Marvels WandaVision ist großartig, stolpert aber in die gleiche Falle wie Wonder Woman 1984

18.03.2021 - 16:55 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
WandaVision und Wonder Woman 1984 teilen sich das gleiche Problem
Disney/Warner Bros.
WandaVision und Wonder Woman 1984 teilen sich das gleiche Problem
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Marvel und DC haben dieses Jahr mit WandaVision und Wonder Woman 1984 jeweils ein spannendes und sehenswertes Projekt veröffentlicht. Am Ende tappen jedoch beide in die gleiche Falle.

Auf den ersten Blick haben WandaVision und Wonder Woman 1984 nicht viel gemein. Sobald wir aber einen genaueren Blick auf die Projekte werfen, desto mehr Parallelen offenbaren sich. In beiden Geschichten geht es um den Schmerz der Protagonistinnen.

Achtung, es folgen Spoiler zur WandaVision und Wonder Woman 1984.

In WandaVision und Wonder Woman 1984 geht es um Verlust

Sowohl Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) als auch Diana Prince (Gal Gadot) haben in der Vergangenheit grausame Dinge erlebt und wichtige Menschen verloren. Obwohl sie Superheldinnen sind, können sie sich dem Verlustgefühl nicht entziehen. Die Abwesenheit von geliebten Personen wie Vision (Paul Bettany) und Steve Trevor (Chris Pine) nagt an ihnen, treibt sie in die Einsamkeit und führt zu Grenzüberschreitungen.

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WandaVision und Wonder Woman 1984 bringen die verstorbenen Figuren zurück - und zwar auf Kosten der Normalsterblichen. Damit Vision und Steve Trevor wieder unter den Lebenden wandeln können, wird die zivile Bevölkerung - oder zumindest ein Teil dieser - unterdrückt. Einmal mehr müssen die Menschen ohne Superkräfte den Preis für einen Superhelden-Konflikt zahlen - ein seltsamer, unnötiger Patzer.

Wonder Woman 1984

Doch der Reihe nach: Was passiert genau?

  • Wonder Woman 1984: Diana stolpert über den mächtigen Traumstein, der alle Wünsche in Erfüllung gehen lässt, und wünscht sich Steve zurück. Der im Ersten Weltkrieg verstorbene Pilot taucht kurze Zeit später im Körper eines anderen Mannes im Jahr 1984 auf.
  • WandaVision: Nach den Ereignissen von Infinity War und Endgame zieht sich Wanda in die Kleinstadt Westview zurück und erschafft sich dort ihre eigene Realität. Während sie mit einem ausgedachten Vision eine glückliche Familie gründet, zwingt sie alle Menschen um sich herum in bestimmte Rollen.

In beiden Geschichten verarbeiten die Superheldinnen ihr Trauma, indem sie es auf andere Menschen projizieren. Das ist an sich sehr spannend, immerhin eröffnet es viele interessante Einstiegspunkte, um über die Figuren und die Welt, in der sie sich befinden, nachzudenken. Gerade WandaVision leistet bemerkenswerte Arbeit, um Wandas Zerrissenheit greifbar zu machen.

Das unglückliche Konflikt wird nicht angemessen aufgelöst

Problematisch wird es, sobald die zentralen Konflikte ohne Bewusstsein für die Unterdrückten aufgelöst werden. Hier werden wehrlose Menschen in Mitleidenschaft gezogen. WandaVision und Wonder Woman 1984 könnten diese Diskrepanz nur bedingt überwinden. Die Katharsis, Erlösung, die Wanda und Diana am Ende erfahren, wird den Unschuldigen nie zugestanden. Sie müssen sich selbst mit der Situation zurechtfinden.

Der fremde Mann aus Wonder Woman 1984 gesellt sich in den letzten Atemzügen den Films zu Diana. Zufällig sind sich die beiden über den Weg gelaufen. Die Inszenierung des Moments versucht, in der unerwarteten Begegnung etwas Poetisches zu finden. Tatsächlich aber ist der Moment einfach nur unangenehm, sodass ihn nicht einmal Gal Gadot mit ihrer Strahlkraft als Wonder Woman überspielen kann.

WandaVision

In WandaVision wird das Schicksal der Menschen von Westview mit dem Kommentar stehengelassen, dass sie keine Ahnung haben, was Wanda für ihre Freiheit alles aufgegeben musste. Damit verkennt die Serie allerdings, dass es Wanda war, die das Übel über die Einwohner*innen der Kleinstadt gebracht und ihren eigenen Schmerz diesen übergestülpt hat. Sie dürften ziemlich genau wissen, wie es sich anfühlt.

Marvel und DC: Altes Superheldenproblem im neuen Gewand

Unbeholfen bis taktlos wirken die Augenblicke, in denen die überschriebenen Figuren ihre eigene Identität zurückerhalten. Entweder werden sie bevormundet oder ignoriert. Die Leidenden bleiben Randnotizen in einer Geschichte, die sich eigentlich der Ergründung des Leids verschrieben hat. Die Figuren werden gezeigt, benutzt und vorgeführt, in letzter Konsequenz aber nicht akzeptiert.

Superheldenfilme balancieren schon immer auf einem schmalen Grat zwischen inspirierenden Heldentaten und fragwürdigen Kollateralschäden. Für jeden Menschen, dem Superman in Man of Steel das Leben rettet, stürzt im Finale des Films ein Wolkenkratzer zusammen und fordert unzählige gesichtslose Opfer. Die entscheidende Frage ist, wie der Rest des Films mit diesem Umstand umgeht.

WandaVision

WandaVision befindet sich anfangs auf dem besten Weg, nicht in diese Fall zu tappen. Die vierte Episode beginnt mit einer großartigen Sequenz, die uns die Auswirkungen von Avengers 4: Endgame auf mikroskopischer Ebene vor Augen führt. Genau dieses Einfühlungsvermögen in die Folgen eines großen Superhelden-Ereignisses geht der Serie im Finale bei den Menschen in Westview jedoch verloren.

Wonder Woman 1984 lässt den fremden Mann, der als Steve Trevors Avatar fungiert, noch undankbarer zu Boden fallen, was die romantische Wiedervereinigung zwischen Diana und Steve rückblickend ziemlich creepy wirken lässt. Hätte der Traumstein da nicht etwas mehr Gedanken investieren können, bevor er den Piloten aus dem Jenseits gefischt hat? Dieser Eigentor hätte wirklich sehr leicht umschifft werden können.

Für zwei Superheldenprojekte, die sich dermaßen intensiv mit der Zerbrechlichkeit und Fehlbarkeit ihrer Figuren beschäftigen, ist es irritierend, dass ein solch grundlegendes Problem nicht ausreichend thematisiert wird. Vor allem WandaVision steht kurz davor, den entscheidenden Schritt zu gehen, vergisst im Finale allerdings die Weitsicht für alle Ereignisse abseits der zentralen Wanda-Vision-Beziehung.

Podcast: Ist WandaVision besser als die MCU-Filme?

Die Marvel-Serie WandaVision wurde so lang und intensiv diskutiert wie kaum ein anderes Projekt aus dem MCU. In dieser Folge von Streamgestöber dreht sich alles um die Besonderheiten der Serie.

Was unterscheidet WandaVision von anderen Marvel-Projekten? Wo liegen die Stärken und Schwächen der Serie mit Elizabeth Olsen und Paul Bettany? Und ist sie vielleicht sogar besser als die Kinofilme aus dem MCU? Das alles erfahrt ihr im Podcast.

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Wie ihr das in WandaVision und Wonder Woman genauso wahrgenommen?

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