In Zwei vom alten Schlag steigt Sylvester Stallone wieder in den Ring. Ebenso Robert De Niro. In filmischer Hinsicht kommt es zum Kampf zwischen Rocky Balboa und Jake LaMotta, wenn die zwei Kultboxer aus Rocky beziehungsweise Wie ein wilder Stier aufeinandertreffen. Fokussieren wir Stallone: Der inzwischen 68-Jährige knüpft an eine Rolle an, die ihn 1976 mit – im wahrsten Sinne des Wortes – einem Schlag berühmt machte. Zudem machte der alte Actionheld durch seine Muskelmann-Zusammenstellung in The Expendables in den letzten Jahren auf sich aufmerksam. Knallharte Action, plumpe One-Liner und Rollen von der Kleiderstange – Sylvester Stallone bekleckerte sich im Laufe seiner Karriere nicht mit Vielfalt. Dies bedeutet nicht, dass er ein schlechter Schauspieler ist oder seine Filme gar monoton sind. Deshalb stoppe ich die Klischees an dieser Stelle, denn zu leicht stecken wir SchauspielerInnen in die sogenannte Rollenschublade.
Es wäre zu einfältig und unfair, Sylvester Stallone unter den oben genannten Gesichtspunkten in solch eine Schublade zu packen. Dies ist eine vorgefertigte und von Medien verbreitete Meinung, die den Vorwurf erhebt, einige Schauspieler würden immer die gleiche Figur spielen oder in ähnlichen Filmen mitwirken. Zur konkreten Auseinandersetzung bedarf es mehr als die bloße Erinnerung. Ich frage mich deshalb, was es denn mit der Rollenschublade auf sich hat. Mir sind Vor- und Nachteile aufgefallen und am Ende soll nicht die Moralpredigt, sondern eine Sensibilisierung stehen.
Schauspieler, die in Schubladen stecken?
„Eine Kategorie, in die etwas (leichtfertig, ungerechtfertigterweise) eingeordnet wird“, lässt die Schubladen-Beschreibung im Duden verlauten. Quentin Tarantino hat Christoph Waltz zweimal zum Oscar geführt – mit einer ähnlichen Rollen, wie böse Zungen behaupten. Dies hörte ich oft, als die Leute über Django Unchained sprachen. Waltz handle nur so, wie er es drei Jahre zuvor in Inglourious Basterds getan hat. In den Grundzügen seien Dr. King Schultz und Hans Landa dieselbe Person, hieß es weiter. Die Schublade des bad guy, der trotz seines psychischen Auftretens irgendwie sympathisch wirkt, war weit offen und Waltz landete darin. Ein anderes Beispiel: Seit seinem ersten Auftreten in Bube Dame König GrAs ist Jason Statham als der harte, Mimik-lose Actionheld bekannt. The Transporter und Crank sowie deren Fortsetzungen schärften das Bild über den tough guy. Dass Statham zudem in Stallones Expendables auftritt, spricht für sich. Viele Zuschauer erkennen Jason Statham als Protagonisten und glauben zu wissen, was auf sie zukommt.
Ist es denn verwerflich, wenn dem so ist? Viele Darsteller fühlen sich in ihrem zugeschriebenen Genre wohl und können dort am besten überzeugen. Zudem gibt es viele Fans der Schauspieler, die ihre Bewunderung für deren Rollen eben aus jenen Genre-Zuordnungen ziehen. Ein waschechter Statham-Fan will ihn auch verschwitzt, mit blutenden Wunden und die Welt rettend sehen. Ein Vorwurf ist an keiner Stelle angebracht. Interessanter ist doch die Frage, ob dem überhaupt so ist. Stecken ein Christoph Waltz oder ein Jason Statham in einer Rollenschublade fest? Solche – wie uns der Duden auch oben schon erklärte – leichtfertigen Kategorisierungen können auch schädigen und gefährlich werden.