danuschka - Kommentare

Alle Kommentare von danuschka

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    Abgesehn von der schauspielerischen und filmtechnischen Brillianz fand ich es schwer erträglich, wie sehr dieser Film Selbstjustiz und Folter legitimiert. Zu keinem Zeitpunkt fand ich die Handlungen des Protagonisten nachvollziehbar. Leider wirkt der Plot wie aus der Fantasie dieses paranoiden Preppers entsprungen und legitimiert dadurch seine Handlungen und macht ihn schlussendlich zum verkannten Helden des Films.

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      danuschka 04.04.2023, 09:53 Geändert 05.04.2023, 09:06

      Woodstock '99 als Ereignis an sich ist schon verstörend. Bei der Frage, wie es dazu kommen konnte spielt wohl die damals dominante maskuline College Frat-Kultur eine Rolle, die man ja auch in Fight Club oder American Pie wiederfindet, und auch die aggressive Nu-Metal-Musik, die die Leute auf dem Festival angeheizt hat. Den Eindruck vom Ausmaß der Eskalation erhält man schon durch Lesen des Wikipedia-Artikels dazu. Die Doku selbst transportiert dies eher weniger gut, sie bedient vor allem eine Sensationslust und auch etwas Verharmlosung. Es werden zwar teilweise auch die Folgen thematisiert, aber mMn nicht ausreichend und es wird häufig zu sehr aus der Perspektive der Täter geschildert, z.B. wenn die Eskalation mit genau der Musik unterlegt wird, die die Menschen so angestachelt hat. Es wird überhaupt nicht erwähnt wie viele Personen zu Schaden gekommen sind oder wie viel Schaden entstanden ist (Auch die laut Wikipedia 3 Todesfälle werden mit keinem Wort erwähnt). Am Ende wird ein Nachrichtenbericht zitiert, wonach vier Frauen vergewaltigt wurden, was lächerlich untertrieben ist. Das Ausmaß der Gewalt an Frauen, von verbaler und körperlicher Belästigung bis hin zu den zahlreichen Vergewaltigungen findet nicht ausreichend Platz. Diejenigen, die interviewt wurden, haben meist mit einen halben Lächeln erzählt, wie alles eskaliert ist und am Ende gesagt, dass sie wieder hingehen würden. Besonders krass war aber auch die Uneineinsichtigkeit der Veranstalter, die bis heute das Ausmaß leugnen und meinen, "da waren halt ein paar Arschlöcher dabei", obwohl die Ursachen ganz klar in der mangelnden Planung und der Profitgier der Veranstalter lagen. Das wurde immerhin etwas thematisiert. Insgesamt könnte man nach dem Sehen der Doku zu dem Schluss kommen, dass alles zwar hart eskaliert ist und das irgendwie nicht mehr so cool war, aber man irgendwie schon gerne dabei gewesen wäre. Mich hätte an so einer Doku mehr interessiert, welche Faktoren dazu geführt haben, dass es so laufen konnte, auch im Vergleich zum ursprünglichen Woodstock und welche Kosequenzen man für aktuelle Festivals daraus ziehen könnte. Da hätte man statt sensationslustige Besucher*innen und Journalist*innen z.B. auch Wissenschaftler*innen interviewen können (Sozialpsychologen, Kulturwissenschaftler etc.), aber das wäre dann natürlich nicht so sensationsheischend geworden.

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      • 6 .5
        über Streik

        Technisch herausragend: die schnellen Schnitte vermitteln eine Hektik und Energie, die die Dynamik der sich überschlagenden Ereignisse spürbar machen. Mit diversen Überblenden und weiteren Tricks schafft Eisenstein es außerdem, kreative und unterhaltsame Übergänge zwischen Szenen zu schaffen. Insofern ein Vorreiter des Films in vielerlei Hinsicht.
        Inhaltlich überzeugt der Film leider weniger. Aufrund einer fehlenden Bezugsfigur wirkt Stachka leicht unübersichtlich und es ist mitunter schwer, der Handlung zu folgen. Die Darstellung der Antagonisten in dem Film, von der Kapitalistenklasse bis zum "Lumpenproletariat", ist zudem arg stereotyp und damit plump geraten. Es wird kein Hehl daraus gemacht, dass es sich um einen Propagandafilm voller Pathos handelt. Dennoch bietet der Film einen spannenden Einblick in die haarsträubenden und der Revolution erwartenden Arbeitsverhältnisse im russischen Zarenreich und den Blick der frühen Sowjetrepublik darauf.