The Paperboy schockiert & spaltet ganz Cannes

26.05.2012 - 08:50 Uhr
Spalten Cannes: Der Cast von The Paperboy
Benaroya Pictures
Spalten Cannes: Der Cast von The Paperboy
9
10
Gestern feierte The Paperboy in Cannes Premiere. Heute sind sich Kritiker auf der ganzen Welt uneins darüber, ob wir es bei diesem Thriller mit einem trashigen Meisterwerk oder einem peinlichen Fehlschuss zu tun haben.

Das ist eben Cannes: Filme werden in den Himmel gelobt und als einfühlsame, dramatische oder exentrische Meisterwerke betitelt, oder sie werden von den Kritikern gnadenlos in der Luft zerrissen. Der Thriller The Paperboy siedelt sich irgendwo dazwischen an. Die einen betrachten den Film von Regisseur Lee Daniels (Precious – Das Leben ist kostbar) als eine unkonventionelle und frische Abwechslung, die anderen finden die auf Zac Efron urinierende Nicole Kidman einfach nur peinlich.

Aber werfen wir erst einmal einen Blick auf die Story des umstrittenen Films. Nachdem er verdächtigt wird, den Sheriff getötet zu haben, wird Hillary Van Wetter (John Cusack) zum Tode verurteilt. Während er sich seinem Schicksal fügend im Todestrakt auf seine Hinrichtung wartet, erweckt er die Aufmerksamkeit und das (Mit)Gefühl der durchgeknallten Vierzigerin Charlotte Bless (Nicole Kidman), die sich schon bald in den Kopf setzt, ihre neue große Liebe zu heiraten. Währenddessen versucht Reporter Ward James (Matthew McConaughey) Schlampereien in der Zeit des Prozesses aufzudecken und Van Wetter so das Leben zu retten. Sein wenig ambitionierter kleiner Bruder (Zac Efron) soll ihm dabei helfen.

Der gleichnamige Roman von Peter Dexter schlug kurz nach dem Erscheinen 1995 ein wie eine Bombe und wurde sofort als heißer Filmstoff gehandelt. Die Umsetzung dauerte bekanntlich seine Zeit, was die Erwartungen an den Film nur noch höher schraubte. Nun steht Regisseur Lee Daniels mit seinem Werk vor einem geteilten Kritikerpublikum.

James Rocchi von The Playlist gehört zu denjenigen, die The Paperboy rein gar nichts abgewinnen können: Viele Leute werden euch sagen, dass The Paperboy […] ein Trash-Meisterwerk ist, ein unmittelbarer Klassiker, so schlecht, dass er wieder gut ist. Dem Urteilsvermögen dieser Leute, dieser Kritiken, kann einfach in keiner Frage getraut werden, wenn es um diese halbherzige, ironische Befürwortung eines der schlechtesten Filme des Jahres in Cannes geht.

Eine der positiven Kritiken kommt von Fréderic Jaeger, der auf Critic.de seine Meinung kundtut: Die moralische Deutungsfreiheit, der uns Daniels in seiner großzügig-emphatischen, aber immer auch distanzierten Art überlässt, ist eine willkommene Abwechslung im ideologisch-autoritären Kinosystem Hollywoods, bei dem er sich ansonsten freizügig bedient.

Und weil sich ja reißerische Kritiken viel besser lesen lassen als Lobeshymnen, haben wir euch noch die Meinung von Michael Sennhauser zum Film rausgesucht, den er als überwürzten, überstürzten, zu einem Brei verkochten Sumpfland-Thriller bezeichnet:
Aber The Paperboy ist nun nicht viel mehr als Trash-Kino. Nicole Kidman ist mit Herz und Körper dabei, pisst auf Zac Efrons Gesicht (vom Drehbuch wohl motiviert notabene), spreizt die Beine und zerreisst sich die Strumpfhose im Schritt für ihren Gefängnis-Beau. Das ist alles kalkuliert schockierend gemeint, wirkt aber eher peinlich.

Damit sorgt The Paperboy bis jetzt für die größte Furore in Cannes, schneidet aber im Durchschnitt auch am schlechtesten ab. Geschmäcker sind eben (bzw. zum Glück) verschieden und so muss letztendlich jeder selbst entscheiden, ob er sich das divisive Werk zu Gemüte ziehen möchte.

Würdet ihr euch The Paperboy anschauen?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News