Perfekter The Walking Dead-Ersatz: Entdeckt einen großartigen Zombie-Geheimtipp

06.05.2020 - 16:15 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Da The Walking Dead gerade unfreiwillig pausiert, bietet es sich an, Survival of the Dead nachzuholen. Der verschmähte Zombiefilm feiert heute sein 10-jähriges Jubiläum.

Aufgrund der Corona-Krise sind die Fans von The Walking Dead gezwungen, sich in Geduld zu üben. Wann das Finale der 10. Staffel zu sehen sein wird, ist noch unklar. Dafür feiert heute Survival of the Dead sein 10-jähriges Jubiläum und eignet sich als würdiges Alternativprogramm.

Mit Night of the Living Dead und Zombie - Dawn of the Dead hat George A. Romero nicht nur den modernen Zombie geschaffen. Ihm ist es auch gelungen, ein popkulturelles Terrain zu erschließen, welches aus der heutigen Kino- und Serienlandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Survival of the Dead, seinen sechsten Zombiefilm, fand jedoch kaum jemand positive Worte. Zu Unrecht.

Der Tod wandelt auf Erden: Darum geht es in Survival of the Dead

Nachdem sich die Toten aus den Gräbern erhoben haben, begeben sich der desertierte Gardist Sarge (Alan Van Sprang) und seine Kameraden auf die Suche nach einem Platz, an dem sie Sicherheit vor den Horden wandelnder Toter finden. Eine kleine Insel vor der Küste von Delaware soll das geeignete Refugium darstellen.

Survival of the Dead

Dort angekommen, zerschlagen sich allerdings die Hoffnungen des kleinen Trupps in Windeseile, denn auch das verschlafene Eiland ist längst von den Untoten heimgesucht worden. Darüber hinaus finden sich Sarge und Co. inmitten einer langjährigen Familienfehde zwischen den O'Flynns und Muldoons wieder, die die Zombie-Apokalypse zu einem Mehrfrontenkrieg geraten lässt.

Wie bereits in seinen vorherigen Zombiefilmen arbeitet sich George A. Romero auch in Survival of the Dead an der Frage ab, ob der Mensch ein Überleben überhaupt verdient hat oder ob letztlich doch dem Zombie das Recht gebührt, auf der Erde ungestört schlurfen zu dürfen. Dass eine Koexistenz allein schon deshalb unmöglich gemacht wird, weil sich die Menschen viel zu gerne gegenseitig abschlachten, unterstreicht Romero in diesem Fall beinahe spöttisch.

Unsere kleine Horror Farm: Survival of the Dead trifft auf The Walking Dead

Ohnehin ist die deutlich komödiantischere Note von Survival of the Dead eine dankbare Auflockerung der altbekannten Motive, mit denen sich George A. Romero hier ein weiteres Mal beschäftigt. Das gelegentliche Augenzwinkern, welches sich auch unter die patriarchalen Streitigkeiten zwischen Patrick O'Flynn (Kenneth Welsh) und Seamus Muldoon (Richard Fitzpatrick) mischt, gibt dem Film oftmals die Entspanntheit eines stilsicheren Alterswerks.

Survival of the Dead

Das interfamiliäre Dilemma, welches sich im Verlauf der Handlung von Survival of the Dead immer weiter aufwiegelt, basiert auf einer spannenden Grundsatzdiskussion: Während Patrick O'Flynn der Überzeugung ist, die Zombies durch einen gezielten Kopfschuss direkt wieder ins Jenseits zu befördern, glaubt Seamus Muldoon an eine Art der Resozialisierung - nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft, aber vielleicht als Nutztiere 2.0.

Damit eignet sich Survival of the Dead in seinen besten Momenten eine tonale Taktung an, die eben nicht nur humorvolle Sensoren frequentiert, sondern auch eine einnehmende Mischung aus Seifenoper und Endzeithorror hervorbringt. Also genau jene Genre-Verstrebung, die The Walking Dead mit der zweiten Staffel endgültig perfektioniert hat, wenn der klassische Zombie-Schocker à la Romero mit dem heimeligen Pathos von Unsere kleine Farm verschmilzt.

Survival of the Dead und The Walking Dead ergänzen sich

Darüber hinaus deckt Survival of the Dead ohnehin ein ähnliches Themenfeld ab, wie es The Walking Dead seit nunmehr zehn Staffeln tut. Während gruppendynamische Prozesse analysiert werden, um den Zombie im Menschen und den Menschen im Zombie aufzuspüren, sehen sich die familiären Zwistigkeiten einem Tauziehen zwischen gesunder Ratio und verrohter Entmenschlichung ausgesetzt. Ob es dafür das abgenutzte Zwillingsmotiv benötigt hätte, wie es Romero hier mit zwei Schwestern bemüht, sei einmal dahingestellt.

Survival of the Dead

In jedem Fall aber geht es um Differenzen und Gegenüberstellungen, die in ihrem Konfliktreichtum gleichwohl in einen politischen Kontext eingeordnet werden dürfen. Die Familienoberhäupter selbst werden nicht nur zu Projektionsflächen eines sterbenden amerikanischen Traums. Sie sorgen in ihrem autoritären Gründerväter-Gestus auch dafür, dass sich Survival of the Dead mit dem ältesten Genre Amerikas bespiegeln darf: dem Western.

Ein melancholischer Abschied: George A. Romero überlässt den Toten das Feld

Kaum ein anderes Genre eignet sich derart gekonnt, um politisch-ökonomische Herrschaftsformen Amerikas zu untersuchen. Das wusste natürlich auch George A. Romero und hat mit Survival of the Dead einen Horror-Western gedreht, in dem nicht einfach nur der Norden gegen den Süden, die Republikanern gegen die Demokraten, die Lebenden gegen die Toten antreten. Der Erhalt und Verfall von Idealen ist genauso relevant wie die Faszination und der Schrecken reiner Körperzerstörung.

Dass sich am Ende, wenn George A. Romero eines der poetischsten Bilder seiner gesamten Karriere heraufbeschwört, auch eine gewisse Melancholie in das Geschehen einmischt, versteht sich von selbst. Romero ist nicht mehr der revolutionäre, gezielt herausfordernde Filmemacher, der er in der Hochphase seines Schaffens war. Trotzdem entpuppt er sich hier als kluger, reflektierter Künstler, dessen schwelgerische Sehnsucht gerade in einer Zeit gilt, in der das Genre erschöpft.

Survival of the Dead feiert heute, am 6. Mai 2020, sein 10-jähriges Jubiläum.

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