Hat Jerry Bruckheimer seinen Zauber verloren?

26.07.2010 - 08:50 Uhr
Duell der Magier
Walt Disney Pictures
Duell der Magier
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Nach dem durchwachsenen US-Kinostart von Duell der Magier gerät Jerry Bruckheimer vermehrt unter Beschuss der Kritiker. Hat der Erfolgsproduzent von Kassenschlagern wie der Fluch der Karibik-Reihe sein Gespür für gewinnversprechende Blockbuster verloren?

Der Weg an die Spitze
Als neuer Stern am Produzentenhimmel konnte sich Jerry Bruckheimer bereits in den 1980er Jahren mit Beverly Hills Cop – Ich lös’ den Fall auf jeden Fall und Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel einen Namen machen. Über die Jahre etablierte er sich mit zahlreichen Blockbustern wie Bad Boys – Harte Jungs, Armageddon – Das jüngste Gericht und nicht zuletzt der Fluch der Karibik-Reihe. Sie ist bis heute wohl die größte Goldgrube des Erfolgsproduzenten, der mit einem Riecher für den richtigen Film zur richtigen Zeit ausgestattet ist, um die Nachfrage der nach Action und Unterhaltung lechzenden Kinobesucher-Masse zu stillen.

Sicher, der typische Jerry Bruckheimer -Film strotzt nicht vor tiefgründigen Charakterzeichnungen oder wendungsreichen Erzählstrukturen, kann dafür aber mit aufwendig choreographierten Actionsequenzen, einer reichlichen Anzahl von Spezialeffekten und regelmäßig mit mindestens einem identifikationsträchtigen Filmstar aufwarten. Dass das manchmal einfach genug ist, beweisen die Einspielergebnisse der aufgezählten Filme und einer ganzen Reihe weiterer Erfolge aus der Filmographie von Jerry Bruckheimer.

Die Krise nimmt ihren Lauf
Glauben wir jedoch den Spekulationen des hollywoodreporter, scheint Jerry Bruckheimer das Gespür für den sogenannten richtigen Film in letzter Zeit abhanden gekommen zu sein. Seine letzten vier Filme, übrigens allesamt in Kooperation mit Disney entstanden, blieben ausnahmslos hinter den in sie gesteckten Erwartungen zurück. Zwar konnten sowohl Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin, als auch G-Force – Agenten mit Biss weltweit jeweils mehr als 100 Millionen Dollar einspielen, während Prince of Persia: Der Sand der Zeit mit weltweiten Einnahmen von über 300 Millionen Dollar gar als erfolgreichste Videospielverfilmung aller Zeiten gilt.

Da aber der größte Teil der Einkünfte jenseits der USA verbucht wurde, murren die Verantwortlichen angesichts des unerwartet geringen Zuschauerinteresses für die besagten Filme im eigenen Land. Wie ihr seht, befinden wir uns auf einem äußerst hohen Niveau, auf dem hier gejammert wird. Aber bei den Summen, die in Hollywood im Hintergrund der Blockbusterproduktionen mittlerweile fließen, darf sich Ottonormalverbraucher nicht wundern, wenn bei einem Einspielergebnis von 300 Millionen Dollar von einem Misserfolg gesprochen wird. Die Produzenten haben eben 600 Millionen erwartet und sich dementsprechend kräftig verkalkuliert.

Der Tiefpunkt ist erreicht
Das Fass zum Überlaufen bringt nun der durchwachsene US-Kinostart von Duell der Magier, dem neuesten Streich aus dem Produktionshause Jerry Bruckheimer und Disney. Die Erwartungen waren angesichts von respektablen 160 Millionen Dollar Produktionskosten erneut entsprechend hoch – und wurden wieder enttäuscht: Gerade mal 17,6 Millionen Dollar konnte das Zauberspektakel am Startwochenende verbuchen. Nach eigenen Hochrechnungen erwarten die Macher ein weltweites Einspielergebnis von ungefähr 100 Millionen Dollar – zu wenig, um überhaupt die aufgewendeten Kosten zu decken.

Woran liegt es?
Das größte Problem bei der Misere dürfte darin bestehen, dass das junge Basispublikum nicht wie geplant in Duell der Magier strömt. Das könnte zum einen an der mehr oder weniger vielversprechenden Konkurrenz liegen (Ich – Einfach unverbesserlich, Toy Story 3, Die Legende von Aang), zum anderen an der vergleichsweise hohen Messlatte, die das Harry Potter-verwöhnte Publikum an thematisch ähnliche Filme legt. Möglicherweise hat die junge Zielgruppe aber auch einfach ihre vorherige Faszination für die mit Action, Spezialeffekten und großem Staraufgebot gespickten Filme von Jerry Bruckheimer verloren. In einer Zeit, in der ihnen von Pixar & Co. eine ganz neue, anspruchsvollere Welt eröffnet wird, würde eine solche Entwicklung auch nicht allzu sehr verwundern.

Die Folgen für Jerry Bruckheimer
Im Hause Disney sind die Verantwortlichen natürlich nicht erfreut über die kürzlichen sogenannten Misserfolge. Trotzdem gibt es ein klares Bekenntnis zu Jerry Bruckheimer: “Wir haben eine unglaubliche Partnerschaft mit einem der produktivsten Produzenten Hollywoods”, sagte Disney-Produktionspräsident Sean Bailey kürzlich. “Zusammen haben wir einige der […] erfolgreichsten Realactionfilme der letzen Jahre gedreht.” Gleichzeitig soll aber auch ein Insider aus dem Disney-Imperium mit den Worten zitiert worden sein: “Kein Produzent kann vier Flops hintereinander abliefern, ohne dass es ein Nachspiel hat.”

Welcher Aussage wir nun eher glauben dürfen, sei mal dahingestellt. Fakt ist, dass Jerry Bruckheimer und Disney bereits neue gemeinsame Projekte am Start haben. Neben National Treasure 3 befindet sich Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten bereits in den Dreharbeiten und soll im Mai 2011 in die Kinos kommen. Vorerst dürfte sich also wenig ändern für Jerry Bruckheimer, der seiner Linie treu zu bleiben scheint und weiterhin bei jedem neuen Blockbuster mit großen Erwartungen auf den nächsten überwältigenden Kassenschlager hofft.

Wie ist eure Meinung zur vermeintlichen Krise von Jerry Bruckheimer?

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