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No Data #2: Love is in the Air

10.03.2015 - 17:09 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Warten auf das Glück?
Happy Pictures
Warten auf das Glück?
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Moviepilots Filmdatenbank kann natürlich nie vollständig sein, da aber momentan auch keine Möglichkeit besteht, dass die User am Anlegen eines neuen Eintrags mitwirken können, möchte ich mit dieser Artikelreihe einige aufgrunddessen völlig zu Unrecht übersehene Filme vorstellen, auf die man innerhalb der Grenzen Moviepilots sonst nie gestoßen wäre. Praktischerweise dient mir das bis zur Verfügbarkeit des neuen Mitmachformulars auch selbst als Erinnerungshilfe, um meine Meinung und Bewertung festzuhalten. Den ersten Teil gibt es hier: Brüste und Suizid. Heute steht vor allem die Liebe im Mittelpunkt.

Mourning Grave (Sonyeogoedam) | Oh In-chun | Südkorea | 2014

Oh, eine koreanische Schulmädchen-Geistergeschichte, wie überaus einfallsreich! Doch Augenblick, wer sich von der Prämisse eines Jungen, der Geister sehen kann, nicht abschrecken lässt, bekommt eine skurrile Genremischung geboten, die so vielleicht nicht zu erwarten war. In-soos Umzug zu seinem ebenfalls mit der Gabe ausgestatteten Onkel in eine ländliche Gegend außerhalb Seouls präsentiert sich zunächst als Mystery, überrascht dann mit mehreren Comedy-Elementen und bietet, nachdem seine Klassenkameraden nach und nach verschwinden, einen Thrillerplot, der aber eigentlich mehr in Richtung Horror geht. Die Wahrheit ist: Mourning Grave ist ein Drama über Freundschaft und übernatürliche Liebe, aber auch ein Kampf mit den eigenen Dämonen, die sich ganz wörtlich manifestieren und, darüber hinaus, auch ein Kommentar zum (anti-)sozialen Miteinander junger Menschen. So windet sich der Film tonal ganz bewusst mal in die eine, mal in die andere Richtung, doch komischerweise funktioniert das auch noch. BEWERTUNG: 7.0

Midnight Sun (Taiyô no uta) | Norihiro Koizumi | Japan | 2006

Die 16-jährige Kaoru führt ein Leben abseits der Norm: Tagsüber schläft sie statt in die Schule zu gehen, nur in der Nacht kann sie das Haus verlassen, denn sie leidet an Xeroderma pigmentosum , einer Hautkrankheit, bei der UV-Strahlung zur lebensbedrohlichen Gefahr wird. Jeden Tag beobachtet sie durch ihr Fenster (und eine spezielle Folie) die Bushaltestelle gegenüber und den Schüler Koji, der dort stets am frühen Morgen auf seine Freunde wartet, um mit ihnen im Meer zu surfen. Aus der sehnsüchtigen Distanz wird eines Nachts ein zufälliges Kennenlernen und schließlich eine junge Liebe, die jedoch allgegenwärtig von Kaorus Krankheit überschattet wird, die keine hohe Lebenserwartung verspricht. Midnight Sun hat eine herzliche, sympathische Atmosphäre, aber, wie zu erwarten, auch eine gewisse Tragik, die auf den Charakteren und dem Zuschauer lastet. So zaubert Koizumis Liebesdrama nicht nur ein mitfühlendes Lächeln aufs Gesicht, sondern sorgt zudem für feuchte Augen. BEWERTUNG: 7.0

Blowfish (Hetun) | Chi Y. Lee | Taiwan | 2011

Gut, Blowfish ist zwar eine Liebesgeschichte, entzieht sich aber der westlichen Massentauglichkeit allein schon durch seine sehr ruhige, wortkarge und krass entschleunigte Erzählweise, die bei dem ein oder anderen Zuschauer ein Gefühl von Langeweile hervorrufen kann, sollte er noch nie mit der schönen Langsamkeit des taiwanesischen Kinos Bekanntschaft gemacht haben. Xiao-Zhun ist zurückhaltend und unscheinbar, selbst als sie ihren Freund mit einer anderen Frau erwischt, bewahrt sie nach außen hin die Kontrolle in einer Welt, von der sich ohnehin bereits entfremdet hat ohne es zu merken. Einfach höflich lächeln, so wie sie es auf der Arbeit als Fahrstuhlbegleitung gelernt hat. Allerdings braucht ihr Kugelfisch ein neues Zuhause und so macht sie sich auf, den Fisch seinem Käufer persönlich zu überbringen, einem von seiner Freundin verlassenen Baseballcoach auf dem Land. Xiao-Zhun zieht nach getätigter Transaktion jedoch nicht wieder ihres Weges, sondern betritt ein neues Leben, das Leben des Coaches, und nimmt eine fremdartige Ersatzrolle seiner Freundin ein. Das geschieht ohne Worte - die beiden stellen sich nicht einmal einander vor - und wird in langen Einstellungen über Blicke und subtile Gesten erzählt. Regisseur Lee gelingt es, seine Figuren derart viele Emotionen und Gedanken über die bloße Körpersprache auszudrücken, sodass man sich irgendwann daran gewöhnt hat, dass die beiden kaum verbal kommunizieren und dennoch spürbar glaubhaft die Entwicklung einer Liebe aus einer ungewöhnlichen Ausgangssituation heraus vermitteln. BEWERTUNG: 7.5


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