Ich, Full Metal Jacket und Sergeant Hartman

26.08.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Der knallharte Drill-Beauftragte Sergeant Hoffman in Full Metal Jacket
Warner Home Video
Der knallharte Drill-Beauftragte Sergeant Hoffman in Full Metal Jacket
17
14
Mit Full Metal Jacket verewigte sich Stanley Kubrick 1987 im Genre der Antikriegsfilme. Schwarzer Humor und fiese Sprüche paaren sich mit erschreckenden Darstellungen der labilen menschlichen Psyche und der Grausamkeit des Krieges.

1987 wurde ein großes Stück Kriegsgeschichte geschrieben.Wir sprechen hier natürlich von der filmischen Bearbeitung der Kriegsführung. Full Metal Jacket von Kult-Regisseur Stanley Kubrick (2001: Odyssee im WeltraumUhrwerk Orange) gilt nicht umsonst bei vielen Kritikern als der beste Antikriegsfilm.

Stanley Kubrick galt bekannterweise als Meister seines Faches. In Full Metal Jacket nutzt er zur Gesellschaftskritik den Vietnam-Krieg, in dem die Marines zu seelenlosen Killern gedrillt werden sollten. Dabei zeichnet er ein realistisches Bild seines Themas, überspitzt es jedoch geschickt und humorvoll an der einen oder anderen Stelle. Innerhalb seiner Besetzung gelang ihm ein absoluter Glücks- und dennoch Kunstgriff, der die erste Hälfte des Filmes trotz des ernsten Themas mit ein wenig schwarzem Humor zum Dauer-Lacher macht.

In Full Metal Jacket wird ein bunter Haufen unerfahrener Marines in Parris Island (South Carolina, USA) im Verlaufe der 60er-Jahre für den Ernstfall im Vietnam-Krieg ausgebildet. Der strenge und sadistische Sergeant Hartman (R. Lee Ermey) überschreitet dabei Grenzen der Menschlichkeit, da nicht nur besondere Härte, sondern ebenso Demütigungen in seiner Vorstellung von Training & Drill zur Tagesordnung gehören. Die Story fokussiert sich dabei hauptsächlich auf Private Joker (Matthew Modine). Aber auch Private Gomer 'Paula' Pyle (Vincent D'Onofrio), der sich nicht mal einen Krapfen gönnen durfte, steht inmitten der brutalen Geschehnisse des Boot-Camps und wird von der Drill-Psychologie des Sergeants bis in den Wahnsinn getrieben.

Warum ich Full Metal Jacket mein Herz schenke
Wenn ich den Film heute schaue, frage ich mich: Warum funktionieren die Dialoge so brillant? Wer hat dem Sergeant solch schamlose und gerade deswegen funktionierenden Texte vorgelegt? Beim Recherchieren stieß ich auf die Lösung: Um ein überzeugendes Drehbuch für Full Metal Jacket zu erhalten, stellte Kubrick R. Lee Ermey ein, einen Marine-Sergeant. Dieser sollte ihm beratend zur Seite stehen, beeindruckte Kubrick durch seine Improvisationen aber so, dass er Ermey kurzerhand die Rolle gab. Das beeinflusste nicht nur die Authentizität des Textflusses, sondern ebenfalls die Darstellung der kompromisslosen Ausbildungsphase. Ermey improvisierte fortan auch viel während der Dreharbeiten, was dazu führte, dass seine Szenen nach wenigen Versuchen im Kasten waren. Dieser Vorgang ist durchaus ungewöhnlich für Kubrick.

Nachdem die Ausbildung endet, ziehen die jungen Soldaten in den Krieg. Hier bleiben einige Bilder wohl ein Leben lang in Erinnerung. Ein Film, der den Vietnam-Krieg und Krieg an sich in seinen grauenvollen Ausmaßen darstellt und die folgenschweren Ergebnisse, die er mit sich bringt, offenlegt. Dabei gibt es keine furchtlosen Helden und keine vollends in sich verschmolzenen Einheiten, sondern Individuen eines Bataillons, denen im Angesicht des Todes gehörig die Knie wackeln. Untermalt ist dies immer mit dem passenden, typischen Soundtrack eines Kubrick-Films.

Warum auch andere Full Metal Jacket lieben werden
Nicht nur Dialoge, Methoden und Kriegsdarstellung sind authentisch inszeniert, auch die daraus resultierenden emotionalen Elemente überzeugen voll und ganz. Insgesamt zeichnet der Film sich gerade durch die detailreichen Entwicklungen seiner Charaktere aus. Ein Beispiel: Private Paula, der aufgrund seines Übergewichts viel Angriffsfläche für Sergeant und Mannschaft bietet und durch die verbalen und physischen Attacken seine geistige Gesundheit verliert. 

Des Weiteren bietet der Film natürlich auch actionreiche Szenen im historischen Kriegsgebiet des Vietnam-Krieges. Auch bei diesen Szenen geizte der Regisseur nicht mit seinem Perfektionismus und ließ sein Team mit den zu jener Zeit neuesten und intensivsten Effekten arbeiten. Nicht ohne Grund wurde das Filmteam 1988 für den BAFTA-Award in der Kategorie Beste Special Effects nominiert. 

Warum Full Metal Jacket die Jahrzehnte überdauern wird
Es ist die gut ausbalancierte Kombination aus Story, Action, Schauspielern sowie wahrheitsgetreuen Emotionen und Dialogen, die den Film auch in fünfzig Jahren noch sehenswert machen. Ein ernstes Thema wie den Vietnam-Krieg zu kritisieren und dies auf humoristische und gleichsam grausam realistische Weise zu tun, ist die persönliche Nuance Stanley Kubricks, die Full Metal Jacket anhaftet wie ein zeitloser Begleiter. Der Antikriegsstreifen ist nicht nur ein Meisterwerk seines speziellen Genres, sondern der gesamten Filmgeschichte bis zum heutigen Tage und der Zukunft.

"Ich werde euch schinden, bis ihr am Verrecken seid! Ich schind' euch, bis euch Buttermilch aus dem Arsch läuft!" Es sei denn, ihr lasst mich eure Lieblings-Sprüche von Sergeant Hartman in den Kommentaren wissen!

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News