Ostern eiert auf uns zu und gewohnheitsmäßig hauen die deutschen Sender vor den Feiertagen noch mal ein paar richtige Klopper raus. Während wir sonst wochenlang ohne große Auswahl dahindarben, kommen an den Feiertagen gleich so viele Leckereien gleichzeitig daher, dass wir davon eigentlich dick werden müssten. Wir beschränken uns aber wieder aufs Nötigste und geben Euch die TV-Tipps, die sich wirklich lohnen.
Unser erster TV-Tipp für diese Woche sind Die Teuflischen aus dem Jahr 1955. Simone Signoret wurde schlagartig zur unsterblichen Femme Fatal, als sie sich zusammen mit vra-clouzot dem Ehemann und Liebhaber Paul Meurisse entledigen. Alfred Hitchcock versuchte, sich die Filmrechte an dem Roman von Pierre Boileau und Thomas Narcejac zu sichern – vergeblich, Henri-Georges Clouzot war nur weniger Stunden schneller. Nicht schlimm, denn einen besseren Film als Die Teuflischen von Clouzot hätte auch er nicht abliefern können. Wir gehen davon aus, dass Ihr nach dieser Mutter aller Psychothriller eh nicht schlafen könnt – da könnt Ihr dann gleich auf arte bleiben und ab 0:15 Uhr A Throw of Dice – Schicksalswürfel eine Chance geben. Regisseur Franz Osten schuf 1929 diesen bombastischen, indischen Stummfilmklassiker mit 10.000 Statisten – was ungefähr der Menge an Zuschauern bei der Wiederaufführung 2007 in London entspricht.
Auch unser zweiter TV-Tipp zum Einschalten ist ein Klassiker. Martin Scorsese brauchte vier Jahre, um alle Geldgeber von Wie ein wilder Stier zu überzeugen. Auch wenn längst nicht alle Schockmomente des Originaldrehbuchs es tatsächlich auf die Leinwand schafften, ist das biographische Drama mit Robert De Niro als Jake LaMotta mehr als nur ein Boxfilm. Robert De Niro überzeugte Martin Scorsese, der gerade erst eine Kokainüberdosis hinter sich hatte, diesen Film zu drehen – holte ihn so aus der Depression und rettete ihm damit vielleicht das Leben. Zur Belohnung gab es zwei Oscars.
Für Die Passion Christi von Mel Gibson gibt es am Freitag um 23:10 Uhr gleich mehrere Alternativen abseits von Pro7, die fast schon nach Umschalten schreien. Die bluttriefende Passionsorgie aus dem Jahr 2004 ist voller Schockmomente und soll die Leiden Jesu vermitteln. Ob Mel Gibson nun einen antisemitischen Film gemacht hat oder nicht, lassen wir mal dahingestellt, sondern behaupten einfach mal: Wer diesen Film mag, schaut sich auch Autounfälle an. Wir raten Euch stattdessen zu den zwei ungleich größeren Filmen, die gleichzeitig laufen: Das ZDF zeigt ab 23:00 Uhr den opulenten, mitreißenden und vollkommen historisch unfundierten Elizabeth mit Geoffrey Rush und Cate Blanchett, für den letztere den Oscar gewann. Ihr mögt es lieber etwas weniger melodramatisch? Euch kann geholfen werden! Ebenfalls um 23:00 Uhr läuft in der ARD Casino und ist damit unser zweiter TV-Tipp von Martin Scorsese und Robert De Niro, diesmal mit einer brillanten Sharon Stone.
Müssen wir wirklich noch vor Die Jagd nach der Heiligen Lanze warnen? Kai Wiesinger und Fabian Busch sind in manch anderen Filmen nicht schlecht. Sogar Bettina Zimmermann soll schon einmal so etwas ähnliches wie Schauspiel gemacht haben. Hilft alles nichts: Für so einen Trash brechen wir keine Lanze.
This Show ain’t over til the fat Lady sings: In fast allen dritten Programmen tauchen diese Woche Dokus und TV-Specials zum Geburtstag des Altkanzlers auf. Exemplarisch dafür hätten wir da Der Kämpfer – Helmut Kohl im Rückblick am Montag ab 22:30 Uhr. Direkt im Anschluss daran beginnt Die lange Kohl-Nacht – mit Betonung auf lang. Länger kann eine Nacht gar nicht werden. Wer also genug hat von der ganzen Lobhudelei und Selbstbeweihräucherung des Mannes, dem zufällig die Einheit durch seine Amtszeit schlenderte, sollte schnell einen Blick in unser Fernsehprogramm werfen – oder (und diesen Tipp geben wir Euch nur heute) gleich ins Bett gehen…