Community

Teil 15: Eine neue Richtung

07.10.2015 - 19:15 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Tödlich, elegant, britisch.
United Artists
Tödlich, elegant, britisch.
1
1
Neuer Bond, neuer Tenor: Der Hauch des Todes ist härter, bodenständiger, realer.

1987: Der Hauch des Todes
Während einer Trainings-Mission auf Gibraltar kommt ein Doppel-0-Agent grausam zu Tode; eine Notiz neben seiner Leiche deutet auf eine russische Anti-Spionage-Einheit. Der ebenfalls anwesende James Bond (Timothy Dalton) kann seinen Freund zwar rächen, aber bringt dadurch keine neuen Erkenntnisse zutage. Viel wichtiger für ihn ist die Mission, den russischen Geheimdienstler und Überläufer Georgi Koskov (Jeroen Krabbé) von Bratislava nach London zu schaffen. Die Flucht über den Eisernen Vorhang gelingt, aber nur kur darauf wird das Safe House des MI6 angegriffen und Koskov entführt. Bond nimmt die Verfolgung auf. Sein erstes Ziel ist eine Cellistin, die in Bratislava versuchte, Koskov zu erschießen. Was weiß sie, und warum ist der KGB-Chef Leonid Pushkin (John Rhys-Davies) an ihr interessiert?

Endlich, wird der eine oder andere gedacht haben, als Der Hauch des Todes herauskam. Der selbstironische Ton der Roger-Moore-Filme wird zurückgefahren. Viel düstererer geht es zu. Und realistischer. Timothy Dalton präsentiert seinen Bond als ebenso charmanten und humorvollen wie eiskalten und von Gefühlen getriebenen Agenten, der die Kompromisslosigkeit früherer Filme auf die Spitze treibt. Damit ist er der Romanvorlage mit am nächsten, kam aber bei vielen Freunden der Filme nur bedingt gut an. Ich für meinen Teil halte ihn aber für einen stark unterschätzten Bond, der zu Unrecht nach nur zwei Filmen wieder gehen musste. Kaum ein anderer - mit Ausnahme von Daniel Craig und gelegentlich Sean Connery - schaffte es, Bond zu einem brutalen, unaufhaltsamen Todesengel zu machen, ohne ein Quäntchen seines gewinnenden Lächelns und seiner Gentleman-Eleganz einzubüßen.

Aber ein Bond-Darsteller macht noch keinen Film - und Der Hauch des Todes hat jede Menge einfallsreiche und spannende Elemente, angefangen beim A-ha-Titelsong, der zu meinen Lieblings-Songs der Bondfilme gehört. Aber auch so ist die Musik im Film wieder sehr gut gelungen.

Was Schauplätze angeht, so bietet der 15. Eintrag in der Bond-Reihe eine breite Fülle an spannenden Szenerien: Von Gibraltar, geht es über Bratislava nach England, zurück nach Bratislava und Wien und schließlich ins marokkanische Tanger und in die afghanische Wüste. Vielleicht macht gerade der Reiz der Gegensätzlichkeit die Drehorte aus: Auf der einen Seite Schnee und Luxus (beides in Wien und Österreich, letzteres in England und Tanger), felsige Wüsten und Ödland auf der anderen Seite (Gibraltar und Afghanistan).

An der Seite von Timothy Dalton wurde die eher unkonventionelle Schönheit Maryam d'Abo gestellt, die aber überzeugend Kara, die unwissende Freundin von Georgi Koskov, gibt und von Bond sehr eingenommen scheint. Koskov selbst wird vielschichtig und doppelzüngig von Jeroen Krabbé gespielt, der ihn zu einem Mann macht, der stets die Kontrolle über seine Aktionen hat und ohne mit der Wimper zu zucken seine Freunde und Helfer betrügt. John Rhys-Davies gibt eine tolle Darbietung als KGB-Chef Pushkin, dessen Charakterwandlung (oder wie sie vom Zuschauer aufgenommen wird) glaubwürdig ist. Zudem darf Rhys-Davies am Ende für ein paar kleine Lacher sorgen. Wen ich bisher vergessen habe zu erwähnen, ist Robert Brown als neuer M, da Bernard Lee nach den Dreharbeiten zu Moonraker leider verstarb. Der Übergang wurde in In tödlicher Mission durch Urlaub überspielt, seit Octopussy ist Brown der Kopf des britischen Geheimdienstes. Noch dazu gibt es zum ersten Mal eine neue Miss Moneypenny! 23 Jahre lang gab Lois Maxwell die Sekretärin von M, nun übernimmt die deutlich jüngere Caroline Bliss den Part und kann ihn ganz passabel ausfüllen.

Zwei Personen muss ich aber noch dringend erwähnen: Einmal Joe Don Baker als der Waffenhändler Brad Whitaker, der mit Koskov arbeitet und so zur bisher einzigen Schurken-Doppelspitze gehört. Whitaker hat dabei nicht einmal annähernd die Grips von Koskov, macht das aber mit irrsinnigen Gottkomplexen und einer Besessenheit mit Waffen wieder wett. Der zweite ist der deutsche Schauspieler Andreas Wisniewski, der den teuflischen Handlanger Necros verkörpert und damit der beste Bond-Killer seit Mr. Kidd und Mr. Wint ist (nicht eingerechnet sind Kultfigur Beißer und Hauptschurke Scaramanga).

Das Trio infernale in Tanger: Necros, Whitaker und Koskov (v.l.n.r.)

Die Handlung von Hauch ist stellenweise ein kleines bisschen konfus (oder zumindest konfus erzählt), aber nach dem zweiten Schauen hat alles auf seine Weise ziemlich Sinn gemacht. Wenn man es aufs Wesentliche herunterbricht, plant Koskov, den Kalten Krieg heiß zu machen, indem er zunächst das alte Smert-Spionam-Programm zum Schein auferstehen lässt, um Pushkin ins Fadenkreuz der Westmächte zu bringen. Mit Whitaker hat er ein Abkommen, dass dieser hochmoderne Waffen an die Sowietunion liefert. Anfangs ginge das noch über KGB-Gelder, aber um die Lieferungen nicht abbrechen zu lassen, kauft Koskov Opium, dass dann profitabel verkauft werden soll. Oder Whitaker bekommt das Opium direkt, da bin ich mir nicht ganz sicher. Kurz: Die Story ist ordentlich komplex und wartet mit vielen Täuschungen, doppelten Böden und hinterhältigem Betrug auf. Nur erschließt sich manches erst beim zweiten Mal so richtig.

Das Intro auf Gibraltar gibt auch gleich den Takt vor, was die Einsatzbereitschaft Bonds angeht. Gegen jede Regel bricht er aus der Trainingseinheit aus, jagt den Killer auf einem Jeep hängend über die Halbinsel und lässt ihn ins Meer stürzen. Um sich kurz darauf eine hübsche Dame auf einer Yacht zu angeln. Der düstere Ton hält aber an, als Bond und Kollege Saunders (Thomas Wheatley) Koskov unter strengster Geheimhaltung über die Grenze befördern.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News