Vergangene Woche hat sich der Netflix-Thriller Im Wasser der Seine die Spitze der Charts des Streaming-Diensts erkämpft. Es ist aber nicht alles eitel Sonnenschein beim Produzenten-Team. Denn seit Monaten wird der französische Film in seinem Heimatland von einem Vorwurf begleitet: dass nämlich die Story ohne Angabe des Schöpfers geklaut wurde.
Plagiatsvorwurf gegen Netflix: Die Story ähnelt einem Projekt von Vincent Dietschy
Urheber des Vorwurfs ist der Autor und Regisseur Vincent Dietschy, der in einem Bericht von Le Monde seine Version der Dinge dargelegt hat.
Dietschy begann 2011 die Arbeit an einem Projekt namens Silure, was so viel wie "Wels" bedeutet. Die Idee des geplanten Films ist in Unterlagen von 2014 festgehalten und liest sich wie folgt:
Eine junge Polizistin, die bei der Pariser Flussbrigade als Taucherin arbeitet, sieht sich mit einem neuartigen Naturphänomen konfrontiert, das von einem gigantischen, schrecklich aggressiven und menschenmordenden Wels verkörpert wird. Während das Monster die Hauptstadt in Panik versetzt und die Politik des Bürgermeisters wenige Tage vor der Entscheidung, welche Stadt die Olympischen Spiele ausrichten soll, bedroht, steht die Heldin an vorderster Front, um sich dieser neuartigen Figur des Bösen zu stellen. In ihrem Kampf wird sie von einem jungen Ichthyologen des CNRS unterstützt und kommt gleichzeitig ihrem Vorgesetzten, dem Kommandanten, näher.
Die offizielle Synopsis von Im Wasser der Seine lautet demgegenüber so:
Es ist der Sommer 2024 und Paris trägt zum ersten Mal an der Seine die Weltmeisterschaft im Triathlon aus. Sophia, eine brillante Wissenschaftlerin, erfährt von der jungen Umweltaktivistin Mika, dass in den Tiefen des Flusses ein riesiger Hai lauert. Wenn sie ein Blutbad im Herzen der Stadt verhindern wollen, wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als mit dem Chef der Flussbrigade der Pariser Polizei Adil zusammenzuarbeiten.
Schaut euch den Trailer zum Netflix-Thriller an:
Die Geschichte vom Im Wasser der Seine weist Parallelen zu Silure auf. Zwar handelt es sich im Film von Xavier Gens um einen Hai und die Heldin ist keine Polizistin, sondern eine Wissenschaftlerin. Folgende Parallelen gibt es:
- Ein Monsterfisch attackiert Paris
- Die Geschichte hat eine Verbindung zu den Olympischen Spielen (Im Wasser der Seine spielt am Vorabend des Sport-Ereignisses)
- Die Flussbrigade nimmt eine große Rolle ein
Der Filmemacher will die Ausstrahlung von Im Wasser der Seine unterbinden
Laut eigenen Aussagen fand Dietschy für Silure keine Finanzierungsmöglichkeiten. Das Drehbuch wurde nicht zu Ende entwickelt. 2022 erfuhr er dann von dem Netflix-Projekt mit dem Arbeitstitel Sharks, aus dem Im Wasser der Seine wurde. Dietschy entschloss sich nach mehreren Kontaktversuchen zu rechtlichen Schritten.
Er reichte eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs ein, die sich gegen die Produzenten und einen Agenten richtete. Ein Verfahren, das die Ausstrahlung des Films blockiert, solange noch kein Urteil gefällt wurde, strebt er ebenfalls an, wie Le Monde berichtet.
Der nächste Schritt ist eine Anhörung am 14. Juni, meldet Nice-Matin .
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Die Macher des Netflix-Thrillers streiten die Vorwürfe ab
Produzent Edouard Duprey wies die Vorwürfe gegenüber Le Monde von sich:
Ich kenne diesen Herrn nicht. Ich habe sein Projekt noch nie gelesen oder gesehen... Da ist nichts!
Regisseur Xavier Gens, der am Drehbuch beteiligt war, verwies gegenüber Nice-Matin darauf, dass es solche Vorwürfe ständig gibt:
[Dietschy] ist jemand, der die Idee hatte für ein Drehbuch hatte. Wir haben einen Film gedreht. Wir haben uns wirklich den Kopf zerbrochen, um es glaubhaft machen zu können, und wir haben es auch geschafft. Aber ich glaube, [die anderen] haben nicht einmal eine Seite geschrieben. Es ist also leicht zu sagen, dass ich die Idee hatte. Das passiert die ganze Zeit. Ich habe das Gefühl, dass es zu einem Klischee wird.
Wie es mit der Klage weitergeht, werden die nächsten Wochen zeigen. Im Wasser der Seine ist weiterhin im Katalog von Netflix verfügbar.