Vor einigen Tagen sorgte noch die Bekanntgabe der Filmmusik-Shortlist für die Oscars 2017 dank der Disqualifizierung von Arrival für Gesprächsstoff. Bei der neu eingetroffenen Shortlist für den Fremdsprachen-Oscar darf nun ebenfalls ordentlich gestritten werden. Zwar bestätigt die Liste die Erwartungen um eine Nominierung von Toni Erdmann, der in den vergangenen Wochen mit Auszeichnungen des Europäischen Filmpreises und Spitzenpositionen der Magazine Sight & Sound sowie Cahiers du Cinema auf sich aufmerksam machen konnte. Andererseits fällt sie vor allem durch die Titel auf, die sich nicht auf der Shortlist befinden. Hier sind die neun Filme, wovon fünf eine Nominierung erhalten werden:
- Australien: Tanna - Eine verbotene Liebe (Bentley Dean, Martin Butler)
- Dänemark: Unter dem Sand (Martin Zandvliet)
- Deutschland: Toni Erdmann (Maren Ade)
- Iran: Die Mieterin (Asghar Farhadi)
- Kanada: Einfach das Ende der Welt (Xavier Dolan)
- Norwegen: The King's Choice (Erik Poppe)
- Russland: Paradies (Andrey Konchalovskiy)
- Schweden: Ein Mann namens Ove (Hannes Holm)
- Schweiz: Mein Leben als Zucchini (Claude Barras)
Besonders verwunderlich ist die Abstinenz von Paul Verhoevens Elle, der unter großem Jubel in Cannes Premiere feierte und auch sonst von allen Seiten gepriesen wurde, wenngleich er trotz seiner drei Nominierungen beim Europäischen Filmpreis leer ausging. Dafür wurde Hauptdarstellerin Isabelle Huppert mit etlichen Kritikerpreisen geehrt und bekam eine Golden Globe-Nominierung, wie der Film selbst auch. Des weiteren ist auf der Shortlist keine Spur von Julieta, der ebenfalls in Cannes Premiere feierte und vielerorts als großes Comeback von Pedro Almodóvar gefeiert wurde. Eine Oscar-Nominierung schien hier überaus wahrscheinlich.
Ebenso vermisst wird der chilenische Beitrag Neruda von Pablo Larraín. Das Biopic um den chilenischen Dichter Pablo Neruda bekam eine Golden Globe-Nominierung und wurde vom National Board Of Review in den USA zu einem der besten ausländischen Filme des Jahres ernannt. Etwas kurios sind hingegen die Nominierungen von Tanna und Xavier Dolans Einfach das Ende der Welt. Vergangenes Jahr noch ignorierte die Academy den weitgehend gefeierten Mommy, während sie dieses Jahr einen Dolan-Film auf die Shortlist setzte, der sehr durchwachsen aufgenommen wurde, auch wenn er den Jury-Preis in Cannes erhielt. Tanna hingegen sorgte zwar auf einigen Festivals, unter anderem in Venedig, für Aufsehen, stellt aber trotzdem eine kleine Überraschung dar.
Was haltet ihr von der Shortlist für den Fremdsprachen-Oscar?