Disney und Apple gehen im kommenden Monat ihre ersten Schritte auf dem Streaming-Markt. Der aktuelle Branchen-Primus Netflix bleibt derweil gelenkig und etabliert neue Modelle. Wie Tech Crunch berichtet, startet Netflix in Malaysia ein stark verbilligtes Angebot, das ausschließlich auf mobilen Endgeräten funktioniert.
Billiges Netflix-Modell: Das sind die Funktionen im Detail
Das Nur-Mobil-Angebot läuft seit Juli bereits in einem anderen asiatischen Land: in Indien. Die Rahmenbedingungen des Modells in Malaysia unterscheiden sich davon kaum.
- Die Kosten: In Malaysia müssen Kunden für das Mobil-Abo umgerechnet 4 US-Dollar bezahlen. In Indien sind es sogar nur 2,80 US-Dollar. Zum Vergleich: In Malaysia beginnt die nächstgünstige Abo-Stufe "Standard" bei 7,80 US-Dollar, in Indien bei 7,20. Bei uns Deutschland kostet die Standard-Stufe mit 7,99 Euro ähnlich viel.
- Erlaubte Abspielgeräte: Abonnenten dürfen Netflix-Inhalte auf ihren Tablets und Smartphones schauen. Und auch wirklich nur da. Das Übertragen der Bilder auf einen Fernseher - etwa per Screen-Mirroring oder HDMI-Kabel - wird unterbunden.
- Die Bildqualität: Nutzer des Abos streamen ihre Serien bei schlechterer Qualität. Mit 480p werden die Bilder auf den kleinen Bildschirmen abgespielt - was bei womöglich instabilen Empfangssituationen mehr Spielraum erlaubt. Im Standard-Abo erreichen die Streams in der Regel 720p.
Warum gibt es das billige Mobil-Abo von Netflix nicht in Deutschland?
In Indien und Malaysia schossen die Mobil-Abos auch nicht von heue auf morgen aus dem Boden. Dem Launch ging eine Testphase voraus, da Netflix das Potential eines Nur-Mobil-Plans in diesen Ländern früh erkannte. Die örtlichen Bedingungen sind mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen.
- Neue Preise bei Netflix: 2 gute und 2 schlechte Möglichkeiten
Die Smartphone-Nutzung: Das bevölkerungsreiche Indien ist der zweitgrößte Smartphone-Markt der Welt , wobei die Smartphone-Dichte in Deutschland höher ist. Allerdings nutzen Inder ihr Smartphone anders als Deutsche, die mehr mehr Abspielgeräte besitzen und so auch mehr Alternativen: Smart-TV, Laptop, Playstation ...
Dem Director of Product Innovation von Netflix zufolge verwenden Inder ihr Smartphone mehr als jedem anderen Land der Welt für Medienkonsum. Auch Malaysia bezeichnet er als "wahre Mobile-First-Nation". 88 Prozent der Menschen besitzen hier ein Smartphone. Netflix will mit seinem Mobile-First-Plan von genau diesen Konsumgewohnheiten profitieren.
Die Konkurrenz: Sowohl in Indien als auch in Malaysia steht Netflix im Wettbewerb mit Streaming-Diensten, die ihre Inhalte zu außerordentlich niedrigen Preisen anbieten. Tech Crunch nennt für Malaysia etwa iFlix, Dimsum, playTV and Astro Go. Der Preiskampf ist hart und treibt Netflix an die Grenze. Beim Testlauf in Indien ließ Netflix sich das Mobil-Abo noch 3,60 US-Dollar kosten und korrigierte den Preis beim endgültigen Launch deutlich runter (auf 2,80 Dollar).
- Die nächste Preiserhöhung: Netflix hat es diesmal übertrieben
Die Verbreitung günstiger Streaming-Dienste hat natürlich auch etwas mit der Einkommenssituationen in Indien und Malaysia zu tun. In Malaysia ist die Mittelschicht nicht so groß wie in Deutschland. Die Länder in Südostasien sind zwar technikaffin, aber in vielen Teilen von Armut geprägt. Die Lebenshaltungskosten steigen, die Einkommen halten aber nicht Schritt.
Im reichen Deutschland arbeitet Netflix mit mehr Spielräumen bei den Preisen und muss keine ultrabilligen Angebote verscherbeln, um Kunden gewinnen oder zu halten. Hier sind die Kunden (noch) bereit, die bisherigen Netflix-Preise zu zahlen.
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In Deutschland bewegt sich in den Abo-Stufen auch etwas, bisher allerdings nur nach oben. Mit der Ankunft neuer Streaming-Dienste wie Apple TV+ und Disney+ wird sich aber die Preisakzeptanz für Streaming-Dienste auch in Deutschland verschieben. Beide Dienste sind günstiger als Netflix.
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Diese Woche knöpfen sich Andrea, Jenny und Patrick im Moviepilot-Podcast Streamgestöber El Camino: Ein Breaking Bad-Film bei Netflix und Fleabag bei Amazon Prime vor.
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