Serien-Sherlock entlarvt Kino-Sherlock

20.08.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Dr. John Watson (Martin Freeman) & Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch)
Polyband
Dr. John Watson (Martin Freeman) & Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch)
8
21
Erwartungen hat jeder von uns – natürlich auch wenn es um Filme und Serien geht. Heute erzähle ich euch im Rahmen der Aktion Lieblingsserie von enttäuschten Erwartungen beim Film und übertroffenen bei der Serie, deren Mittelpunkt jeweils Sherlock Holmes ist.

Serien und Kinofilme sind im Moment enger verknüpft denn je. Egal ob fünf Staffeln Das A-Team aus den 1980er Jahren im 21. Jahrhundert in einen Kinofilm (Das A-Team) zusammengefasst und generalüberholt werden oder sich aktuell Gerüchte um Serienformate zu etablierten Kinogrößen à la Hannibal oder Marvels Hulk ranken. Dazu kommt die Tatsache, dass einige Serien wie Game of Thrones oder The Walking Dead laut Kritikermeinung schon längst Kinoqualität erreicht haben und nicht zuletzt auf den großen Leinwänden selbst regelmäßig Filme erscheinen, die sich wie James Bond oder Star Trek ebenfalls fast als Serie lesen lassen. Die BBC-Produktion Sherlock basiert zwar wie die Kinoadaption Sherlock Holmes und das Sequel Sherlock Holmes 2: Spiel im Schatten von Guy Ritchie im Grunde genommen nur auf der Literaturvorlage von Arthur Conan Doyle. Trotzdem genügt dieser Umstand sowie die Gegebenheit, dass beide Formate im selben Zeitraum erschienen sind, um sie gegenüber zu stellen.

Was der moderne Hollywood-Blockbuster zur Schau stellt, kann die überschaubare BBC-Produktion schon lange. Braucht es ein übertriebenes Budget sowie zwei Superstars vom Kaliber eines Robert Downey Jr. und Jude Law, wenn Benedict Cumberbatch und Martin Freeman als ungleiches Ermittlerduo bestaunt werden können? Vermutlich bleibt die Beantwortung dieser Frage dem ganz eigenen Geschmack überlassen. Mein persönlicher Favorit ist die britische Version, die raffinierter, pointierter und konstanter auf ein Finale hingearbeitet hat, gegen das die visuelle Kraft vom letzten Akt aus Sherock Holmes: Spiel im Schatten deutlich abfällt.

Gegenspieler des Meisterdetektivs ist in beiden Fällen Moriaty. Sowohl in der bis dato letzten Sherlock-Episode Der Reichenbachfall sowie auch bei Guy Ritchies Spiel im Schatten, darf der klassische Erzfeind Benedict Cumberbatch beziehungsweise Robert Downey Jr. das Leben schwer machen. Während bei der Serie gleich zu Beginn daran gearbeitet wird, diesen Antagonisten als unberechenbaren, verrückten und gleichzeitig brillante Nemesis einzuführen, treibt Moriaty in der Sherlock Holmes-Fortsetzung – dem Zusatztitel entsprechend – sein Spiel im Schatten. Dass die von Jared Harris verkörperte Figur dabei kaum bedrohlich wirkt und im besten Fall einen konventionellen Schachzug parat hat, beweist mehr als deutlich, dass sich die Macher eindeutig zu sehr auf den Ruf des Erzfeindes verlassen haben, anstatt diesen zu begründen oder auszubauen.

Natürlich kann nicht geleugnet werden, dass sich auch die BBC-Produktion den etablierten Status von Moriaty aus der Literaturvorlage zunutze macht. Allerdings ruht sich Schauspieler Andrew Scott nicht auf dem Ruf seiner Figur aus, sondern benutzt diesen als Steilvorlage, um einen tatsächlich gefährlichen Antagonisten zu erschaffen, dem es zum ersten Mal in der Serie gelingt, Sherlock Holmes tatsächlich in Schach zu halten. Selbstverständlich kann er auf einen vorherigen Auftritt aus der ersten Staffel aufbauen. Dennoch steht sein Charakter erst in Der Reichenbachfall richtig im Vordergrund und dieses Aufeinandertreffen zwischen Sherlock und Moriaty darf wahrlich als episch bezeichnet werden – selbst wenn das Szenario von überschwänglichem Pathos geprägt ist. Doch mehr soll an dieser Stelle gar nicht verraten werden, um Spoilern vorzubeugen.

Als kurzes Resümee bleibt an dieser Stelle hervorzuheben, dass auch ein kleiner abgesteckter Rahmen genügt, um selbst in einer ins 21. Jahrhundert versetzte Adaption den Geist der Literaturvorlage einzufangen. Während Guy Ritchie trotz vorhandener Ambitionen im letzten Akt seines Spiels im Schatten an Hollywood-Konventionen und großen Schauwerten untergeht, dringt der BBC-Sherlock tiefer in die Materie ein und hat bei mir dank der verschachtelte Erzählung, den präzisen Dialogen sowie dem wunderbar agierenden Cast eindeutig die Nase vorn. Obvious.

Macht mit und gewinnt bei der Aktion Lieblingsserie:

Gewinne der Aktion Lieblingsserie

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News