Freitag der 13. - Der dreckige Slasher hat eure Lieblingshorrorfilme geboren

13.03.2020 - 12:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Freitag der 13.Paramount/Warner Bros.
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Die fließenden Grenzen zwischen Schund und Kunst: Mit Freitag der 13. feiert einer der wichtigsten Slasher aller Zeiten sein 40-jähriges Jubiläum.

Wenn wir heutzutage über Freitag der 13. reden, dann drehen sich diese Gespräche selbstverständlich und nahezu ausschließlich um die Auftritte des hünenhaften Jason Voorhees. Kein Zweifel, der wasserscheue Meuchelmörder ist das ikonische Aushängeschild einer langjährig verrufenen Reihe, die es auf nunmehr zwölf Einträge gebracht hat. Darunter ein Hochglanzreboot sowie ein fetziges Crossover.

Inzwischen scheint es ein Stück weit in Vergessenheit geraten zu sein, dass Jason in Freitag der 13. noch gar nicht zur Machete gegriffen hat, sondern erst in Freitag der 13. Teil 2 seine Profession darin entdeckte, brunftigen Teenagern auf kreativ-bestialische Art das Fell über die Ohren zu ziehen. Der Urknall des beliebten und kommerziell einträglichen Franchise schlug noch andere Bahnen ein – und schrieb damit Filmgeschichte.

Michael Myers als Vorbild: Im blutigen Fahrwasser eines Meilensteins

Regisseur Sean S. Cunningham, der als Produzent von The Last House on the Left mitveranwortlich gewesen ist, die Untergrundszene des 1970er Jahre Kinos nachhaltig aufzumischen, folgte bei der Umsetzung und Vermarktung von Freitag der 13. klaren Vorstellungen. Nachdem man sich auf einen entsprechend aufdringlichen, massenwirksamen Titel geeinigt hatte und ein Budget von einer halben Million US-Dollar zusammenklaubte, ging es ans Eingemachte.

Freitag der 13.

Erst nachdem die Finanzierungsressourcen sicher waren, entwickelte Sean S. Cunningham eine austauschbare, völlig beliebige Story, aus der schließlich das Drehbuch zu Freitag der 13. geschöpft und aufgebauscht wurde. Führt man sich diesen Meilenstein des Slasher-Subgenres in der Gegenwart zu Gemüte, wird dem Zuschauer bereits mit der ersten Szene deutlich gemacht, dass dieser niedertriebige Reißer inhaltlich augenscheinlich kaum für sich selbst steht.

Da verfolgen wir aus der POV-Perspektive, wie ein Unbekannter durch das Camp Crystal Lake schleicht und sich anschließend daran macht, zwei Jugendliche äußerst drastisch bei ihrem Liebesspiel zu stören. Als Vergeltung für die Verbrechen der Vergangenheit; als moralische Sühne für die hormonübersteuerten Entgleisungen unverbrauchter Körper. Natürlich werden hier Erinnerungen an John Carpenters Halloween - Die Nacht des Grauens forciert.

Freitag der 13. ist keine subtile Gewaltstudie, sondern reinrassige Exploitation

Im Fahrwasser dieses prägenden Meilensteins nutzt Freitag der 13. die reglementierte Formelhaftigkeit des Slasher-Films, um sich im Gegensatz zu John Carpenter von jedweder Intellektualisierung zu lösen und reduziert das Geschehen auf das Wesentliche. War Michael Myers noch geisterhafter Dreh- und Angelpunkt einer subtilen Gewalt- und Angst-Studie, betreibt Sean S. Cunningham reinrassige Exploitation.

Die Nachahmer-Qualitäten, die Freitag der 13. definitiv mit sich führt, ergießen sich jedoch nicht in der plumpen Reproduktion von dramaturgischen Tropen und inszenatorischen Strategien. Allein der Umstand, dass uns Sean S. Cunnigham bis zum Finale vorenthält, wer sich für das Gemetzel im sogenannten Blood Camp verantwortlich zeigt, lässt den Film – im Gegensatz zu Halloween – effektiv nach dem Whodunit-Prinzip funktionieren.

Freitag der 13.

Sean S. Cunningham agiert schlichter, dreckiger und voyeuristischer als sein Vorbild. Er dampft den Minimalismus eines John Carpenter zur Reduktion reiner Schaulust ein und rief seinerzeit Sozialpädagogen und Moralapostel auf den Plan, die Kinder und Heranwachsende mit aller Macht vor Freitag der 13. schützen wollten. Symptomatisch steht dieser Titel bis heute für ein verbotenes Kino, obgleich natürlich niemand mehr durch die hiesige Brutalität hinter dem Ofen hergelockt wird.

Freitag der 13. - Konzentrierte Einfachheit als prägender Faktor für das Horror-Genre

Letztlich aber ist es genau diese methodische Einfachheit, die dem Low-Budget-Horror einen extremen Einfluss für das Horrorgenre einräumte. Fernab obligatorischer Augenwischerei, überhebt sich Sean S. Cunningham in seinem künstlerischen Anspruch zu keiner Zeit. Er formuliert sich pur, unverstellt, schließt ein Scheitern an eigenen Ambitionen damit gezielt aus und konzentriert sich im Zuge seiner präzisen, partiell von Suspense unterfütterten Thrillmechanik auf äußere Spannung samt überkandideltem Twist-Effekt.

Durch Freitag der 13. ist damit auch das Sommerlager als Hort des Schreckens im Mainstreamkino angekommen – und damit auch die explizite Visualisierung von Gewalt, ausgelebt von Spezialeffekt-Legende Tom Savini. Das kühle Leichentuch der Dunkelheit, welches Sean S. Cunningham über sein (eigentlich) idyllisches Setting aus Blockhütten, Wäldern und einem (zumeist) stillen See spannt, war für die Ewigkeit. Ein Klassiker, damals echter Schweinkram, heute filmgeschichtliches Einmaleins.

Am 9. Mai 2020 (US-Kinostart) feiert Freitag der 13. offiziell sein 40-jähriges Jubiläum.

Was verbindet ihr mit Freitag der 13.?

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