Ich habe 6 Minuten von Christopher Nolans Odyssee gesehen und kann den Film jetzt kaum noch erwarten

23.12.2025 - 08:32 UhrVor 17 Stunden aktualisiert
Nolans Die Odyssee mit Matt Damon
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Nolans Die Odyssee mit Matt Damon
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Das Abenteuer der Odyssee, das Christopher Nolan nächstes Jahr ins Kino bringt, wird phänomenal. Davon bin ich überzeugt, seit ich 6 Minuten davon im IMAX-Kino gesehen habe.

Als großes Abenteuer-Epos startet in sieben Monaten Christopher Nolans Homer-Verfilmung Die Odyssee im Kino. Weil der gefeierte Filmemacher aber bekanntermaßen ein Purist ist, gibt es die ersten Einblicke nur auf der großen Leinwand zu sehen. Das galt für den 70-sekündigen Teaser, der nur vor Jurassic World 4 lief. Und das gilt umso mehr für den 6-minütigen Ausschnitt, der nur vor Avatar 3 im IMAX gezeigt wird.

Ab ins Trojanische Pferd: Mein erster Einblick in Die Odyssee von Christopher Nolan war phänomenal

Schon die kürzlich veröffentlichten Bilder vom Trojanischen Pferd und Odysseus' Familie feuerten die Vorfreude gewaltig an. Bewegte Bilder vermitteln aber eben nochmal einen ganz anderen Eindruck und da Christopher Nolan seine Odyssee komplett im IMAX-Format gedreht hat, dürfen derzeit nur entsprechend ausgestattete Kinos die zirka 6 Minuten seines Epos zeigen.

Auch deshalb kaufte ich mir hoffnungsvoll eine teure Kinokarte für den IMAX-Besuch von Avatar 3: Fire and Ash und wurde nicht enttäuscht: Der zwischen anderen Trailern gezeigte Odyssee-Ausschnitt fungiert als Prolog und beeindruckte in jeder Hinsicht.

Wer in Vorbereitung auf Nolans Abenteuerfilm (wie meine Wenigkeit) mühsam die ungefähr 2700 Jahre alte Geschichte des griechischen Dichters Homer gelesen hat, weiß, dass Die Odyssee nicht mit dem titelgebenden Helden beginnt, sondern mit seinem Sohn Telemachos (Tom Holland). Dieser begibt sich auf die Suche nach dem seit Jahren verschollenen Vater. Entsprechend beginnt der 6-Minuten-Einblick mit Telemachos' Besuch bei Menelaos (Jon Bernthal), mit dem Odysseus im Trojanischen Krieg gekämpft hat.

Hier wartet gleich der erste Gänsehautmoment, als Menelaos sich mit seinem jungen Besucher stellvertretend an uns als Publikum wendet und sagt: "Du kennst zwar die Geschichte des Pferdes. Aber hast du sie auch schon aus der Innenansicht gehört?" ("You know the story about the horse, but have you heard it from the inside"?) Clever eingeleitet von diesen doppeldeutigen Worten eines Mannes, der im Schlachtgeschehen dabei war, wechselt Nolan dann in seine Rückblende zu den Männern, die sich mit Odysseus (Matt Damon) im Holzpferd verstecken, um derart versteckt in die Stadt Troja einzudringen.

Halb versunken in der Brandung des Meeres müssen die Trojaner das "Geschenk" der scheinbar abgezogenen Angreifer mühevoll in ihre Festung ziehen. Anders als bisherige Troja-Verfilmungen, wo das hölzerne Tier immer aufrecht in die Stadt geschafft wurde, wird das Pferd beim praktisch veranlagten Christopher Nolan allerdings unsanft auf der Seite liegend auf Baumstämmen über den Strand gerollt.

Die anschließend gezeigte Innenansicht im Bauch des Pferdes ist klaustrophobisch, weil der Raum mit Männerleibern vollgestopft ist, die hier kaum Platz finden. Sie müssen sich an den Wänden abstützen, während das Pferd sich rumpelnd und wackelnd vorwärts bewegt. Sofort ist klar: Jeder Laut eines fallenden Körpers im Hohlraum wäre verräterisch und damit tödlich. Entsprechend tragen sie auch keine klappernden Rüstungen, sondern nur einfache Leinenkleider, um keinen Ton zu verursachen.

Detail-Liebe, Überraschungen und Blockbuster-Feeling: So trumpft Nolans Odyssee-Ausschnitt auf

Christopher Nolan nimmt in seinem Odyssee-Flashback aber auch die Trojaner als Gegner ernst, die nicht so dumm sind, dem geschenkten Gaul nicht ins Maul zu schauen ... beziehungsweise in den Bauch. Kurz vor den Toren Trojas stechen sie ihre Schwerter zwischen die Latten des fast eisern wirkenden großen Pferdes. Drinnen können Odysseus' Männer in der quetschenden Enge den Klingen nur mühsam ausweichen. Ein geniales Detail folgt, als einer der versteckten Krieger doch von einer Schwertspitze verletzt wird: Während er sein Stöhnen unterdrückt, greift ein anderer nach oben, um das Blut der sich zurückziehenden Klinge abzuwischen, das draußen genauso verräterisch wie ein Schmerzenslaut gewesen wäre.

Dieses Auge für Feinheiten zieht mich sofort in Nolans Odyssee hinein. Anschließend wird das Pferd in der Stadt aufgestellt und nachts schlüpft Odysseus aus dem Inneren. Leise töten er und seine Männer die aufgestellten Wachen und stürmen auf die Burgmauer. Eine ins Dunkel hinabgeworfene Fackel enthüllt in ihrem aufflackernden Licht, dass unten vor Trojas Toren bereits die bewaffnete Nachhut wartet.

Als das Tor den Feinden geöffnet wird, entbrennt die Schlacht. In Rüstung stürmen die Angreifer die Stadt. Jon Bernthals Menelaos streift sich einen der ikonischen gefiederten Helme über, die schon auf dem allerersten Odyssee-Bild zu sehen waren. Schwerter bohren sich ins Fleisch. Der größte Moment gehört aber einer bedrohlich gerüsteten Gestalt, die übergroß im nächtlichen Nebel zwischen die offenen Torflügel tritt. Sein Gesicht bleibt im Dunkeln, doch es muss sich wohl um Agamemnon (gerüchteweise gespielt von Benny Safdie) handeln, der den Krieg gegen Troja anführte, nachdem seinem Bruder Menelaos die schöne Frau Helena entwendet worden war.

Hier bricht Christopher Nolan seine Rückschau, zurück in der Gegenwart seines eigentlichen Films, mit Menelaos Worten an Telemachos ab: "Den Rest kennst du ja." Gerade in dem Moment, wo die größte Action beginnt, wird sie uns augenzwinkernd vorenthalten. Zugleich erinnern wir uns so aber auch, dass wir hier keiner Neuverfilmung von Troja (also Homers Ilias) beiwohnen, sondern der Odyssee. Derart angefüttert ist meine Vorfreude zu diesem Zeitpunkt aber natürlich bereits ins Unermessliche gestiegen. Statt auf übermäßig opulente Kostüme setzt Nolan auf realistischen Blockbuster-Bombast., der sich kaum nolanesquer anfühlen könnte.

Dass der Inception-, Interstellar- und Oppenheimer-Regisseur in seinem Film aber erstmals auch nicht vor Fantasy-Elementen zurückscheuen wird, zeigt eine kurze anschließende Montage, die weitere Einblicke in Odysseus Abenteuer gibt. Darunter befindet sich auch der für eine Sekunde riesenhaft enthüllte Menschenfresser Polyphem, der überraschenderweise sein Zyklopen-Auge hochkant statt quer im Kopf trägt. Wegweisend vermittelt mir dieses Detail: Mr. Nolan ist auch auf der weiteren Odyssee bestimmt noch für die eine oder andere Überraschung in der bekannten Abenteuergeschichte gut.

Ich jedenfalls kann Die Odyssee nach diesen 6 atemlosen Minuten kaum noch erwarten. Der Kinostart am 16. Juli 2026 fühlt sich plötzlich wie eine Ewigkeit entfernt an.

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