Transformers braucht nach Teil 7 den dritten Neustart und das perfekte Vorbild existiert schon

17.06.2023 - 13:00 UhrVor 10 Monaten aktualisiert
Transformers: Aufstieg der Bestien
Paramount
Transformers: Aufstieg der Bestien
0
0
Eigentlich sollte der siebte Transformers-Film frischen Wind in die Sci-Fi-Reihe bringen. Nach Aufstieg der Bestien ist jedoch klar: Der dritte Neustart muss her – und zwar dringend.

Seit dem Ausstieg von Regisseur Michael Bay versucht sich die Transformers-Reihe neu zu erfinden. Zehn Jahre lang orchestrierte Bay den Kampf zwischen Autobots und Decepticons in gigantischen Sci-Fi-Blockbustern, einer erfolgreicher als der andere. Doch dann brachen bei Transformers: The Last Knight die Einnahmen fast um die Hälfte ein und Paramount erkannte, dass eine Frischzellenkur notwendig war.

Wo die vorherigen Filme mühelos die Milliarden-Marke passierten, kam Bays letztes Transformers-Abenteuer nur knapp über 600 Millionen US-Dollar. Für das Studio ein deutliches Zeichen, dass sich das Publikum am Transformers-Größenwahn sattgesehen hatte und sich nicht sonderlich für die Geschichte von Mark Wahlbergs Robo-Flüsterer interessierte, der seit Teil 4 Shia LaBeouf als Hauptdarsteller ersetzte.

Transformers hat zweimal versucht, sich neu zu erfinden, aber bisher hat nichts gezündet

Die Lösung des Problems war ein Transformers-Film, der Abstand zu den wuchtigen Vorgängern nahm, mythologischen Ballast abwarf und sich somit perfekt als Neueinsteig eignete. Bumblebee fokussierte sich 2018 hauptsächlich auf einen Autobot, mixt den Action-Bombast mit einer berührenden Coming-of-Age-Geschichte und zehrt von 1980er-Jahre-Nostalgie, die seit Stranger Things Hollywood regiert.

Hier könnt ihr den Trailer zu Bumblebee schauen:

Bumblebee - Trailer (Deutsch) HD
Abspielen

Trotz der wundervollen Balance zwischen schepperndem Metall und gebrochenen Herzen konnte Bumblebee keine neue Transformers-Ära begründen. Der nächste Neustart musste her. Bei Transformers: Aufstieg der Bestien, der seit letzter Woche im Kino läuft, ist davon allerdings wenig zu entdecken. Ungeachtet der neuen Figuren und Orte kopiert der Film im Grunde nur das von Bumblebee erarbeitete Konzept.

Die 1980er Jahre weichen den 1990er Jahren. Das sonnige San Francisco wird durch die nächtlichen Straßen von Brooklyn ersetzt. Und statt A-ha und den Simple Minds geben Notorious B.I.G. und der Wu-Tang Clan den Ton an. In der Theorie klingt das gar nicht so übel. Je länger Transformers: Aufstieg der Bestien geht, desto mehr offenbart sich seine ermüdende Formelhaftigkeit. Der Charme von Bumblebee ist verflogen.

Einmal mehr treffen einsame Figuren auf der Suche nach einem Platz in der Welt der Erwachsenen auf einen Alien-Robo, der sich ihnen unerwartet als bester Freund offenbart. Allzu viel Zeit zum Kennenlernen bleibt allerdings nicht: Ein MacGuffin wird eingeführt, verschiedene Transformer-Clans vorgestellt und ein überlebensgroßer Feind greift an. Nach dem ersten Drittel wird alles nur noch ohne Neugier abgespult.

Transformers unterwirft sich seiner Marke, dabei sollte sich die Reihe als pures Action-Kino neu erfinden

Kurz vor Ende stampft der siebte Teil ein G.I. Joe-Crossover aus dem Boden. Es gleicht einer Kapitulation. Die Kreativen hinter der Reihe haben aufgegeben. Fortan übernimmt die Marken-Lizenz von Hasbro das Erzählen. Mit Kino hat das nur noch wenig zu tun, dabei sollte Transformers genau das sein: pures (Action-)Kino. Denn es gibt kaum ein anderes Franchise, das so von Bewegung getrieben wird wie Transformers.

Transformers: Aufstieg der Bestien

Ich weiß, das klingt abstrakt, aber lasst mich den Gedanken kurz ausführen. Eine Sache, die das Kino von jeder anderen Kunstform abhebt, ist die Illusion von Bewegung. Sie entsteht, wenn 24 Bilder pro Sekunde an unserem menschlichen Auge vorbeirauschen. Besonders schön kommt diese Bewegung im Action-Kino zur Geltung.

Und deswegen hoffe ich, dass sich Transformers als purer Actionfilm neu erfindet.

Das perfekte Vorbild existiert bereits: Mad Max: Fury Road. Was hätte sich diese Sci-Fi-Rückkehr in Mythologie- und Vermächtnisfragen verlieren können, wäre sie dem Trend des gegenwärtigen Franchise-Kinos gefolgt. Doch Regisseur George Miller hat furchtlos alles gestrichen, was den Film aufgebläht hätte, und ihn auf eine Sache reduziert: Bewegung. Wir brettern mit Mad Max durch die Wüste, einmal hin und einmal zurück.

Sci-Fi-Action-Ekstase: Ein Transformers-Film wie Mad Max: Fury Road wäre ein Traum

Natürlich besitzt Fury Road eine Handlung und Figuren. Wir bekommen ein Gespür für die post-apokalyptische Welt, in der sich die Geschichte abspielt. Am Ende werden aber all diese Elemente in einen kinematischen Strudel hineingesogen. Immer mehr Autos schließen sich der Blechlawine an, die durch Sandstürme und Sumpflandschaften rast, als dürften die Motoren niemals stillstehen. Wer so ein solches Action-Inferno entfesselt, kann sogar seinen Titelhelden in Ketten legen und zur Randnotiz werden lassen.

Mad Max: Fury Road

Dieser Drang nach Bewegung ist auch tief im Kern von Transformers verankert. Schon Michael Bay beobachtete lieber die niemals endenden Verwandlungen von Autobots und Decepticons statt sich ernsthaft mit der Bedeutung des Allsparks auseinanderzusetzen. Und wenn er um ihn nicht herumkam, dann verwandelte er ihn und machte ihn zum Teil des Bewegungsflusses, begleitet von einer Symphonie klickender Geräusche.

Unter Bay stand die Transformers-Reihe in ihren besten Zeiten kurz davor, zur Essenz von Bewegung im Kino zu werden, etwa so wie Tony Scotts letzter Kinofilm, Unstoppable, in dem wir einer Lokomotive folgen, die zwei Stunden lang unaufhaltsam über die Gleise schlittert. Als wäre der Zug, der in einer der ersten Stunden des Kinos auf dem Bahnhof in La Ciotat ankommt, komplett außer Kontrolle geraten.

Im nächsten Transformers-Film soll der Zug nicht nur in den Bahnhof einfahren. Kurz bevor er zum Stehen kommt, verwandelt er sich in einen riesigen Alien-Roboter und ab diesem Punkt erleben wir einen Non-Stop-Actionfilm, der genauso radikal und unerschrocken wie Fury Road nur daran interessiert ist, vorwärtszukommen. Ganz ohne Schlüssel, die gesammelt müssen, um Portale zu öffnen, durch die niemand durchgeht.

Podcast: Lohnt sich Transformers: Aufstieg der Bestien?

In der neuen Ausgabe des Film-Podcasts Leinwandliebe sprechen unsere Kollegen von FILMSTARTS über Transformers: Aufstieg der Bestien und verraten, ob sich ein Blick in den Sci-Fi-Blockbuster lohnt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Externe Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Steht der neue Transformers-Film in der Tradition von Michael Bays Größenwahn oder bietet sich eher ein Vergleich zum gemütlichen Spin-off Bumblebee an? Im Podcast erfahrt ihr alles Wichtige über den Aufstieg der Bestien.

*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News