Watergate im Kino - 35 Jahre Die Unbestechlichen

04.04.2011 - 08:50 Uhr
Dustin Hoffman und Robert Redford sind Die Unbestechlichen
Warner Bros.
Dustin Hoffman und Robert Redford sind Die Unbestechlichen
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Vor 35 Jahren feierte Alan J. Pakulas Die Unbestechlichen seine Premiere. Darin decken Robert Redford und Dustin Hoffman als Journalisten der Washington Post den Watergate-Skandal auf, der Präsident Nixon zu Fall bringen würde.

Eine weiße Leinwand. Eine ganze Weile sehen wir nur ein weißes Stück Papier. Doch dann: Buchstaben, Zahlen. Eine Schreibmaschine hämmert ein schwarzes Datum auf die weiße Fläche: June 1, 1972. Die lauten Schläge durchbrechen die Stille. Es folgen Dokumentaraufnahmen von Präsident Nixons Rückkehr aus China, 16 Tage vor dem Einbruch ins Watergate-Hotel. Dieser Auftakt ist ein fabelhaftes Beispiel dafür, was Die Unbestechlichen von Alan J. Pakula auszeichnet. Es die klare Präzision, mit der die journalistische Arbeit von Bob Woodward (Robert Redford) und Carl Bernstein (Dustin Hoffman) bei der Aufdeckung des Watergate-Skandals geschildert wird. Wenn es jemals einen Film gab, der die Beschreibung “nüchtern” vollends verdient hat, dann ist es Die Unbestechlichen, der heute vor 35 Jahren in den USA seine Premiere feierte.

Eigentlich besteht der Film, der auf dem gleichnamigen Buch von Bob Woodward und Carl Bernstein basiert, hauptsächlich aus Szenen, in denen Leute reden. Sie reden über komplizierte politische Prozesse, erfolgreich gesammelte Beweise und Sackgassen in der Recherche. Es gibt keine Actionszenen, keine Liebesdramen, sondern nur die Arbeit, die manchmal Ergebnisse zu Tage fördert und manchmal eben nicht. Am Ende gibt es nicht einmal den großen Triumph der Kämpfer für die Wahrheit über einen verbrecherischen Präsidenten, sondern wieder nur: Buchstaben auf weißem Papier. Der Rest ist Geschichte.

Nur zwei Jahre nach dem Rücktritt Richard Nixons kam Die Unbestechlichen in die Kinos und wurde 1976 mit seinem kleinen Budget ein ziemlich großer Erfolg. Ungewöhnlich für einen Film, in dem “nur” geredet wird und heute, abgesehen von seltenen Ausnahmen wie The Social Network, eigentlich kaum noch vorstellbar. Zwei der größten Kinostars der damaligen Zeit, Robert Redford und Dustin Hoffman, mögen ihren Anteil daran gehabt haben, doch Die Unbestechlichen ist auch alles andere als ein langweiliger Film. Der Abschluss von Alan J. Pakulas Paranoia-Trilogie, zu der noch Klute und Zeuge einer Verschwörung gehören, ist straff in Szene gesetzt und schreitet trotz langer Dialogszenen unbeirrt voran, eben wie die Schreibmaschine, die seinen Auftakt und Abschluss bildet.

Bis ins kleinste Detail rekonstruiert der Film die Arbeit der Journalisten. Das Großraumbüro der Washington Post wurde minutiös für Die Unbestechlichen nachgebaut. Vom Farbton der Schreibtische bis zum Inhalt der Mülleimer sollte alles perfekt mit dem Original übereinstimmen. Die Arbeit der Reporter erscheint ungewohnt realistisch. Keine hektischen Verfolgungsjagden, vielmehr ein großer Haufen von Telefonaten und Interviews. Robert Redford und Dustin Hoffman mögen die Stars des Films sein, doch selten können wir Schauspieler mit diesem Bekanntheitsgrad so selbtslos bei der Arbeit beobachten. Mit Jason Robards, Jack Warden und Martin Balsam besitzt der Film dann auch noch ein paar mehr als ansehnliche Nebendarsteller.

Denn Die Unbestechlichen ist vor allem ein Ensemblefilm, in dem sich alle Beteiligten dem gemeinsamen Ziel unterordnen. Keiner versucht, den anderen zu überstrahlen. Alle machen ihre Arbeit, wie es Bob Woodward und Carl Bernstein damals eben auch getan haben. Der Oscar als Bester Film entging Die Unbestechlichen leider. Es war aber auch ein schweres Jahr, in dem Network, Taxi Driver und Dieses Land ist mein Land ebenfalls um den Preis kämpften. Vielleicht war dies der Höhepunkt des New Hollywood-Kinos, eines politisierten Mainstream-Films, wie wir ihn uns heute kaum noch vorstellen können. Gewonnen hat aber ein anderer: Rocky.

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