In den letzten Jahren sich der Streaming-Dienst Apple TV+ zur ersten Anlaufstelle für herausragende neue Science-Fiction-Stoffe etabliert. Nach Severance, Foundation und For All Mankind startete die Dystopie-Serie Silo im vergangenen als echter Geheimtipp für Genre-Fans. Am 15. November 2024 ist jetzt bereits die 2. Staffel an den Start gegangen.
Dank des ungemein starken Auftakts schaffte es Silo nach nur einer Staffel direkt auf unsere Liste der besten Sci-Fi-Serien des Jahrtausends. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an die Fortsetzung. Aber ich kann euch beruhigen: Silo Staffel 2, von der ich bereits 9 (von 10) Folgen vorab schauen durfte, ist erneut ein Sci-Fi-Triumpf. Was die neuen Episoden anders und vielleicht besser machen? Das könnt ihr hier nachlesen.
Silo Staffel 2 schickt Rebecca Ferguson in den Horrorbunker
Die 2. Staffel von Silo beginnt direkt nach dem monumentalen Twist der Auftaktseason und Juliettes (Rebecca Ferguson) Ausflug an die toxische Erdoberfläche. Mit knappen Luftreserven und der Erkenntnis, dass noch zahlreiche weitere Silos existieren, flüchtet sich die Mechanikerin/Ermittlerin in das nächstgelegene Silo. Was sie dort erwartet, ist eine Horrorversion des uns bekannten Silos.
Das Silo Nummer 17 ist von Tausenden von Skeletten umringt und ein schauriger wie scheinbar verlassener Ort, gezeichnet von Zerfall und Verzweiflung. Und hier wird Juliette mit einer grauenvollen Zukunft für ihr Heimatsilo konfrontiert: Die Suche nach Antworten auf die Mysterien eines Silos kann einen enorm hohen Preis – und 10.000 Menschenleben – fordern.
Ganz so verlassen ist das neue Silo jedoch nicht. Hier trifft Juliette auf den Überlebenden Solo (Steve Zahn), der mit seiner erratischen, chaotischen und kindlichen Art ein interessanter Gegenpart zur schroffen und ungeduldigen Mechanikerin wird. Solo ist der spannendste neue Charakter in Silo Staffel 2, denn neben der unterhaltsamen und sich entwickelnden Dynamik mit Juliette bringt die Figur auch reichlich Geheimnisse mit sich, die zum Miträtseln anregen.
Auf der Suche nach einem Weg, dieses Silo wieder verlassen und mit schockierenden Enthüllungen zurück nach Hause zu kehren, darf sich Rebecca Ferguson mit vollem Körpereinsatz als imposante Survival-Heldin à la Lara Croft austoben. Denn der Abenteuer-Trip verlangt Juliette ihr ganzes Können als Überlebenskünstlerin, Mechanikerin und Bastlerin ab. So müssen tiefe Abgründe mit Seilen oder selbstgebastelten Brücken überquert und beklemmende Unterwasser-Gänge mit spärlichem DIY-Equipment durchtaucht werden.
Rebellion, Intrigen und Mord: Das alte Silo wird zum Pulverfass
Die 2. Staffel von Silo spaltet sich zu Beginn auf zwei verschiedene Handlungsteile auf. Fernab von Silo 17 wird nämlich auch die Geschichte in dem uns bekannten Silo (Nummer 18) weitergesponnen, das nach Juliettes Reinigungs-Verweigerung und Verschwinden in eine monumentale Krise gestürzt wird. Oder wie es eine ominöse Handbuch-Botschaft prophezeit:
Im Falle einer fehlgeschlagenen Reinigung ... bereiten Sie sich auf einen Krieg vor.
Das Feuer der Rebellion entbrennt in den unteren Ebenen und es liegt an Bürgermeister Bernard Holland (Tim Robbins), einen gesellschaftlichen Kollaps zu verhindern. Als Polit-Thriller vor Science-Fiction-Kulisse entfesselt dieser Teil von Staffel 2 ein brutales Machtspiel auf 144 Stockwerken. Holland lässt die unteren Etagen zum Feindbild erklären und will das Aufbegehren durch Blockaden wortwörtlich aushungern. Doch die Mechaniker der Tiefenschichten haben auch ein Ass im Ärmel: Denn sie betreiben die Generatoren, die das ganze Silo mit Strom versorgen.
Besonders Tim Robbins glänzt in Staffel 2 als immer komplexerer und komplizierterer Bösewicht, der im Namen der Ordnung keinen anderen Ausweg sieht, als seine Moral zu kompromittieren und schreckliche Taten vollbringen zu müssen. Inmitten von Intrigen, Manipulation und Mord zeigt der Charakter aber auch gefühlvolle und empathische Facetten.
Da Juliette nicht mehr direkter Anker dieser Geschichte ist (obwohl ihre Nicht-Präsenz eine ganze Rebellion inspiriert), rücken in Staffel 2 jetzt zahlreiche Nebenfiguren stärker in den Fokus. Deren Loyalitäten werden durch die sich zuspitzenden Zustände im Silo herausgefordert, was zahlreiche spannende Dilemmas und Charakterentwicklungen enthüllt.
Silo verändert sich in Staffel 2 zu einer noch spannenderen Sci-Fi-Serie
Nachdem die erste Staffel gerade mal die erste Hälfte des ersten Bandes von Hugh Howeys Romantrilogie adaptiert hat, widmen sich Showrunner Graham Yost und sein Autorenstab nun der zweiten Hälfte. Das spiegelt sich auch in der Serienumsetzung wider, denn nach all den aufgebauten Charakteren und Dystopie-Mechanismen bringt Staffel 2 dieses Fundament jetzt auf allen Ebenen ins Wanken.
Schaut hier den Trailer zu Silo Staffel 2:
Obwohl Staffel 1 bereits viele Mysterien enthüllte, mangelt es auch in den neuen Episoden nicht an Geheimnissen, deren Auflösung die Welt von Silo(s) mit jedem erschütternden Twist erweitert. Wurde die Geschichte der Bunker-Dystopie zuvor in einem Detektivkrimi verankert, entpuppt sich Staffel 2 als Spannungs-Thriller über Isolation und Überleben.
Drehbücher und Inszenierung holen dabei das meiste aus dem klaustrophobischen Setting heraus. Wenn zum Beispiel erklärte Dissidenten quer durch das Silo gejagt werden, quält Publikum und Figuren gleichermaßen die Frage: Wohin kann man überhaupt fliehen, wenn die Stockwerke dieser omnipräsent überwachten Bunkerwelt nur durch eine einzige Wendeltreppe miteinander verbunden sind? Und wem kann ich überhaupt trauen?
Zu Beginn wurde Silo noch oft als vertikale Version der thematisch ähnlichen Serie Snowpiercer beschrieben. Doch während sich die frostige Zug-Dystopie zunehmend in ein soapiges B-Movie verwandelte, behält sich Silo auch in Staffel 2 ihre Komplexität und Ernsthaftigkeit bei – und sieht dabei auch noch fantastisch aus.
Mit ihrem visuellen Bombast, atemberaubenden praktischen Sets, starken Darstellenden und immersiven Worldbuilding ist Silo auch in Staffel 2 weiterhin eine der besten Science-Fiction-Serien, die es derzeit zu sehen gibt. Eine schlechte Nachricht gibt es allerdings: Die gemeinen Cliffhanger am Ende jeder Folge werden euch die Wartezeit auf die nächste unerträglich machen!
Die 10 Folgen der 2. Staffel von Silo werden ab dem 15. November 2024 wöchentlich immer freitags bei Apple TV+ veröffentlicht. Grundlage für den Ersteindruck zu Staffel 2 sind die ersten 9 Episoden.