Netflix-Geheimtipp beweist: Horror muss wieder brutaler werden

11.07.2020 - 10:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Die Netflix-Horrorserie Ju-On: Origins ist ein echter Geheimtipp, der ohne Jumpscares beweist, dass Horrorserien wirklich Spaß machen, wenn sie besonders brutal sind.

Horror auf Netflix ist Fluch und Segen zugleich. Nahezu im Wochentakt werden Genrefans mit neuen Horrorserien überschüttet - das meiste davon nicht nennenswerter Trash. In den Massen von Serien-Neuheiten habe ich nun mit Ju-On: Origins die bisher beste neue Netflix-Horrorserie 2020 entdeckt.

Ju-On: Origins ist ein Prequel zum ultimativen J-Horror-Franchise Ju-On bzw. The Grudge, die sich vom veralteten Geistergrusel verabschiedet und uns stattdessen mit erschreckenden Bildern und extremer Gewalt schockiert, die nichts für schwache Mägen ist. Und genau das ist es, was das Horrorgenre auf Netflix wieder bitter nötig hat.

Noch mehr Ju-On-Horror: Holt euch das Grudge-Reboot

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Teeniegrusel und Jumpscares: Kann Netflix noch was anderes?

Als großer Horrorfan freue ich mich auf jede neue Genreserie bei Netflix und werde jedes mal wieder bitter enttäuscht (mit seltenen Ausnahmen). Das trifft insbesondere auf das bisherige Serienjahr 2020 zu, das mit Serien wie Ares, Reality Z, Blutiger Trip oder Vetala wahre Horror-Rohrkrepierer hervorbrachte.

Auf Netflix herrscht geradezu eine Angst davor, uns "echten" Horror in Serie zu bringen. Stattdessen wird Horror immer wieder mit anderen Genres, wie Drama, Coming-of-Age oder Fantasy unterfüttert und darf kaum für sich selbst stehen. Eine Ausnahme: Chilling Adventures of Sabrina nimmt Horrorfans ernst und zeigt, dass so ein Mashup wirksam sein kann. Aber kann reiner Horror überhaupt jenseits der 90-Minuten-Grenze funktionieren?

Seht den Trailer zur Netflix-Horrorserie Ju-On: Origins

Ju-On: Origins - S01 Trailer (englische UT) HD
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In den vergangenen Jahren erlebte das Spukhaus- und Geister-Subgenre einen regelrechten Boom im Kino. Doch diese Jumpscare-Orgien lassen sich einfach nicht auf das Format Serie übertragen. Nicht jeder Zuschauer hat Zuhause eine mächtige Soundanlage, um die essentielle Klangatmosphäre des Horror wiederzugeben. Einziges Gegenbeispiel wäre die Serie Spuk in Hill House, der es durch meisterliche Inszenierung gelingt, wirklich zu gruseln - und uns mit einem der extremsten Jumpscares aller Zeiten zu erschrecken.

Horrorserien sind zu zahm geworden: Wir brauchen brachiale Gewalt

Mit Ju-On versucht sich Netflix nun an einem dreistündigen Horrorfilm in Serienform, der eines klarstellt: Wir brauchen schockierenden Horror, um den Spaß am Genre wiederzuentdecken. Horrorfans brauchen mehr als nur abgeschwächten Jugend-Horror (Ja, du bist gemeint Locke & Key). Es muss wieder brachial, niederschmetternd und vor allem brutalen Horror geben.

Ju-On: Origins

Ohne viel zur Handlung zu verraten und zu spoilern: Die 4. Folge von Ju-On: Origins katapultiert uns direkt zurück in die früheren 2000er Jahre, als das martialische Terrorkino aus Frankreich uns mit bestialischer Gewalt traumatisierte und das Horrorkino von Gewalt, Nihilismus und Tristesse gezeichnet war, die keine Happy Ends zuließ. Das muss doch auch in Netflix-Serien möglich sein.

Wenn Horror als Serienformat schon nicht mit Jumpscares gruseln kann, dann bleibt nur der Schockeffekt als Stilmittel zurück, damit das Adrenalin in die Höhe schießt und uns das Grauen bis in unsere Albträume verfolgt. Ein Paradebeispiel ist hierfür die Horrorserie Hannibal, die mit makaberer und kunstvoll in Szene gesetzter Gewalt zugleich schockierte und faszinierte.

Ju-On: Origins - Ein Hoffnungsschimmer für Horror auf Netflix

Ja, auch Netflix-Serien versuchen sich hin und wieder an schockierenden Horrorszenen. So versuchte sich das niederländische Ares als verstörender Horror-Mindfuck, konnte aber ohne interessante Figuren und fesselnder Handlung nicht begeistern. Auch das brasilianische Reality Z schockiert mit einer Szene, in der einem Menschen der Kopf samt Rückgrat aus dem Körper gerissen wird - wäre nur der Rest des uninspirierten Dead Set-Remakes nicht so langweilig.
Ju-On: Origins

Ju-On: Origins wirkt in dieser Entwicklung des Genres auf Netflix nun wie ein Hoffnungsschimmer für Horrorfans, die eine körperliche Erfahrung von ihrem Lieblingsgenre erwarten. Hier wird gar nicht erst versucht, uns mit blassen Geisterkindern und langhaarigen Japanerinnen zu gruseln.

Stattdessen setzt die Serie voll und ganz auf den Horror der menschlichen Existenz. Ein jeder, der das ikonische Grudge-Haus betritt, wird nicht mehr von krabbelnden Frauen heimgesucht, sondern führt fortan eine von Leid, Gewalt und Schmerz geplagte Existenz. Hier sind es nicht die Toten, sondern die Lebenden, die sich gegenseitig zerstören und wortwörtlich auseinanderreißen.

Was Ju-On: Origins allerdings zu einer besseren Horrorserie macht, ist die Aufmerksamkeit, die sie von ihren Zuschauern einfordert. Mit einer komplexen und leicht verwirrenden Struktur aus unterschiedlichen Handlungssträngen und zahlreichen Zeitsprüngen bringt die Serie nicht den schnellen Grusel-Fix nebenbei. Ju-On nimmt die Zuschauer ernst. Und genau das sollte auch Netflix wieder tun: Horrorfans ernst nehmen.

Die 1. Staffel von Ju-On: Origins besteht aus 6 Episoden, die seit dem 3. Juli 2020 auf Netflix zu streamen sind.

Hört den Podcast: Die besten Horrorserien auf Netflix

In der neuen Podcast-Folge von Streamgestöber gruseln wir uns mit den 13 besten Horrorserien von Netflix. Mittlerweile gibt es massenhaft Gruselware von der Stange bei Netflix. Aber in welche Horrorserie solltet ihr tatsächlich viele Stunden Lebenszeit investieren?

Jenny, Max und Andrea schauen auf eure und ihre eigenen Highlights und empfehlen Grusel, Vampire, Horrorkomödien und alles, was das Herz von Horror-Fans sonst noch begehrt.

Welche Horrorserien konnten euch so richtig schockieren?

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