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Paradise Falls & Calgary - Der Ort deiner Träume

01.10.2015 - 11:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Paradise Fall Jar in "Oben"
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH
Paradise Fall Jar in "Oben"
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Warum packen wir nicht sofort unsere Koffer?

Filme können uns überall in dieser Welt hinführen. Orte von denen wir nur zu träumen wagten, deren Schönheit uns den Atem raubt. Mysteriöse Orte, Orte voller Magie. Düstere Orte, voller Geheimnisse. Lange Sandstrände, weite Steppen, dichte Wälder, leere Wüsten. Orte, die existieren, Orte der Fantasie. Filme entführen uns an diese Orte. Zeigen uns das, was wir vielleicht selbst nie zu Gesicht bekommen würden.

Filme lassen uns zu all diesen Orten reisen, in einem einzigen Wimpernschlag.

Aber all diese Orte, all diese fernen Länder können uns nicht das geben, was uns wirklich fehlt. Wir sind Reisende, wir sind Rastlos und auf der Suche nach unserem Platz in dieser Welt. Ein Zuhause, dass man stets sucht, aber nie findet.

Vielleicht existiert dieser Platz unserer Sehnsucht.

Ein Ort, der all das ausdrückt.

Der Inbegriff unseres Fernwehs.

Die Frage und die Antwort.


Für Justin Vernon, dem Frontmann der Band Bon Iver, ist es Calgary in Kanada. Er drückt es so aus:

Calgary is a metaphor. I’ve never been there. It’s about what you don’t know. It’s inviting that mystery into your life and believing it.

Wir kennen Songs wie Cluesos “Chicago” oder Phillipp Poisels “Bis nach Toulouse”.
Songs, die diesen Traum ausdrücken, die der Sehnsucht, dem Fernweh einen Ort geben. Städte oder Orte in denen wir nie waren, die wir aber in unseren Köpfen zu dem Ort unserer Träume machen.
Zu Projektionen, Metaphern.

Ein Beispiel eines dieser Orte ist Paradise Falls aus Pixar’s Oben.
Mr. Fredericksen und seine Frau träumen ihr ganzes Leben davon an diesen mysteriösen Ort zu reisen, sie sparen und sie träumen, doch immer wieder kam das Leben dazwischen.
Der ewige Traum, dem immer etwas zuvor kam, der immer erreichbar und unerreichbar zugleich schien. Irgendwo am Horizont. Und erst nach dem Tod seiner Frau schafft er es endlich. Er begibt sich zum Ort seiner Träume. Für ihn, für seine Frau. Doch während dieser Reise merkt er, was ihn vielleicht schon immer bewusst war. Er lernte, dass dieser Ort zwar voller Wunder war, doch war das wirklich Besondere, das Bedeutungsvolle, die Magie, die dieser Ort für ihn und seine Frau hatte allein die Idee, der Traum, den sie zusammen träumten.
Erst sie verliehen ihm Leben, erst die Sehnsucht machte ihn zu dem was er für ihn war. Und auf der Reise dorthin lernte er genau das. Er lernte, dass das die Liebe zu einer Person jeden Ort magisch werden lässt und dass das gemeinsame Träumen mehr sein kann, als der Ort selbst. Selbst wenn er mit seiner Frau nie zusammen zu den Paradise Falls geflogen ist führte er für uns eins der einfachsten, jedoch beneidenswertesten Leben. Ein Leben voller Liebe und Glück, dass uns die Tränen in die Augen treibt.

In Children Who Chase Lost Voices ist es ähnlich und auch das Ziel der Meisten cineastischen Roadtrips ist nicht immer Utopia, sondern nur ein Ort von dem wir Träumen. Ein Ort in einem fernen Land, ein Ort unserer Erinnerungen, vielleicht unser Ursprung, unsere Heimat.

Die Idee eines Ortes, den wir erreichen können, der jedoch so fern liegt. Erreichbar und unerreichbar, kann uns vielleicht bei der Suche helfen, nach dem, was uns wirklich fehlt. Es kann das sein, was uns antreibt, uns in der Ferne immer erwartet, uns wie ein Silberstreifen am Horizont Hoffnung gibt, da wir wissen, dass es immer diesen Ort geben wird. Diesen Ort unserer Träume Und will man überhaupt wissen, ob er so ist, wie wir ihn uns vorstellen oder reicht uns der Gedanke daran? Bevor wir womöglich von der Realität enttäuscht werden können? Ist es vielleicht auch das, was uns daran hindert sofort unsere Koffer zu packen und dorthin zu verschwinden? Die Angst, dass es nicht so ist, oder die Gewissheit, dass dieser Ort nur eine Projektion von dem ist, was wir uns erträumen. Ist es überhaupt dieser Ort selbst, der uns nicht los lässt, oder ist es nicht viel mehr die Notwendigkeit seiner Existenz selbst?

Having never been to Calgary, you tend to beautify it or put it into some form in your mind. When I think about Calgary, think of an isolated capital city. I think about rockies. I think about high places. I’ve always sort of dreamt about it. So Calgary became this place that true love comes from


Für die Figuren aus Filmen und Büchern ist das Reisen, der Weg meist das Ziel selbst. Sie finden heraus, dass alles was sie wollten schon erreicht ist, oder dass die Ferne sie immer wieder zurück treibt, oder vielleicht, dass dieser Ort nicht existiert.
Dieser Ort unserer Träume kann in der Ferne für uns viel mehr sein, als nur ein Stück Land, viel mehr als Häuser und Straßen und Menschen, die in ihr leben. Aber eben nur in der Ferne. Es muss nicht mal eine Stadt sein.
Für Der große Gatsby ist es Daisy, die für ihn alle seine Träume, alle seine Ziele repräsentiert. In deren Eroberung er seine ganze Energie steckt. Das Licht in der Ferne nach dem man seine Hand aussteckt. Es ist für den Mecha David in A.I. - Künstliche Intelligenz die gute Fee, die ihm seinen einzigen Wunsch erfüllen kann.

Doch am Ende ist Daisy nur eine Frau, die gute Fee existiert nicht, Calgary ist nur eine Stadt, Paradise Falls ist nur ein Ort, nur der Traum selbst ist von Bedeutung.
Und jeder Ort zu klein für unsere Sehnsucht.


Die Artikel meiner Blogkollegen:

Grimalkin: https://www.moviepilot.de/news/der-schlechteste-tourist-der-welt-157560

Absurda: https://www.moviepilot.de/news/wenn-die-liebe-zur-momentaufnahme-wird-158177

Stefan Ishii: https://www.moviepilot.de/news/urlaubsziele-und-weltkino-ein-pladoyer-fur-mehr-abwechslung-157504

Martin Canine: https://www.moviepilot.de/news/regnerische-nachte-im-glanz-des-neonlichtes-158396

Schlopsi: https://www.moviepilot.de/news/the-desire-of-a-fan-girl-158186

alex023: https://www.moviepilot.de/news/i-m-in-a-crowd-but-alone-i-m-here-but-i-m-not-158499

Wer Lust bekommen hat auf blog me if you can, kann sich einfach bei mir oder Grimalkin melden.

Thema für den nächsten Monat:

Filmlektüre

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