Mit David Lynch (Blue Velvet, Mulholland Drive) hat uns letzte Woche eine einzigartige Stimme in der Film- und Serienwelt verlassen. Ein unvergleichlicher Künstler, der nicht immer der finanziell erfolgreichste war, mit seiner kompromisslosen Vision aber millionenfach inspirierte. Sein letztes Projekt hätte eine Netflix-Serie werden können, die einige sogar für die 4. Staffel von Twin Peaks hielten. Sie kam nicht mehr zustande.
Neben zahlreichen herzlichen Abschiedstexten von langjährigen Weggefährt:innen wie Kyle MacLachlan und Naomi Watts meldete sich auch Netflix-Chef Ted Sarandos auf Instagram (via Variety ) zu Wort. Bei vielen Lynch-Fans kam das aber gar nicht gut an. Wir erklären euch, warum.
Darum sind David Lynch-Fans gerade nicht gut auf Netflix-Geschäftsführer Ted Sarandos zu sprechen
Der Netflix-Boss schrieb: "David und ich sprachen ein paar Mal, aber Jahre später kam er zu Netflix und pitchte eine Miniserie, auf die ich mich stürzte. Es war eine David Lynch-Produktion, also voller Mystery und Risiken, aber wir wollten uns auf die kreative Fahrt mit diesem Genie begeben. Erst Covid und dann einige Gesundheitsunsicherheiten führten dazu, dass das Projekt nie produziert wurde, aber wir machten klar, dass wir 'all in' wären, sobald er in der Lage ist."
Schaut man sich die Social-Media-Kommentare unter den News zu diesem Netflix-Nachruf an, findet man überall eine Version der Anschuldigung: "Lügner!". Das hat vor allem zwei Gründe. Zum einen offenbarte David Lynchs langjährige Produzentin Sabrina Sunderland im letzten Jahr, dass die Miniserie Wisteria aka Unrecorded Night kein Twin Peaks-Projekt gewesen sei und verwendete den belastenden Begriff "abgesetzt", welchen man nur allzu schmerzlich mit Netflix in Verbindung bringt.
Zum anderen erteilte Netflix einem weiteren David Lynch-Projekt namens Snootworld mehrfach eine eiskalte Absage, wie ebenfalls im letzten Jahr herauskam. Dabei ging es um einen Animationsfilm, den der Filmträumer mit Drehbuchautorin Caroline Thompson (Edward mit den Scherenhänden) ausgeheckt hatte. Zwei lauwarm rauchende Colts also, die Lynch-Fans nicht unbedingt vom aufrichtigen Interesse an seinen Projekten überzeugte. Was genau hinter den Kulissen passiert, werden wir wohl nie erfahren.
Die einzigen beiden Lynch-Werke, die sich aktuell auf Netflix befinden, sind seine Dune-Verfilmung von 1984 und sein reizender Kurzfilm What Did Jack Do?, in welchem der Regisseur ein kriminelles Äffchen verhört.