Vom rätselhaften Schicksal in den Coen-Filmen

07.12.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Wohin mit all den Rätseln?
Tobis/Universum Film
Wohin mit all den Rätseln?
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Ihre Filmografie ist eindrucksvoll. Nur schwer lassen sich die Coen-Brüder in ein Genre ordnen. Dennoch sind in ihren Filmen Parallelen zu erkennen. Parallelen, die bestimmte Motive im coen’schen Film immer wieder aufgreifen lassen.

Llewyn Davis sitzt in einer verrauchten Kneipe und gibt zwei Lieder zum besten. Er kündigt diese mit metaphorischen Worten an – „If it’s never old and never new, it’s a folksong“. Übertragen lässt sich dieser Satz auch recht simple auf die Filmthemen der Gebrüder Joel Coen und Ethan Coen. Ihre behandelten Geschichten sind nie neu, doch immer wieder wert, erzählt zu werden. Mehr noch: Die coen’sche Perspektive auf bekannte Genre ist immer ein Blick hinter die Kulissen, hinter die Fassade des Motivs, hinter die amerikanische Kulturgeschichte. Die Brüder vermeiden eine schablonenhafte Wiederholung ihrer Themen. Dennoch – und daraus ziehen sie ihre Stärke – unterfüttern sie ihre Handlungen mit Motiven, die sich wie ein roter Faden durch ihre Werke ziehen. Inside Llewyn Davis, ihr neuster Film, der seit dieser Woche bei uns in den Kinos läuft, ist dabei keine Ausnahme.

Die Geschichte der Verlierer
Siegertypen gibt es im coen’schen Film nicht. Es ist die Zeit der Verlierer, die Zeit der vom Leben bestraften. Das Schicksal ist unseren Antihelden nie hold. Llewyn Davis’ (Oscar Isaac) Platte will sich einfach nicht verkaufen. Auf der Suche nach Gigs und einer Schlafstätte zieht er durch New York. Sein Partner, mit welchem er noch erfolgreichere Zeiten feierte, beging Selbstmord. Eine (ehemalige?) Geliebte (Carey Mulligan) ist von ihm schwanger. Und zu allem Überfluss bekommt er noch direkt eine verpasst. Warum? Das weiß er anfangs selbst nicht. Damit ist er oftmals nicht alleine. Auch Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg) ist eigentlich A Serious Man. Doch plötzlich erklärt ihm seine Frau die Scheidung, besticht ihn einer seiner Schüler und steht ihm eine unheilvolle Diagnose vom Arzt bevor. Der Dude aus The Big Lebowski frönt auch nur seinem einfachen Leben, als er plötzlich in pseudokriminelle Machenschaften hingezogen wird, für die der Meister nur folgendes übrig hat: „Walter, what is the point? Look, we all know who is at fault here, what the fuck are you talking about?“.

Die Liste lässt sich verlängern und zeigt dabei schnell auf, dass Joel und Ethan Coen der Gewinnermentalität der US-Amerikaner einen Strich durch die Rechnung machen. Ed Crane (Billy Bob Thornton) will nur ein wenig Geld hinzuverdienen. Doch weder die Erpressung von Big Dave (James Gandolfini), noch die Investition in die Trockenreinigung von Creighton Tolliver (Jon Polito) versprechen den gewünschten Erfolg. Am Ende ist das Geld weg und Ed sitzt auf dem Todesstuhl. Doch Ed hat schon lange sein Schicksal akzeptiert, so ironisch wurde ihm in all der Zeit mitgespielt. Er war der Friseur, The Man Who Wasn’t There. Und Llewelyn Moss (Josh Brolin)? Er hätte in No Country for Old Men den Koffer mit dem Drogengeld am besten nie berührt. In einigen Fällen führen die Protagonisten der Coen-Filme ihre Probleme selbst herbei, in den anderen Beispielen sind sie einfach gestraft. Als Zuschauer verfolgen wir die Wandlungen, die Erlebnisse und kommen dennoch nicht umhin zu fragen, warum ausgerechnet sie?

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