Everwood - Feelgood-Serie für verregnete Tage

27.08.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Dieser Geruch von frischgebackenem Schokoladenkuchen an einem verregneten Sonntagnachmittag ... herrlich! Genau so fühlt sich auch Everwood an. Und deshalb schenke ich ihr mein Herz für Serie.

Hm ... warmer Schokoladenkuchen. Was gibt es schöneres an einem verregneten Sonntagnachmittag? Der Zucker bringt dem Kuchen viel Süße, die Kakaobohne verleiht dem Gebäck aber auch eine herbe Note. Ersetze ich nun Süße mit glaubwürdigen Darstellern und Kakaobohne mit schönem Drehbuch, gelange ich zum Rezept einer meiner absoluten Lieblingsserien: Everwood. Der ein oder andere wird diese Serie leider nicht kennen, denn sie ist viel zu schnell in der Versenkung verschwunden. Außerdem lief sie in Deutschland im Nachmittagsprogramm. So wirklich viele Menschen erreichte die Serie von Greg Berlanti um einen verwitweten Arzt in der Einöde nicht. Vielleicht kann ja wenigstens mein Text den ein oder anderen dazu bringen, sich mal näher mit Everwood zu beschäftigen.

In der Familienserie dreht sich zu Beginn alles um den verwitweten Neurochirurgen Dr. Brown (Treat Williams). Nach dem Tod seiner Frau zieht er mit seinem Teenagersohn Ephram (Gregory Smith) und seiner kleinen Tochter Delia (Vivien Cardone) von der Metropole New York City in die coloradische Kleinstadt Everwood. Klar, dass das vor allem beim Teenager Eprahm für eine Rebellion sorgt. Der ist übrigens sehr musikalisch und ein Naturtalent am Klavier. Eine Begabung, die im Hause Brown aber so manches Mal auch zum Fluch wird. Wer jetzt schon wieder denkt: "Schnarch, nicht noch so eine Familienserie", der soll bitte trotzdem weiterlesen. Everwood ist kein zweites Eine Himmlische Familie! Statt Vorzeigefamilie gibt es bei der von Warner Bros. produzierten Serie nämlich Menschen mit Fehlern.

Amy und Ephram in Everwood

Das Wort "realistisch" ist bei Serien oder Filmen immer ein bisschen mit Vorsicht zu genießen, allerdings empfinde ich die Charaktere, wie den aufsässigen Ephram, die romantische Amy (Emily VanCamp) und ihren draufgängerischen Bruder Bright (Chris Pratt), sehr nah am Leben. Da die beiden Väter der Familien Ärzte sind, dreht sich natürlich auch vieles um Krankheiten und medizinische Eingriffe. Im Gegensatz zu anderen Serien werden diese aber nicht in einer Episode abgefrühstückt, sondern entwickeln sich über mehrere Folgen oder auch Staffeln. Immer wieder werden auch streitbare Themen aufgegriffen, wie die Frage nach Abtreibung bei einer ungewollten Schwangerschaft.

Dabei versteht sich die Serie nicht als erzkonservativ. Stattdessen wird das kleinbürgerliche Leben in der Kleinstadt Everwood das ein oder andere Mal auf den Kopf gestellt. Leider ist das kleine Städchen nur fiktiv, wie gerne hätte ich dem von Bergen umgebenen Ort in Colorado mal einen Besuch abgestattet und bei Nina (Stephanie Niznik) im Diner gegessen (Ich habe aber ein Camp  gefunden mit dem Namen, wer kommt mit?). Everwood und seine Bewohner fühlen sich ein wenig an wie Stars Hollow aus Gilmore Girls. Eben nett und süß. Die Außenszenen wurden vorwiegend in Utah gedreht, einige Szenen auch in Kanada. Mit Besuchen in New York City wird immer wieder das Spannungsfeld zwischen Moderne und Fortschritt und Tradition und Gemütlichkeit aufgezeigt. Dazu passt auch ein eher selten gewordenes stilistisches Mittel: der Erzähler.

Bright und Hannah in Everwood

Irv Harper (John Beasley) ist ein ehemaliger Busfahrer aus Everwood und außerdem als Autor tätig. So versteht sich Everwood auch als Nacherzählung von Harper, der immer wieder Folgen mit Aussagen ein- und ausleitet. Schnell wird er zum liebevollen Geschichtenerzähler, der sich zwar das ein oder andere Mal mit der Sturheit seiner Frau Edna (Debra Mooney) rumärgert, aber seinen Lebensabend in Everwood genießt. Durch seine Bemerkungen bekommen die Geschehnisse um Liebe, Gesundheit und Familie zwar keine moralische Instanz, aber eine Stimme. Und außerdem klingt Beasley im englischen Original so herrlich nach gutmütigem Großvater.

Mittlerweile sind einige Darsteller aus Everwood auch für andere Projekte bekannt. Man denke da nur an Jurassic Worlds Chris Pratt, Revenges Emily VanCamp oder Rookie Blues Gregory Smith. Umso schöner ist es, sich die Darsteller noch einmal in ihren jüngeren Jahren vor Augen zu führen und ihre Irrungen und Wirrungen in Everwood anzusehen. Deshalb setze ich mich jetzt wieder mit meinem Stück Schokoladenkuchen vor den DVD-Spieler. Wir haben zwar erst Donnerstag und Sommer, aber von einigen Naschereien und Feel Good-Serien kann ich einfach nicht genug bekommen.

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