Im Jahr 2008, fĂ¼nf Jahre nach Ende der Kultserie Buffy - Im Bann der Dämonen, wurde unsere Vorstellung eines Vampirs vor allem durch die Twilight-Filme und -BĂ¼cher geprägt. SchĂ¼chterne, glitzernde Vampire, die Teenager-Mädchen zum Abschlussball ausfĂ¼hren und sich gegen Sex vor der Ehe sperrten, waren unser Verständnis des einst so gefährlichen Raubtiers Ă la Dracula. Unterdessen stand in der realen Welt Barack Obama kurz davor, der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten zu werden und in Kalifornien wurde die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Genau zu dieser Zeit schickte HBO eine Serie ins Rennen, die lose auf den BĂ¼chern von Charlaine Harris basiert und heute ihr 10-jähriges Jubiläum feiert: True Blood.
Weg mit dem Glitzer: Die Vampire in True Blood
True Blood zeichnete ein ganz anderes, wesentlich spannenderes Bild eines Vampirs und kehrte damit zu den Wurzeln dieses Ă¼bernatĂ¼rlichen Wesens zurĂ¼ck. Die Vampire rund um Bill (Stephen Moyer), Eric (Alexander SkarsgĂ¥rd) und Pam (Kristin Bauer van Straten) mĂ¼ssen die Sonne meiden, schlafen in Särgen und können nur durch einen Holzpflock mitten ins Herz sterben. AuĂŸerdem haben sie Sex, viel viel Sex. Neben den abgefahrenen Storylines rund um das Ă¼bernatĂ¼rliche Personal lebte True Blood nämlich vor allem von erotischen Szenen, die fast in jeder Episode Einzug erhielten. Ich denke da an Bill, der in einer Szene splitterfasernackt aus seinem schmutzigen Grab kriecht und erstmal nichts Besseres zu tun hat, als seine Sookie (Anna Paquin) zu besteigen, oder an einen leider nicht realen Sextraum zwischen Eric und Sookies Bruder Jason (Ryan Kwanten).
Was die Vampire in True Blood schlieĂŸlich besonders macht, zeigt sich dann ziemlich schnell: In der HBO-Serie mĂ¼ssen Vampire ihre Identität als Blutsauger nicht mehr verstecken und leben offen unter den Menschen. Sie hatten ihr "coming out of the coffin", nachdem japanische Wissenschaftler eine Methode gefunden haben, menschliches Blut kĂ¼nstlich herzustellen. Verkauft wird das Ganze unter dem Namen Tru Blood. Dennoch gibt es natĂ¼rlich immer noch Vampire, die sich lieber von Menschen ernähren, und Menschen, die das Miteinander nicht gut heiĂŸen und sich dagegen wehren. Daher spielt True Blood auch ständig damit, die Vampire mit real existierenden Minderheiten zu vergleichen.
True Blood - Mutig wie kaum eine andere Serie dieser Zeit
Die Tatsache, dass Ă¼bernatĂ¼rliche Wesen als die Andersartigen die Minderheit darstellen, machte die Serie erst richtig interessant. Schon im Intro fĂ¼r True Blood prangen die Worte "God hates Fangs" auf der Leuchttaffel einer Kirche, was soviel wie "Gott hasst Vampire" heiĂŸt. Die Nähe des Wortes Fangs zu Fags (Schwuchteln) ist dabei bestimmt kein Zufall, vor allem wenn man bedenkt, dass es "coming out of the coffin" heiĂŸt, wenn ein Vampir zu seiner Identität als Blutsauger steht. In der 2. Staffel erfahren wir auĂŸerdem, dass es bisher nur in Vermont legal ist, dass ein Vampir und ein Mensch heiraten. Vermont war ebenfalls der erste Staat in den USA, in dem 2009 die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert wurde.
Die Vergleiche in True Blood werden schlieĂŸlich noch weitaus mutiger, wenn man bedenkt, dass die Handlung der Serie in einem der eher konservativen SĂ¼dstaaten der USA angesiedelt ist, nämlich in Louisiana. Die Serie scheute nicht davor, Themen wie Hautfarbe, Minderheiten und Homosexualität anzusprechen. Als eine der ersten Mainstream-Serien behandelte True Blood Belange der LGBTQ-Community und hatte zwei schwarze Charaktere im Hauptcast, den schwulen Koch Lafayette (der von dem leider bereits verstorbenen Nelsan Ellis verkörpert wurde) und Sookies beste Freundin Tara (Rutina Wesley).
Auch wenn Sookie im Verlauf der Serie von gleich vier Männern umgarnt wird, die sie alle fĂ¼r sich beanspruchen wollen, hat die Hauptfigur von True Blood stets ihren eigenen Kopf und wird als unabhängige Frau dargestellt, die weiĂŸ, was sie will und die in ihrem Leben so einiges durchgemacht hat - und dabei spreche ich nicht nur von den vielen Blutlachen und Gedärmen, in denen sie in 7 Staffeln True Blood kniete. Dass sie am Ende (Achtung, Spoiler) nach dem Verlust von Werwolf Alcide (Joe Manganiello) und ihrer groĂŸen Liebe Bill unbedingt noch einen unbekannten Mann an ihre Seite gestellt bekam, der sie einige Monate vorher geschwängert hatte, ist dabei einer der groĂŸen Fehler, die True Blood im Finale machte. (Spoilerende)
True Blood macht vor allem ganz viel SpaĂŸ
Wer True Blood bis zum heutigen 10-jährigen Jubiläum noch nicht gesehen hat, dem kann ich die Serie nur wärmstens ans Herz legen, denn True Blood liefert vor allem eines: jede Menge SpaĂŸ. Zum einen sind da die abgefahrenen Handlungsstränge, die mich immer wieder haben schmunzeln lassen. Es gibt ja nicht nur Vampire und Werwölfe in True Blood, sondern auch Gestaltwandler wie Sam (Sam Trammell), Wer-Panther, gefährliche Kultanhänger, Hexen und Feen. Zum anderen sind es die Charaktere, die True Blood zu etwas ganz besonderen machen. Ich denke da vor allem an Erics stets loyale Partnerin, die groĂŸartige Pam De Beaufort oder an Nebencharaktere wie Vampir-Bösewicht Russell (Denis O'Hare) und Kirchenanhängerin Sarah Newlin (Anna Camp).
In unserer heutigen Zeit wäre True Blood wahrscheinlich nur halb so progressiv wie damals im Jahr 2008. Und auch wenn die Serie in den späteren Staffeln stark nachlieĂŸ und das Finale nur wenige Fans wirklich begeistern konnte, bleibt sie eine Serie, die uns endlich mal wieder ein unterhaltsames Bild eines Vampirs gezeigt hat und uns 7 Jahre mit Blut, Sex und schrägen Figuren begleitete. Zum Abschluss klaue ich mir den Titel der letzten Episode und sage "Thank You, True Blood".
Wie haltet ihr euch True Blood in Erinnerung?