Dieses Wochenende starten die Fantasy Filmfest Nights 2025 wieder in sieben großen deutschen Städten. Neben eskalierenden Schafsmorden und Serienkillern in Paralleluniversen läuft als Abschlussfilm ein atmosphärischer Horrorfilm, der sich mit seiner eisigen Bedrohung gekonnt anpirscht: The Damned.
The Damned meldet sich als eisiger Folk-Horror klopfend aus dem Sarg
Ein Fischereiaußenposten im 19. Jahrhundert, hoch im arktischen Norden: Die junge Witwe Eva (Odessa Young) und ihre Nachbarn haben sich eine Existenz in der Isolation aufgebaut. Doch dieser Winter ereilt sie besonders hart und die Vorräte schwinden. Als ein Segelschiff vor ihrer schroffen Küste sinkt, treffen Eva und der Ruderer Ragnar (Game of Thrones-Darsteller Rory McCann) die schwere Entscheidung, den Ertrinkenden nicht per Boot zu Hilfe zu eilen, sondern später nur ihre Vorräte zu plündern.
Kurz darauf ereignen sich seltsame Dinge in ihrer Mitte: Aus einer angeschwemmten Wasserleiche quellen Aale. Im Sarg erklingt ein Klopfen. Und Eva wird von Visionen geplagt. Angst und Verzweiflung greifen zunehmend um sich. Geht hier etwa die nordische Sagengestalt des untoten Draugr um oder sind sie längst längst anderweitig verdammt?
Schaut hier den Trailer zu The Damned:
In zuverlässig atemberaubender Island-Kulisse entfaltet Thordur Palssons den Schrecken von The Damned mit genüsslicher Langsamkeit. Die Figuren scheinen die Bedrohung so zögerlich anzunehmen, als müssten ihre Glieder im ewigen Frost erst auftauen, bevor sie sich der Angst hingeben können. Doch dann ist es vielleicht schon zu spät ...
Atmosphärischer Horror: The Damned lebt von seinem reduzierten Grauen
Mit der bitteren Moralfrage, die Schiffbrüchigen ertrinken zu lassen, weil das Dorf selbst nicht genug hat, um den Winter zu überstehen, stellt The Damned die Weichen für ein schleichendes Grauen. Die erste Strafe der unterlassenen Hilfeleistung folgt, sobald die Anwohner aktiv werden und verspätet zum Wrack rudern, um sich die Vorräte zwischen den Toten unter den Nagel zu reißen. Von da an liegt ein Hauch der Hoffnungslosigkeit über allem.
In seinen besten Momenten erinnert der Historien-Horrorfilm an die 1. Staffel von The Terror, die in ihrem verschneitem Setting von einem Gefühl der Ausweglosigkeit durchzogen war. Die realistisch anmutenden Sets und Kostüme von The Damned rufen außerdem Erinnerungen an The Witch wach.
Die Kälte der Bilder durchdringt einen auch im kuscheligen Kinosessel. Nur eine Öllampe spendet zwischendurch in der Nacht ein schwaches warmes Licht. Aber da lauert längst im Schatten eine Gefahr, die kaum greifbar, dadurch aber umso mehr die Nackenhaare sträubend.
Dem einen oder anderen Horrorfan wird The Damned vermutlich zu bedächtig oder mit zu wenigen Effekten daherkommen, doch wer sich auf die Folk-Erzählung im Slow-Burn-Gewand einlässt, kann in eine glaubhafte Welt eintauchen und anschließend eine stattliche Gänsehaut mit nach Hause nehmen, die nicht nur den Leinwandtemperaturen geschuldet ist.
The Damned läuft bei den Fantasy Filmfest Nights 2025 am 11. Mai in Berlin, Frankfurt, Köln, Nürnberg und Stuttgart; sowie am 18. Mai in Hamburg und am 25. Mai in München. Ein deutscher Start darüber hinaus ist aktuell noch nicht bekannt.