Im August in Osage County ist großes Schauspielerkino und dies ist einmal mehr neben dem hervorragenden Ensemble auch Meryl Streep zu verdanken. Kein Wunder, dass die Schauspielerin zum 18. Mal für den Oscar nominiert wurde. Sie spielt Violet Weston, die nach dem Tod ihres Ehemanns die restliche Familie durch zunehmende Verbitterung in die Verzweiflung treibt. Ohne ihre tägliche Ration Tabletten kommt sie nicht mehr aus. Für jeden Angehörigen hat die zornige Frau ein paar (zu) ehrliche Worte übrig. So kommt das Fass ausgerechnet beim Leichenschmaus zum Überlaufen und viele schmutzige Geheimnisse geraten ans Tageslicht, die lieber in den verstaubten Kammern des Weston-Anwesen verborgen geblieben wären. Zum wiederholten Male taucht Meryl Streep in der Tragikomödie Im August in Osage County, die heute in den Kinos startet, in die Abgründe, in die seelischen Tiefen einer Figur ab und präsentiert uns eine enorme Bandbreite menschlicher Gefühle. Gekonnt bewältigt sie die Ecken und Kanten ihrer Figur und schöpft die Inspiration dafür auch aus ihrem eigenen Leben. 1978 verlor Mary Louise Streep 1978 ihren Schauspielkollegen und damaligen Partner John Cazale, der an Krebs erkrankte. Trotz Trennung pflegte sie ihn bis zu seinem Tod. Heute ist die Charakterdarstellerin seit über 27 Jahren immer noch glücklich mit dem Bildhauer Don Gummer verheiratet, mit dem sie vier Kinder hat.
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Auch die Beständigkeit, mit der die Darstellerin seit mehr als 35 Jahren Bestleistungen vor der Kamera abruft, sucht ihresgleichen. Meryl Streep ist eine der brillantesten Schauspielerinnen ihrer Generation. Bereits als junge Frau prägte sie mit ihrem sensiblen und emotionalen, aber niemals übertriebenen Spiel Klassiker wie den Antikriegsfilm Die durch die Hölle gehen von Michael Cimino und das Scheidungsdrama Kramer gegen Kramer, für das sie sich 1979 an der Seite von Dustin Hoffman ihren ersten Oscar erspielt hat. Zahlreiche Dramen und Epen wie Sophies Entscheidung und Jenseits von Afrika folgten in den 1980er Jahren, bevor sich die aus dem Bundesstaat New Jersey stammende Schauspielerin mit dem Musical-Film Mamma Mia! auch ihr Gesangstalent unter Beweis stellen konnte. Mit Am wilden Fluß wagte sie 1996
sogar einen Ausflug ins Actiongenre.
Mit unglaublichen 18 Oscar-Nominierungen, drei Siegen und einem Stern auf dem Walk of Fame hält Meryl Streep einen unerreichten Rekord in Hollywood. Die Liste ihrer Auszeichnungen ist ellenlang (wikipedia) und das völlig verdient. Stets gelingt es ihr, in ihre Figuren einzutauchen und sie glaubwürdig und authentisch zu verkörpern, ob nun ein polnisches Holocaust-Opfer in Sophies Entscheidung, eine feministische Heldin in Silkwood, eine biestige Moderedakteurin in Der Teufel trägt Prada, eine in die Jahre gekommene Edelbäckerei-Besitzerin in Wenn Liebe so einfach wäre oder die britische Premierministerin Margaret Thatcher in Die Eiserne Lady, dessen 1 Millionen Dollar Gage sie anschließend übrigens dem America’s National Women’s History Museum spendete.
Egal ob Komödie oder Drama, Meryl Streep geht ihren Figuren mit Ernsthaftigkeit auf den Grund. An über 50 Filmen war die Schauspielerin beteiligt. Dabei wird eines offensichtlich: Meryl Streep hat sich nie in das Korsett einer Rolle zwingen lassen, hat sich nie einem Zeitgeist untergeordnet, einem bestimmten Stil oder einem Typ. Sie ist immer eine Schauspielerin geblieben, die das Menschliche an ihren Figuren in all seinen Facetten interessiert. Damit hat sie uns Zuschauern zahlreiche wunderbare Filme geschenkt, in denen wir nicht nur ihrer Schauspielkunst erliegen, sondern auch verblüffend authentischen, wahrhaftigen und zutiefst menschlichen Figuren, wie Violet Weston in Im August in Osage County.
In welcher Rolle könnt ihr nicht genug von Meryl Streep bekommen?