Das Headerbild spricht eigentlich schon Bände. Und was wäre bitte
schön prädestinierter für das Thema Fernweh, als die Filmreihe rund um
den britischen Gentleman und Doppelnullagenten im Dienste ihrer
Majestät, James Bond?
Wo haben uns die einzelnen Ableger denn schon
hingeführt? An exotische Strände, überlaufene Märkte, den Dschungel, die
Kanäle von Venedig, ja, sogar den Weltraum haben wir schon irgendwie
gesehen. Und doch möchte ich auf etwas gänzlich anderes hinaus, wofür
der gute Daniel Craig, ehh, James Bond Parade stehen muss.
Filme
zeigen uns seit jeher Welten, von denen der Zuschauer oft nur träumen
kann. Luxuriöse Anwesen tief im Landesinneren versteckt, perlweiße
Strände und keine Menschenseele weit und breit. Oder sie zeigen uns
Touristenattraktionen und astreine Luftaufnahmen von Reisezielen, die
sich bei vielen sehr weit oben auf der Liste der zu besuchenden Städte
befinden dürften – nicht zuletzt auch dank ebenjener Filme. Wie oft hat
man denn sonst schon die Golden Gate Bridge in San Francisco erblicken
dürfen, wie oft gibt es eine Luftaufnahme von Hongkong zu bestaunen,
wenn ein Film dort spielt? Und wie wenige Filme zeigen uns im Vergleich
auch die weniger schönen, dreckig urbanen Gassen der gezeigten Städte?
Aber wie dem auch sei, ich schweife schon wieder ab…
Es gab
mal eine Zeit, da wollte ich unbedingt nach Amerika. Einfach mal den
Lifestyle dort erleben, der von so vielen Filmen gepredigt wird.
Natürlich war ich nie so naiv, den American Dream irgendwann angehen zu
wollen – vom Tellerwäscher zum Millionär, oder vom betrügerischen The Wolf of Wall Street
zum Milliardär; soweit kommt es noch. Aber zumindest ein Roadtrip durch
die verschiedenen Staaten hätte drin sein sollen. Aber wie das immer so
ist, Wünsche und Ansichten verändern sich im Laufe der Zeit und so kam
es, wie es kommen musste. Amerika ist out, etwas anderes ist in.
Großbritannien ist in! Und schuld daran? Filme? Auch. Aber Filme
sind ja nicht nur Filme. Filme bestehen aus vielen Komponenten und
schnell stößt man auf den unumgänglichen Fakt, dass jeder einzelne
Schauspieler seinen Teil dazu beiträgt. Und noch so vieles mehr.
Ich hatte ja immer schon eine kleine Affinität gegenüber britischen Darstellern. Gary Oldman und Jason Isaacs
durften schon in frühester Kindheit fest im Filmgedächtnis als
widerwärtige und nichtsdestotrotz charismatische Bösewichte glänzen, Bill Nighy war sowieso schon seit Geburtan cool, und ja, selbst Pierce Brosnan
als James Bond konnte ich damals etwas abgewinnen (hey, wir sprechen
hier von nostalgischen Gefühlen die sich nur schwer abschalten lassen,
also wagt euch zu lachen! Und GoldenEye war auch verdammt gut. Über den
Rest lässt sich mit einiger Überzeugungsarbeit ja vielleicht der Mantel
des Schweigens legen)…
Was das ganze denn nun mit Fernweh und diversen Verlangen zu tun hat (denk‘ doch nicht so versaut, Mensch! Okay, die kommenden Namen sind schon ziemlich heiß…)? Easy.
Genau festlegen kann ich es nicht mehr, es muss aber mit Tom Hiddleston angefangen haben. Vermutlich auch mit Marvel's The Avengers und seiner Rolle des Loki. Denn plötzlich war ich Feuer und Flamme für diese Briten. Erst danach entdeckte ich dann Sherlock und somit auch Benedict Cumberbatch. Oder Martin Freeman. Oder Mark Gatiss. Und irgendwann kam dann auch noch das britische Kultformat Doctor Who
dazu. Und da war es nicht nur wegen der Schauspieler um mich geschehen.
Dieser ganze britische Stil, der Lifestyle, die Hauptstadt London… das
alles wirkt nun viel interessanter. Selbst mit der Kultur kann ich nun
sehr viel mehr anfangen und es macht sich wirklich authentisches Fernweh
in mir breit, wenn ich auch nur einen englischen Darsteller in Film und
Fernsehen zusehe.
Der Gedanke, wie mich Tom Hiddleston in seiner Rolle des Coriolanus im gleichnamigen Theaterstück von William Shakespeare so vollends überzeugte und mein Interesse am britischen Theater und Shakespeare neu entfachte, wie cool so ein völlig legerer Colin Firth überhaupt sein kann… aber das wusste man ja bereits vor Kingsman: The Secret Service… und wie verdammt gut so viele Briten wie Luke Evans mit der notwendigen Faszination und Gerissenheit dem Helden im Film das Leben schwer machen, oder in klassischer Jason Statham-Manier auf sie einprügeln…
Vermutlich ist es vorrangig der jungen Nachwuchsgeneration an englischen
Schauspielern zu verdanken, dass sie so ein entsetzliches Fernweh nach
Großbritannien in mir auslösen. Ein Verlangen, welches nicht mehr von
Literatur, Musik oder Film gestillt werden kann – stattdessen muss ich
wohl oder übel wieder nach London.
Die Stadt genießen, einen Tee
trinken obwohl ich doch so gar keine Teetrinkerin bin, im Hyde Park oder gar dem berühmt berüchtigten Viertel Sohos den
Musikern lauschen… oder einfach nur ein Bild mit einer kultigen blauen
Polizeibox knipsen. Manche Macken verlassen einen eben nie. Und hey, die
Schotten möchte ich nicht ausschließen, der temperamentvolle Doctor Peter Capaldi darf natürlich auch mit auf das Bild…
Oh
London, ich vermisse dich und deinen
ranzigen und doch so hippen Vergangenheit-trifft-Zukunft-Charme so.
Und schuld daran sind nur deine
verdammt guten Schauspieler!
Und hier geht es zu den restlichen Teilnehmern:
Grimalkin: Der schlechteste Tourist der Welt
chita91: Paradise Falls - Calgary, der Ort deiner Träume
Absurda: Wenn die Liebe zur Momentaufnahme wird
Stefan Ishii: Urlaubsziele und Weltkino: Ein Plädoyer für mehr Abwechslung
Martin Canine: Regnerische Nächte im Glanz des Neonlichtes
alex023: I'm in a crowd, but alone I'm not
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THEMA FÜR DEN 1. NOVEMBER: Filmlektüre
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