hueschteafau - Kommentare

Alle Kommentare von hueschteafau

  • 7

    La belle époque - Für eine verhältnismässig einfache Handlung wird im wörtlichen Sinne eine Szenerie hochgefahren, die schon fast seinesgleichen sucht. Natürlich kann man sich dabei fragen, ob hier - wenn man die Kippfiguranalogie nutzen möchte - der Fokus nicht zu stark auf den Hintergrund gelegt wird. Oder: Man freut sich einfach über die Originalität, die primär Handlungsperipher zu finden ist.

    • 5
      hueschteafau 20.07.2020, 23:12 Geändert 21.07.2020, 10:58

      Eine Philosophin, die eigentlich Literatur studiert hat (warum bloss?), soll dem Bürgermeister zu neuen kognitiven Impulsen verhelfen.
      Es beginnt dann auch relativ vielversprechend. Schon die Ausgangslage klingt spannend: Immerhin steht die Philosophie ja für Substantielles, wohingegen die Politik der Postmoderne der Ruf der Inhaltslosigkeit nacheilt. Diese Sphären treffen nun aufeinander - was wird daraus gemacht?
      Es fällt mir doch recht schwer darauf eine Antwort zu geben. Dies liegt aber leider nicht daran, weil der Film so facettenreiches Anregungsmaterial bieten würde. Nein. Der Film scheint in seiner Aussage ausgesprochen blass und kaum greifbar zu sein. Am Ende bleibt der plattitüdenhafte Nachgeschmack "den politischen Mühlen entkommt niemand" übrig. Abundzu flimmert auch etwas Zynismus auf - leider aber nicht der originellen Sorte. Dann erhält der Bürgermeister von der Philosophin (die ja keine ist - weshalb auch immer) noch Rousseau's einsame Spaziergänge. Diese Szene steht für mich für den fragmentarischen Gesamteindruck des Filmes. Denn diese Szene und die Einbettung dieses Buches scheinen mir weder besonders ausgearbeitet zu sein noch in einen gehaltvollen Kontext gesetzt zu werden (ich lasse mich gerne belehren). Konzeptuell definitiv nicht die feine Klinge. Schade!

      • 7

        Eine durch und durch originelle Actionkomödie, die erst gegen Ende in etwas seichteres Gewässer fährt.

        Wer an dieser Art von Film Freude hat, würde ich die japanische Horrorkomödie The Fable (2019) empfehlen.

        • 7
          hueschteafau 05.07.2020, 15:37 Geändert 05.07.2020, 17:58
          über Schlaf

          Vorab. Ich bin kein grosser Kenner des modernen Horrorfilms. Diese Anmerkung ist insofern wichtig, als ich nicht weiss, ob die Parallelen zum allseits bekannten Film "Get out", welche ich während der Visionnierung öfters gezogen habe, auch für einen Liebhaber des Genres stimmig sind. Ich versuche mich zu erklären: In beiden Filmen wird mit der Fassade der heilen Welt gespielt. Auch wenn bereits zu Beginn klar ist, dass es sich hierbei um ein völliges Trugbild handelt, nimmt sich Dekonstruktion Zeit. Zweitens spielen beide Filme an einer (atmosphärisch hermetisch abgeriegelten) Örtlichkeit, die eine perfide Idylle suggeriert, die einem rasch schaudern lässt. Des Weiteren spielen beide Filme mit nationalsozialistischen Elementen. Subjektiv kommt für mich ausserdem noch hinzu, dass sowohl in "Schlaf" als auch in "Get out" eine beklemmende 70er Jahre Atmosphäre vermittelt wird.

          Aber auch wenn nun der (vielleicht berechtigte?) Eindruck entsteht, dass die Südstaatenszenerie aus "Get out" in ein traditionelles deutsches Dorf transferiert wurde, so gilt es dennoch klar zu betonen, dass der Film "Schlaf"mit vielen originellen und m.A.n. auch eigenständigen Ideen auftrumpft. Aber dazu lasse ich lieber die Horrorfilm-Kenner sprechen.

          3
          • 7

            Obwohl ich wusste, dass Murnau sein Handwerk beherrscht, war ich von diesem Kammerspiel dennoch gleich mehrfach überrascht: Die sehr stringente und dichte Erzählweise vermag einem bereits nach wenigen Minuten zu packen. Murnau hat ausserdem ein sehr feines Gespür für das Innenleben seiner Figuren und inszeniert dies auch entsprechend nuanciert. Dies ist insofern doch beachtenswert, als Theatralik ja immerhin zur Natur des Stummfilmes zählt. Murnau findet hier eine Balance, die mich doch sehr überzeugt hat!
            Saloppe gesagt: Atmosphärisch eine ganz tolle Sache!

            • 7

              Die Ausstattung, die Inszenierung des Städtchens, ist grandios. Obwohl ich wusste, dass in Cinecitta gedreht wurde, war ich mir dann doch plötzlich unsicher. Würdigen kann ich auch die schauspielerische Leistung, wobei an Maria Schells Darstellung mittlerweile insofern viel Patina anhaftet, als das anti-emanzipatorische Dauergrinsen etwas aus unserer Zeit fällt. Aber ansonsten?
              Was ich sehr an Visconti's Literaturverfilmungen schätze, finde ich auch hier wieder: Visconti verfällt - wie man bei Literaturverfilmungen ja gerne stereotypisch erwarten könnte - nicht in einen abgehobenen Modus des Intellektuellen, sondern bleibt stets mehr oder weniger unmittelbar bei der Geschichte.

              • 8

                Hut ab! Ich wusste ja bereits im Vorfeld, dass Visconti in Sachen Literaturverfilmungen ein gutes, würdigendes und seriöses Händchen hat (u.a. Thomas Mann, Dostojewski). Sich an einen Camus zu wagen, stellte ich mir aber insofern als besonders schwierig vor, als Camus' Bücher u.a. mit vermeintlichen Widersprüchen (bspw. Resignation - Lebenslust) eine sehr besondere Atmosphäre kreieren. Visconti packt mich aber tatsächlich. Er liefert hier nicht nur eine inhaltlich präzise Verfilmung ab (dafür setzte sich anscheinend die Schwester von Camus ein), sondern vermag tatsächlich eine Atmosphäre zu erschaffen, die stark ans Buch erinnert. Als Beispiel kann ich hier die Strandspaziergänge nennen.
                Bravo, Signor Visconti!

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                • 7 .5

                  Ja, die 70er brachten Filme hervor, die ich liebe. Beispielsweise der Clou, die Unbestechlichen oder Sundance Kid und Butch Cassidy. Neben dem typischen Dekadencharme, ist ein für mich wesentliches Charakteristikum dieser Filme das rasche Tempo, welches zugleich stets Rücksicht auf die Geschichte nimmt. Kluge Inszenierung eben. "Stoppt die Todesjahre der U-Bahn 123" reiht sich definitiv in diese Reihe von tollen 70er Filmen ein..

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                  • 5 .5

                    Bin weder ein Poliziotteschi- (einzige Referenz für mich: Das Syndikat des Grauens von Fulci) noch ein grosser Deodato-Kenner.

                    Das Cop-Duo erinnerte mich (zumindest optisch) an Redford und Hoffman in "All the President's Men" - ebenfalls 1976 erschienen. Auch wenn die beiden Filme storytechnisch natürlich alles andere als vergleichbar sind, so wünschte ich mir in "Eiskalte Typen auf heißen Öfen" doch etwas weniger Dialoge: ein bei mir selten auftretender Wunsch.
                    Der Film lebte von den diversen Verfolgungsjagden, Präventionsataktionen und dem "charmanten" Matchogehabe der 70er.

                    • 5 .5

                      Cannibal Ferox (1981) ist mein erster Kannibalenfilm. Für sich genommen liefert er mir nicht all zu viele Gründe, mich weiter mit diesem Gerne zu beschäftigen. Klar, es gibt einige spektakuläre Tötungsszenen, die durchaus auch innovativ umgesetzt wurden. Wer jedoch diese Form von Szenen sucht, der wird wohl eher durch Lucio Fulci als durch den Kannibalenfilm befriedigt - diese Prognose wage ich bereits jetzt, obwohl ich noch ein absolutes Greenhorn des Kannibalen-Films bin.

                      Spannend finde ich hingegen, die Diversität an Genres, die das italienische Kino hervorgebracht hat: Sei es der Neorealismus (1943-1952), der Italowestern (1960er-1970er), die Giallis (ca. 1963-1978), die Poliziottesci (ca. 1968-1982) oder dann eben die Kannibalenfilme. Da gibts für mich noch viel zu entdecken: So werde ich mir wohl doch noch den einen oder anderen Kannibalenfilm ansehen müssen.

                      • 2

                        Rosamunde Pilcher für Männer. Einfach noch ein bisschen kitschiger.

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                        • 8
                          hueschteafau 20.01.2019, 20:42 Geändert 02.06.2020, 15:48

                          Mein Anspruch an eine historische Verfilmung ist jeweils, dass dieser sich der entsprechenden Zeit mit Bedacht annähert. Stefan Haupt, der Regisseur, scheint mir viel Wert auf Authentizität gelegt zu haben, wobei er gleichzeitig der Geschichte mit genügend Demut begegnet, so dass der Film m.A.n. nie mehr als eine blosse Annäherung sein will. Klingt eigentlich selbstverständlich, wird m.E. aber selten in dieser Qualität umgesetzt.

                          Für mich als Kinobesucher lag also primär die Geschichte im Vordergrund, und diesbezüglich wurden meine Erwartungen übertroffen. Aber auch Leute, die Wert auf die cineastische Ausstattung legen, dürfen sich auf einen tollen Film freuen. Schauspielerisch einwandfrei und auch das Setting ist toll gewählt.

                          Mein etwas plakatives Résumé wäre wie folgt: Ausnahmsweise ein historischer Film, der nicht die Kostüme in den Vordergrund stellt, wobei auch diese glücklicherweise sehr bewusst ausgewählt wurden! ;-)

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                          • 6 .5
                            hueschteafau 20.10.2014, 23:30 Geändert 02.06.2020, 15:45

                            Bereits jetzt möchte ich auf mögliche SPOILER in meinem Kommentar hinweisen.

                            In den ersten 30 Minuten vermochte mich der Film vollkommen in seinen Bann zu ziehen. Und schlussendlich verliess ich dennoch mit einem schalen Nachgeschmack das Kino.

                            Dies lag weder an Gleeson, noch an der tollen Kameraführung. Vielmehr stellte ich mir am Ende die Frage, was eigentlich die Intention des Films ist? So schien mir die Gag-Dichte mit dem stetig ethischen Fingerzeig auf die Tugend der Vergebung nicht kompatibel. Im letzte Gespräch zwischen Vater und Tochter wird darüber diskutiert, dass im katholischen Kontext der Sünde mehr Gewicht als der Vergebung beigemessen wird. Auch atmosphärisch wird hier ein ernster Ton angeschlagen. Vor- und nachher wird jedoch ein so starkes Feuerwerk an skurrilen Szenen und Dialogen abgelassen, dass der Film in sich für mich nicht kohärent war. Schade!

                            Man ahnt immer wieder die Tiefe, die im Pfarrer schlummert. Oder man ahnt sie nicht nur - sie ist vorhanden. Sein Umfeld ist jedoch mehr als seicht und hat bis auf Resignation, Zynismus und Belanglosigkeit nichts substantielles zu bieten.

                            Manchmal sah ich mich etwas an Filth erinnert. Filth hatte jedoch eine klare Linie. Calvary schien mir weniger stringent zu sein. Wirklich schade! Der Film hat meines Erachtens grosses Potential vergeben. Vergeben für ein paar - zugegebenermassen - gute Lacher!

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