Terminator, RoboCop und die Geburt des Cyberpunks

02.09.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Terminator 2 - Tag der Abrechnung
TriStar Pictures
Terminator 2 - Tag der Abrechnung
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Nicht nur wurden in den 80er Jahren mit Terminator und RoboCop die Paradebeispiele für die Androiden- und Cyborg-Figur im Film geschaffen, auch entstand ein ganzes Science-Fiction-Subgenre – der Cyberpunk.

Im vorangegangenen, dritten Teil meiner Themenreihe drehte sich alles um dystopische Science-Fiction-Filme der 50er und 60er Jahre zur Zeit des Kalten Krieges, der jedoch noch bis in die 80er Jahre reichte. Im Angesicht des drohenden Nuklearkrieges schuf George Miller 1981 mit Mad Max II – Der Vollstrecker aus Mel Gibson eine Stil-Ikone in postapokalyptischen Wastelands. An Punk-Ikonografien angelehnte Kostüme und Motorradgangs, die sich brutale Kämpfe um Öl liefern, prägen diesen erfolgreichen Prototyp des Endzeitfilms nach einer atomaren Katastrophe.

Der vierte Teil meiner Themenreihe “Von Metropolis bis Matrix” wird einen Blick auf die Beliebtheit des Androiden und Cyborgs im Science-Fiction-Film der 1980er Jahren werfen, sowie Körperboom und Cyberspace verknüpfen.

Mehr: Teil 1 – Gesellschaftsängste als Science-Fiction-Geschichte
Mehr: Teil 2 – Die Anfänge des dystopischen Sci-Fi-Films
Mehr: Teil 3 – Invastionsfilme & andere Dystopien im Kalten Krieg
Mehr: Teil 5 – Gentechnik & Simulationen als Horrorvorstellung
Mehr: Teil 6 – Menschliche Technisierung als neue Hiobsbotschaft

Blade Runner
Eine düstere und im Abfall versunkene Großstadt voller Neon-Reklametafeln schuf Ridley Scott 1982 im Noir-Klassiker Blade Runner, basierend auf Philip K. Dicks Geschichte mit dem philosophischem Titel Do Androids Dream of Electric Sheep?. Das Hauptthema des 2019 angesiedelten Films sind „synthogenetische Replikanten“ – Maschinen, die dem Menschen rein äußerlich zum Verwechseln ähnlich sehen, Gefühle entwickeln können und ihm geistig mindestens ebenbürtig sind.

Terminator – Eine Machine als Vaterfigur
Mensch und Maschine lassen sich auch im Androiden-Höhepunkt Terminator von James Cameron mit Arnold Schwarzenegger aus dem Jahr 1984 kaum noch unterscheiden. Den Hauptcharakter stellt ein Roboter samt organischem Überzug dar. Er wird in einer apokalyptischen Zukunft, in welcher Maschinen gegen Menschen kämpfen, programmiert, um dann in der Zeit zurückgeschickt zu werden. Dieser Actionfilm vereint viele große Themen des Science-Fiction-Genres und vor allem der 80er-Jahre.

Als sich in der Fortsetzung Terminator 2 – Tag der Abrechnung 1991, ebenfalls von Cameron, der feindliche Androide des ersten Teils als umprogrammierter Retter und Vaterfigur entpuppte, war die Metapher einer Unterwanderung der Maschinen im Alltag perfekt. Da sich sowohl im ersten, als auch im zweiten Teil im Laufe des Films der Terminator immer weiter seiner organischen Teile entledigt, kommt die Maschine mehr und mehr zum Vorschein und das Menschliche wird von der Mechanik ersetzt.

Altes Thema, neue Beliebtheit
Die Idee der Mensch-Maschinen-Hybriden im Film war natürlich nicht neu. Schon 1902 ließ Alfred Jerry in Le Surmâle seinen Helden, welcher eine Mischung aus Mensch und Maschine war, Übermenschliches vollbringen. Die Androiden- und Cyborg-Thematik erfreute sich aber erst in den achtziger und neunziger Jahren großer Beliebtheit im Science-Fiction-Film und fand so den Anschluss an schnell voranschreitende, wissenschaftliche Themen wie Molekularbiologie, Reproduktionsmedizin und Prothetik. Damals begannen die leibliche Integrität des Menschen und die Grenze zwischen menschlichem Leib und Maschine sowie natürlichem und künstlichem Körper zu verschwimmen.

Körperboom und Entkörperlichung in den 80ern
Ende der Achtziger kam in der Science Fiction nach dem Thema des Androiden jenes der Mensch-Maschinen-Hybriden, der Cyborgs, in Mode. Karl-Heinrich Bette fragte in den 1980er Jahren nach dem Ort und dem Stellenwert des menschlichen Körpers in der modernen Gesellschaft. Das Verhältnis unseres Körpers zur Gesellschaft sei in der Moderne ihm zufolge ein Paradoxon, denn der Körper sei „nirgends“ und zugleich „überall“. Diese These ist einfach erklärt, denn der Verdrängung des Körpers durch Instrumentalisierung, Disziplinierung, Ruhigstellung und Robotisierung, sowie Virtualisierung des Körpers und Entkörperlichung der Kommunikation stellt er gegenüber, dass es kaum einen Sozialbereich gäbe, der vom Körperboom verschont geblieben wäre.

Es hat Konjunktur vom Körper zu reden. Im Alltag soll der Körper schön und gesund aussehen. Die Jugendlichkeit ist zum Ideal geworden. Schönheits-, Schlankheits- und Fitnesswahn, sowie Erotisierung und Sexualisierung des Alltags haben ebenfalls zu einem allgegenwärtigen Körperideal beigetragen. Die dadurch entstandene Körperaufwertung und damit einhergehende Körperverdrängung durch strikte Reglementierungen und Arbeitskräfte ersetzende Maschinen führten laut Bette zu einem „paradoxen Körper“.

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