Bei der Oscar-Verleihung spielen Blockbuster in der Regel nur eine marginale Rolle. Im letzten Jahr beherrschten die unabhängigen Filme die Verleihung. Zumindest einer konnte an den Kinokassen so richtig absahnen: Juno, der kleine Independentfilm von Jason Reitman, wurde an den Kinokassen zum Überflieger und der unabhängige Film wieder einmal ins Bewusstsein der Zuschauer geholt. Auch No Country for Old Men – im Preissegen erfolgreicher, an den Kinokassen nicht ganz so – gehört dazu. Aber sonst? Nur wenige unabhängig produzierte Filme werden Erfolge, die Masse der Independents kommt gar nicht erst auf die Leinwand. Immer mehr Kinos scheuen die Risiken der Filmauswertung und setzen eher Hollywood-Mainstream aufs Programm.
Hollywood hat in diesem Jahr seine kleineren Firmen wieder in die großen Studios einverleibt. New Line, einer der erfolgreichsten Studios im Bereich des Independentfilm, gibt es nicht mehr. Andere Firmen stehen finanziell immer am Rand des Ruins. Independents leben vom Enthusiasmus der Filmemacher, aber wenn das Geld zum Leben fehlt, verkauft sich die Haut eben auch leichter. Das Sundance Film Festival, auserkoren zum Mekka des unabhängigen Films, wird mehr von Hollywood-Bossen heimgesucht, die jegliches Potenzial und Talent unter ihre großen, alles beherrschenden Fittiche nehmen wollen. Zwar gibt es immer mal wieder den einen oder anderen Erfolg wie Juno oder Little Miss Sunshine zeigen, aber dem Gros bleibt der Erfolg an den Kinokassen versagt. Und das nicht, weil die Filme schlecht sind, sondern weil sie zwischen den sich jagenden Blockbustern und anderen Independents aufgerieben werden.
Vielleicht begann der Untergang der Independents bereits, als sie von den Weinstein-Brüdern entdeckt wurden. Studios entstanden in den 1980er Jahren, die das Potential der unabhängigen Produktionen erkannten. Miramax und New Line mischten erfolgreich den Markt auf und je erfolgreicher die Unabhängigen wurden, desto mehr gaben sie ihre Unabhängigkeit auf. Große Studio wollten auch etwas von diesem wachsenden Markt abbekommen und so stiegen sie ein in die Welt der Filme, die wenig kosten, aber viel Geld einbringen sollten. Jedes große Hollywood-Studio gründete sein Independent-Label. Viele kleine Filme überschwemmen seitdem den Markt, so dass die wenigsten wahrgenommen werden.
Mittlerweile scheinen die Studios wieder umzudenken. Erst recht mit der jetzigen Finanzkrise wird weniger Geld in die kleineren Labels fließen und so kann ein jeder für sich entweder ins Gejammer um das Ende des unabhängigen Films einstimmen oder die Hoffnung auf einen Neubeginn reklamieren. Vielleicht finden unabhängige Filmemacher wieder zu ihren Wurzeln zurück: Filme zu machen, deren vorrangiges Ziel es nicht ist, sich an den Konditionen des Marktes zu orientieren. Und vielleicht finden sich ja auch neue Wege, diese Filme dem Publikum schmackhaft zu machen … Internet, DVD, Video on Demand, Handy – alles ist möglich.