Janas Cannes-Liebling Das weiße Band

16.05.2012 - 08:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Das weiße Band
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Das weiße Band
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Regisseur Michael Haneke überzeugt uns in seinem modernen Klassiker von seiner geheimnisvolle Erzählkunst, die den Zuschauer als Interpreter aktiv ins Geschehen mit einbezieht. Heute stellen wir euch sein Drama Das weiße Band vor.

Heute starten die in aller Welt hoch angesehenen Festival Cannes. Passend dazu wollen wir euch in der kommenden Woche jeden Tag einen Sieger der Goldenen Palme vorstellen. Jedes Redaktionsmitgleid hat sich dafür seinen ganz besonderen Liebling heraus gepickt. Heute starten wir mit dem Drama Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte von Michael Haneke, der 2009 zum Sieger der Filmfestspiele gekürt wurde.

Erzählt wird die Geschichte eines augenscheinlich idyllischen Dorfes in Norddeutschland am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Gemeinschaft ist geprägt von ihren Werten, die Sitte und Anstand verordnen. Doch der Schein dieser heilen Welt trügt. Schon bald erschüttern mysteriöse Unfälle die heile Gemeinde. Wegen eines gespannten Drahtseils stürzt der Doktor bei einem Ritt von seinem Pferd, der behinderte Sohn des Barons wird geschändet, eine Scheune wird in Brand gesteckt, und eine junge Sägewerkmitarbeiterin stirbt. Von nun an bestimmen Misstrauen und Argwohn den Alltag der Dorbewohner. Jeder verdächtigt jeden. Nur der Dorflehrer merkt, dass sich die Kinder der Gemeinde seit Beginn der ungewöhnlichen Ereignisse anders verhalten.

Nach seinen Werken Funny Games und Caché schlägt der österreichische Regisseur Michael Haneke mit seinem unheimlichen Vorkriegsdrama etwas ruhigere Töne an. Sein Film weiß mit Sicherheit zu polarisieren. Für die einen ist es eine emotionslose und überschätzte Großtuerei von einem Kunstfilm, für die anderen eine vorsichtige Analyse des Bösen, dass in jeder Gesellschaft schlummert. Durch die antiquierten Wertanschaungen, die herzlose Erziehung und die übertriebene Disziplin übertragen die Eltern ihren Wahnsinn auf die Kinder und formen so eine Generation, die 30 Jahre später an einer der dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte beteiligt ist.

Wer Wind sät, wird Sturm ernten, so zumindest könnte eine Interpretationsmöglichkeit des Films lauten. Denn Michael Haneke schreibt dem Zuschauer keinesfalls vor, was er glauben soll. Er liefert keine eindeutigen Bilder oder Antworten, er stellt Fragen, die nicht beantwortet werden und lädt den Zuschauer somit ein, die Antworten selbst zu finden. Das weiße Band holt sich seine Kraft aus den ruhigen Bildern und dem authentischem, aber zurück haltenden Spiel der Darsteller. Abseits aller Meinungen auf jeden Fall ein Film, der aus der Reihe der spannungsüberladenden Blockbuster heraus sticht und zu recht die Goldene Palme in Cannes gewann.

Könnt ihr mit dem Film Das weiße Band etwas anfangen?

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