Seit gestern können wir Johnny Depp in den deutschen Kinos bewundern. Wie so oft hat er sich mit Tim Burton zusammengetan, diesmal für Dark Shadows. Im Film, der auf der gleichnamigen Serie aus den Sechzigern basiert, spielt er einen Charaktertyp, den wir gut von ihm kennen: Der Vampir Barnabas Collins ist blass, schrullig und drückt sich äußerst gewählt aus. Es ist der typische Außenseite-Johnny Depp, den Tim Burton erdacht hat und dem er so gerne die Hauptrolle in seinen Filmen gibt. Doch wie es sich für einen echten Hollywoodstar gehört, hat Johnny Depp nicht nur eine einzige Paraderolle. Auch mit harten Charakteren, die am Rande der Legalität operieren und ihre Waffe recht locker sitzen haben, identifizieren wir den langhaarigen Wahlfranzosen. In Mafiafilmen und Thrillern hat er uns als kompromißloser Gangster oder gequälter Schriftsteller begeistert. Es wird Zeit für ein episches Duell. Im Fight der Woche tritt der blasse, tuntige Tim Burton-Johnny Depp gegen den harten, eiskalten Gangster-Johnny Depp an.
Die erste Runde: Die Entourage
Was wäre ein Boxer ohne seine Begleiter? Schon bei Einmarsch in den Ring, ist es wichtig, eine einschüchternde Entourage mitzubringen, um sich den psychologischen Vorteil im Kampf zu sichern. Außerdem können die Helfer in einem vom Ringrichter unbemerkten Moment durchaus entscheidend in den Kampf eingreifen. Der subtile Johnny Depp weiß diesen Vorteil zu nutzen und hat seine Mobsterfreunde aus Donnie Brasco mitgebracht. Selbstverständlich mit fiesen Mienen und bis an die Zähne bewaffnet. Kein Wunder, das sich der schüchterne Willy Wonka aus Charlie und die Schokoladenfabrik da vor Angst in die schicke Hose macht. Da kommt ihm die rettende Idee: Er stößt einen indianerähnlichen Schrei aus. Plötzlich wird der Ring von einer Horde Oompa Loompas gestürmt, die den hilflosen Donnie Brasco und seine Mafiafreunde festhalten. Willy Wonka schlägt nun ein, zweimal ordentlich mit seinem edlen Gehstock zu, nur um danach peinlich berührt den Zylinder zur Entschuldigung zu ziehen. Die erste Runde geht an den Overacting-Johnny Depp.
Die zweite Runde: Doping
Auch im Boxsport ist Doping ein Thema. Mit der Einnahme der richtigen Substanzen können Schnelligkeit und Kampfkraft entscheidend erhöht werden. Gut für George Jung, dem Drogendealer aus Blow, dass er mit einigem Recht als Dopingspezialist bezeichnet werden kann. Gezielt mixt er sich einen kräftigenden Cocktail zusammen. Was er nicht bedacht hat: Der Hutmacher aus Alice im Wunderland hat auch ohne Doping die Power und Rastlosigkeit eines läufigen Karnickels auf Speed. Doch George Jung ist clever. Als er bereits unter dem Fäusteregen des Hutmachers unterzugehen droht, schiebt er diesem beim Einatmen ein paar Amphetamine in die Nase. Das ist zuviel für den hyperaktiven Rotschopf. Mit schweren Herzproblemen zieht sich der Hutmacher in seine Ecke zurück. Die zweite Runde gewinnt der eiskalte Johnny Depp.
Die dritte Runde: Unfairer Waffeneinsatz
Es ist sicher keine Neuigkeit, dass es in Boxkämpfen nicht immer fair zugeht. Doch was sich John Dillinger aus Public Enemies hier erlaubt, ist wirklich bodenlos. Der berühmte Bandit bringt doch tatsächlich seine Tommy Gun mit in den Ring und ballert auch schon die ersten Salven in Richtung Gegner. Dumm nur, dass er Edward mit den Scherenhänden gegenübersteht. Scherenhände in einem Boxkampf? Alles andere als fair, aber verdammt effektiv. Mit einer gezielten Schnibbelaction endscheidet der Tim Burton-Johnny Depp die dritte Runde für sich.
Die Überraschung ist perfekt. Der Overacting-Johnny Depp kann den Gangster knapp, aber verdient mit 2 zu 1 nach Runden besiegen. Brachialer Gewalt hat er Verschlagenheit und Cleverness entgegengesetzt. Waffengewalt hat er mit Kreativität gekontert.
Nun liegt es an euch: Welcher der beiden würde den Fight der Woche eurer Meinung nach für sich entscheiden?