Henry Cavills neuer Bond-Ersatz im Kino: Argylle hat mir fast ein Schleudertrauma verursacht, aber nicht wegen der Action

02.02.2024 - 13:10 UhrVor 3 Monaten aktualisiert
Henry Cavills Gesichtsausdruck fasst Argylle gut zusammenUniversal
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Diese Woche startet der Action-Thriller Argylle mit Henry Cavill im Kino. Matthew Vaughns Agentenfilm schlägt allerdings bei einer Sache gewaltig über die Stränge.

Mit Argylle legt Kingsman-Regisseur Matthew Vaughn ab dem 1. Februar 2024 seinen neusten Agententhriller vor, der sich vor allem durch seine absurden Twists hervortut. Wobei das Wort "hervortun" hier leider einen Störenfried beschreibt, der mit seinen Eskapaden unangenehm auffällt. Ein Schleudertrauma von all den Wendungen ist nach dem Kinobesuch auf jeden Fall drin. Wer sich den wilden Trip trotz der folgenden (spoilerfreien) Warnung zutraut, kann ab sofort ein Ticket lösen.

Was immer ihr hinter Argylle mit Henry Cavill erwartet: Ihr liegt falsch

Die introvertierte Autorin Elly Conway (Bryce Dallas Howard) schreibt Spionage-Geschichten über den perfekten Agenten Argylle (Henry Cavill) und hat sich damit ein angenehmes Leben aufgebaut, für das sie mit Katze Alfie kaum das Haus verlassen muss. Doch dann tritt ungefragt der echte Spion Aiden (Sam Rockwell) in ihr Leben und behauptet, dass ihre Bücher geradezu hellseherisch konkrete Verschwörungen vorhersagen. Weil Elly dadurch auf den Radar eines Verbrechersyndikats geraten ist, müssen die zwei nun die Flucht ergreifen und Schlimmeres verhindern.

Argylle

Die zentrale Frage, die Matthew Vaughn in seinem Film stellt, lautet: Wer ist der echte Agent Argylle? Denn wenn Ellys Romane Vorhersagen sind, muss es auch einen echten Spion hinter der fiktiven Figur geben. So lautet zumindest die Logik des Thrillers, der sich mit einer Katze im Rucksack auf Verbrecherjagd begibt.

Doch was nach dem Prinzip von Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten oder The Lost City als schriftstellerischer Realitätscheck beginnt, nimmt in Argylle immer groteskere Züge an, um sich schließlich völlig in der Lächerlichkeit zu verlieren.

Warum Argylle die Liebe zu Film-Twists überstrapaziert

Film-Twists sind eine feine Sache. Wer erinnert sich nicht gern an sein "erstes Mal" mit Fight Club oder The Sixth Sense und an das Gefühl, nach der großen Wendung den Film gleich noch einmal schauen zu wollen? So ein Film ist Argylle nicht. Statt "Boa, ist das krass"-Twists bietet Matthew Vaughns Thriller eher "Boa, ist das dämlich"-Wendungen. Und davon jede Menge. Wenn hinter jeder Ecke eine neue bunten Überraschung wartet, wird man das schnell müde.

Argylle: Wer sind Henry Cavill, Dua Lipa und John Cena wirklich?

Film-Twists sind wie das Salz in der Suppe: Richtig eingesetzt, können sie eine Kino-Mahlzeit zu einem echten Genuss machen. Aber bei der Twist-Inflation, die Argylle auffährt, wird einem die Unterhaltung bald versalzen. Erst recht, wenn die Wendungen mit farbigen Rauchfahnen einmarschiert kommen. Irgendwann scheint es nur noch darum zu gehen, der Absurdität noch eins draufzusetzen. Spätestens, wenn sich eine Figur Messer unter die Schuhe schnallt, um auf einer Öl-Lache schlittschuhlaufend Angreifer auszuschalten, ist das Maß dann voll. (Dabei habt ihr noch gar nicht von der Daten-Übertragung gehört, deren Countdown mit einer Pause-Taste ausgestattet ist!)

In aller Fairness sei gesagt: Argylle hat durchaus ein paar gute Gags. Henry Cavill zeigt sich nach Codename U.N.C.L.E. einmal mehr als veritabler James Bond-Ersatz. Und Sam Rockwell überzeugt als Top-Agent ebenso wie im Obdachlosen-Look oder als Normalo. Aber wenn die Stöhn-Momente das Lachen überwiegen, sollten wir uns vielleicht eingestehen, dass Henry Cavills Frisur in Argylle leider nicht das Lächerlichste ist, was wir hier miterleben müssen.

Die FSK 12-Freigabe tut ihr Übriges, um Matthew Vaughns neustes Abenteuer nach den Gewaltausbrüchen von Kick-Ass oder Kingsman 2 wie ein zahmes Kätzchen wirken zu lassen. Wie ein Haustier, das sich allein mit seinem eigentümlichen Verhalten anbiedern will. Auf diese Weise jedoch opfert Argylle seine Identität als Film auf dem Altar des Twist-Gewitters.

Am Ende bleibt die ernüchternde Frage, warum wir uns für die Spionage-Eskapaden und Identitäten der Figuren interessieren sollten, wenn der Thriller selbst kein echtes Profil entwickelt, das über das Strapazieren seiner eigenen Glaubwürdigkeit hinausgeht.

Zum Kinostart: Argylle im Podcast

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In der neuesten Ausgabe des FILMSTARTS-Podcasts Leinwandliebe spricht Moderator Sebastian mit seinen Gästen Pascal und Stefan über Argylle, den neuen Film von Kingsman- und Kick-Ass-Macher Matthew Vaughn. Ob der Meta-Agenten-Actioner mit jeder Menge Star-Power den Kollegen richtig viel Laune gemacht hat und die Action sogar James-Bond-Konkurrenz machen kann, erfahrt ihr im Podcast.

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