Gute Filme sind nicht lustig

16.02.2010 - 08:50 Uhr
Juno
20th Century Fox
Juno
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Komödien haben bei den Oscars kein leichtes Spiel: Wenn sie überhaupt nominiert werden, haben sie meistens nur Außenseiterchancen. Gerade in den letzten Jahren gingen einige hervorragende Komödien zu unrecht leer aus.

Bei den Oscars gibt es keine Unterscheidung zwischen Drama und Komödie. Die Filme der verschiedenen Genres treten in denselben Kategorien gegeneinander an. Das ist einerseits löblich, zeigt es doch in der Theorie, dass die Academy die Filme unabhängig vom Genre bewertet und nur die Qualität eines Films für eine Auszeichnung wichtig ist. Andererseits sieht es in der Praxis oft so aus, dass Komödien von der Academy, besonders in den wichtigen Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller und Beste Hauptdarstellerin, übergangen werden.

In diesem Jahr beispielsweise findet sich unter den Nominierten für den Besten Film mit Up in the Air nur eine echte Komödie – trotz der erhöhten Anzahl der Nominierungen von fünf auf zehn Filme. Away We Go – Auf nach Irgendwo und 500 Days of Summer zum Beispiel, die viel Lob von den Kritikern bekommen haben, haben in keiner Kategorie eine Nominierung erhalten. Selbst wenn Komödien doch nominiert werden, haben sie fast nie eine Chance auf einen tatsächlichen Sieg. In den letzten zehn Jahren zogen Komödien wie Juno, Little Miss Sunshine und Lost in Translation gegen die „ernsteren“ Filme im Wettbewerb stets den Kürzeren – obwohl sie alle die Anerkennung verdient hätten.

Auch die Darsteller haben in komischen Rollen deutlich geringere Chancen auf einen Sieg. Ellen Page s Darstellung der Titelheldin in Juno wurde von nahezu jedem Kritiker gefeiert, dennoch konnte sie keinen Oscar für diese Rolle gewinnen. Auch Bill Murray, Nicolas Cage und Jack Nicholson gingen trotz überzeugender Darstellungen in Lost in Translation, Adaption und About Schmidt leer aus – um nur einige Beispiele zu nennen.

Die einzige wichtige Kategorie, in der Komödien regelmäßig Anerkennung finden, ist die des Drehbuchs. So konnten von den genannten Filmen sowohl Juno als auch Little Miss Sunshine und Lost in Translation den Oscar für das Beste Originaldrehbuch gewinnen.

Dennoch ist es bedauerlich, dass Komödien bei den Oscars insgesamt so schlecht abschneiden. Natürlich wurden viele der Gewinnerfilme zurecht mit dem Oscar als Bester Film ausgezeichnet und auch die meisten Darsteller haben ihre Auszeichnung verdient. Auffällig ist es aber doch, dass auch von den Kritikern gefeierte Komödien bestenfalls Außenseiterchancen haben. Die beste Lösung wäre wohl tatsächlich, wie beispielsweise bei den Golden Globes zwischen Drama und Komödie zu unterscheiden, damit auch bei den Oscars Komödien die verdiente Anerkennung finden.

Etwas Gutes hat die Humorlosigkeit der Academy aber doch hervorgebracht: 2008 verarbeiteten Will Ferrell, Jack Black und John C. Reilly das Thema äußerst amüsant in einem Song, den sie bei der Oscarverleihung präsentierten. Den Auftritt könnt ihr euch hier ansehen.

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