Die Filmanalyse zu The Bling Ring

19.08.2013 - 00:00 Uhr
The Bling Ring
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The Bling Ring
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Heute kommentiert der Filmanalytiker den neuen Film von Sofia Coppola

Nach Spring Breakers und La Grande Bellezza – Die große Schönheit ist The Bling Ring nun der dritte Film zum Thema „Leere“ in diesem Jahr. Sofia Coppola inszeniert diese Leere mit lakonischen Bildern und einer seriellen Dramaturgie. Die Story, die auf einer wahren Begebenheit beruht, könnte als rasante Krimikomödie erzählt werden oder als moralisches Drama. Coppola aber verweigert sich diesen typischen Hollywood-Narrativen und präsentiert uns einmal mehr ein erschreckendes Gesellschaftspanorama. Wir sehen eine verlorene Generation, deren einziges Streben im Konsum liegt und deren Eltern Ritalin wie Bonbons verteilen. Auch spirituelle Anstrengungen unternimmt man für Reichtum und Erfolg und richtet „Gebete“ ans Universum bzw. in den Geldbeutel von Rhonda Byrne.

Die transzendentale Obdachlosigkeit vermag einzig Paris Hilton zu füllen, weshalb die Jugendlichen in ihre Villa einbrechen und ein paar Devotionalien entwenden. Coppola könnte diese Einbrüche spannend gestalten, doch genau das tut sie nicht. Sie zeigt uns vielmehr die grenzenlose Langeweile hinter der bunten Konsumwelt. Die Bling-Ring-Gang, indem sie die Verheißungen der Werbeindustrie und der Celebrities vollkommen verinnerlicht hat, aber agiert subversiv durch Affirmation. Wenn das das Glück sein soll, dann möchten wir etwas davon abhaben.

Unfreiwillig ist der Film so auch ein treffender Kommentar zu den Aufständen in den Londoner Vorstädten: die Kulturindustrie hat den Menschen so lange eingeredet, daß nur ein Flatscreen-Fernseher glücklich macht, daß die jugendlichen Chancenlosen, die Verzweifelten genau diese Botschaft völlig affirmieren und zu dem Schluß kommen, daß sie glücklich sein wollen, ergo einen Flatscreen stehlen müssen. Momentan ist Kapitalismuskritik allenthalben beliebt, doch viel kritischer wäre es, tatsächlich die Slogans aus Werbung, Wirtschaft und Politik ernst zu nehmen. Nimmt man den FDPSatz „Leistung muß sich wieder lohnen“ beim Wort, müsste daraus ein revolutionärer Aufstand von Geringverdienern folgen und die herrschende Klasse bekäme es mit der Angst zu tun. Die Bling-RingGang nimmt die Stars beim Wort, doch schon Paris Hilton sang „the stars are blind“.

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