sitcoms in der Regel zu umgehen verstehen: Das alles wirkt wie Theater, wie sehr schlechtes, sehr unbeholfenes Theater. Nach dieser überlangen Quasi-Werbung für Bullys kommenden Film sollte sich die Zahl derer, die da nach Weihnachten bereitwillig ins Kino stürmen werden, hoffentlich in Grenzen halten.

Bully macht Buddy. 6 Folgen, immer montags um 21:40 Uhr auf ProSieben.


Als Mr. Vincent Vega meint es Rajko Burchardt seit Jahren gut mit den Menschen. Wenn er nicht gerade auf moviepilot fern sieht oder seine Filmecke pflegt, schreibt er Kinokritiken und zwitschert auch gelegentlich vor sich hin. Die Spielwiese des Bayerischen Rundfunks nannte ihn “einen der bekanntesten Entertainment-Blogger Deutschlands”. Das fand er interessant.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News