Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 7

    „Montclare“ ist ein kunstvoll gefilmter Mysterythriller unter der Regie des vornehmlich als Dokumentarfilmer bekannten Tony Williams, der von unheimlichen Vorkommnissen in einem Seniorenheim erzählt.

    Nach vielen Jahren kehrt Linda (Jackie Kerin) in ihre alte Heimat zurück, um das Erbe ihrer kürzlich verstorbenen Mutter anzutreten, die ihr das seit Generationen im Familienbesitz befindliche Seniorenheim ‚Montclare‘ vermacht hat. Da sie kaum noch Kontakte zu ihrer Vergangenheit gepflegt hat, fühlt sich Linda im Ort als Außenseiterin und dementsprechend unwohl. Allmählich flammt jedoch die Liebe zu ihrem Jugendfreund Barney (John Jarratt) wieder auf, durch den sie zumindest ein wenig Anschluss findet. Derweil häufen sich seltsame Geschehnisse in der einsam gelegenen Altersresidenz und einer der Bewohner wird tot in der Badewanne gefunden…

    Regisseur Williams setzt für seinen australischen Mysterygrusler zwar auf ein sehr gemächliches Tempo, kreiert jedoch von Beginn an eine unbehagliche, gar nihilistische Stimmungslage. Der langsame Spannungsaufbau und die subtile Schaueratmosphäre erinnern dabei entfernt an Werke wie „Shining“ (1980) und „Das Grauen“ (1980) und entfalten in Kombination mit den hochwertigen Bildern eine gewisse Sogwirkung, der man sich trotz aller Langsamkeit nur schwer entziehen kann.

    Positiv hervorzuheben ist außerdem die experimentelle Kameraarbeit von Gary Hansen (Harlekin) mit ihren ungewöhnlichen Perspektiven und langen Fahrten durch die Flure des finsteren Seniorenheims. Ebenso erwähnenswert ist aber auch die Klanguntermalung durch ‚Tangerine Dream‘-Gründungsmitglied Klaus Schulze, die ebenfalls ihren Beitrag zu der schauderhaften Atmosphäre in der Residenz leistet.

    Bis ins letzte Drittel hinein sind die Geschehnisse in „Montclare“ dabei vollkommen undurchsichtig, haben doch weder die Protagonistin noch der Zuschauer eine Ahnung davon, was überhaupt vor sich geht und werden zudem immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Lediglich die Tatsache, dass es sich um eine reale Bedrohung handeln muss und die Ursache nicht in einem Geisterspuk liegen kann, lässt sich bereits früh erahnen.

    Die kontinuierlich aufgebaute Spannung entlädt sich schließlich in einem zwar knappen, aber gleichwohl furiosen Terrorfinale, welches die Protagonistin auf eine ins Mark gehende Tour de Force schickt.

    Kurzum: Ein feiner Geheimtipp von Down Under, der darauf erwartet, (wieder-) entdeckt zu werden.

    20
    • 4

      „Central Intelligence“ ist eine seichte Actionkomödie von Regisseur Rawson Marshall Thurber (Wir sind die Millers, Skyscraper), der es an Esprit und frischen Ideen mangelt und deren wenige gelungene Momente fast ausschließlich auf der Gegensätzlichkeit des Hauptdarstellerduos beruhen.

      Calvin Joyner (Kevin Hart) ist unzufrieden mit seinem Leben, da ihm einst in der High School eine große Karriere prophezeit wurde, er aber nun ein biederes Dasein als Buchhalter führt. Aus diesem Grund hat Calvin auch keine Lust, zum anstehenden Treffen seines Abschlussjahrgangs zu erscheinen. Da erhält er via Facebook eine unerwartete Freundschaftsanfrage seines einstigen Schulkameraden Robbie, der damals aufgrund seines Übergewichts dem Mobbing seiner Mitschüler ausgesetzt war und in dem beliebten Calvin eine Mischung aus Freund und Vorbild sah. Zu Calvins großer Überraschung entpuppt sich Robbie bei ihrem Wiedersehen als nunmehr hünenhafter Muskelberg, der sich jetzt Bob Stone (Dwayne Johnson) nennt. Was Calvin nicht ahnt: Sein Schulkamerad ist ein ehemaliger CIA-Agent auf der Flucht, dem vorgeworden wird, Geheimcodes gestohlen und seinen Partner umgebracht zu haben…

      Die Agentengeschichte, die „Central Intelligence“ erzählt, gestaltet sich komplett vorhersehbar und selbst die Identität des Drahtziehers hinter der Verschwörung lässt sich schon früh erahnen. Ebenso generisch fallen die eingestreuten Actionszenen aus, sodass diese in ihrer Belanglosigkeit letztlich kaum der Rede wert sind.

      Die meisten Pointen ergeben sich derweil aus der Gegensätzlichkeit des muskelbepackten Agenten, den Johnson mit kindlicher Naivität mimt und seines deutlich kleineren Mitstreiters, den Hart mit einer gewissen Großspurigkeit verkörpert. Dieser Kontrast sorgt wie schon zu Zeiten des Duos Schwarzenegger/DeVito für den einen oder anderen Schmunzler, bietet allerdings nicht genug, um über die volle Laufzeit bei Laune zu halten.

      Darüber hinaus darf auch die Botschaft der Buddy-Komödie kritisch hinterfragt werden, suggeriert „Central Intelligence“ doch, dass es bestimmter körperlicher Voraussetzungen bedarf, um gesellschaftliche Anerkennung zu erfahren.

      29
      • 1. Apocalypse Now (1979)
        2. Inglourious Basterds (2009)
        3. Schindlers Liste (1993)
        4. Der schmale Grat (1998)
        5. Wege zum Ruhm (1957)
        6. Gesprengte Ketten (1963)
        7. Lawrence von Arabien (1962)
        8. Der Zug (1964)
        9. Die Brücke am Kwai (1957)
        10. Black Book (2006)

        19
        • 5 .5

          Nachdem mit John McTiernan und Arnold Schwarzenegger Regisseur und Hauptdarsteller des ersten Teils nicht mehr zur Verfügung standen, fiel dem Australier Stephen Hopkins (Der Geist und die Dunkelheit, Under Suspicion) das schwere Erbe zu, eine Fortsetzung zum erfolgreichen SciFi-Horror-Hybrid zu drehen. „Predator 2“ grenzt sich vom Original jedoch schon dadurch ab, dass er das Geschehen vom Dschungel in die Großstadt verlegt.

          Los Angeles 1997: In der Millionenmetropole liefern sich verfeindete Drogenkartelle erbitterte Straßenschlachten. Der hitzköpfige Detective Harrigan (Danny Glover) wird zu einem Gebäude gerufen, in dem sich schwer bewaffnete Kolumbianer verschanzt haben. Als Harrigan in das Gebäude vordringt, findet er dort jedoch nur die grausam zugerichteten Leichen der Bandenmitglieder vor. Der Polizist ahnt nicht, dass hinter den Morden ein außerirdischer Predator steckt, der auch Harrigan und seine Kollegen bereits ins Visier genommen hat. Seine Ermittlungen in dem Fall werden zusätzlich durch das FBI um Agent Keyes (Gary Busey) erschwert, welcher eigene Pläne mit der mörderischen Kreatur hat…

          Mit seiner dystopischen Großstadtatmosphäre und den reißerischen TV-Nachrichten, die immer wieder in die Handlung eingebunden werden, erinnert Hopkins‘ Fortsetzung beinahe mehr an Verhoevens „RoboCop“ (1987) als an den eigenen Vorgänger. Dabei verzichtet „Predator 2“ allerdings auf eine gesellschaftskritische Note und widmet sich lieber vollends der blutigen Auseinandersetzung zwischen Mensch und Alien.

          Durchgängig spannend gestaltet sich Hopkins‘ Werk allerdings nicht, hält sich der zweite Teil doch zu lange mit unnötigem Klamauk und überdreht agierenden Nebenfiguren auf und benötigt dementsprechend lange, um so richtig in die Gänge zu kommen. Erschwerend hinzu kommt, dass der von Glover verkörperte Protagonist als Held kaum greifbar ist und fast ausschließlich über seine impulsiven Kurzschlussreaktionen charakterisiert wird. Bemängeln lassen sich außerdem einige schlecht gealterte Effekte sowie der allzu aufdringliche Score, der zu Alan Silvestris schwächeren Arbeiten gezählt werden kann.

          Zugutehalten kann man „Predator 2“ neben seinem durchaus packenden Showdown derweil vor allem, dass die Fortsetzung auf Zugeständnisse an ein breiteres Publikum verzichtet und mindestens ebenso gorehaltig und brutal daherkommt wie der Vorgänger.

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          • 7

            In dem als Wegbereiter des Giallo geltenden „The Girl who knew too much“ unter der Regie von Mario Bava (Blutige Seide, Im Blutrausch des Satans) kommt eine amerikanische Touristin in Rom einer unheimlichen Mordserie auf die Spur.

            Nora Davis (Leticia Román) reist nach Italien, um ihre altersschwache Tante zu besuchen, welche vom Arzt Dr. Bassi (John Saxon) versorgt wird. Als ihre Tante schon in der ersten Nacht ihres Aufenthalts stirbt, macht sich die unter Schock stehende Nora auf den Weg zum nahegelegenen Krankenhaus, um den Doktor um Hilfe zu suchen. Dabei wird sie Zeugin eines Mordes an einer Frau, die auf der Spanischen Treppe von einem Unbekannten niedergestochen wird. Da ihr niemand ihre Geschichte vom nächtlichen Mord auf der Treppe glaubt, macht sich Nora daran, selbst die Hintergründe der Tat zu ermitteln. Im Zuge dessen stößt sie auf eine zehn Jahre zurückliegende Mordserie, für die seinerzeit der sogenannte ‚Alphabet-Killer‘ verantwortlich gemacht wurde, der seine Opfer nach dem Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens auswählte…

            Zwar gilt Bavas Werk als Prototyp des Giallo, doch hat der in stilsicheren Schwarzweiß-Bildern gehaltene Film noch nicht allzu viel mit den opulenten Blutopern gemein, die in den folgenden Jahren durch Regisseure wie Dario Argento sowie Bava selbst populär wurden. So werden weder die Morde in ausufernder Weise zelebriert, noch setzt Bava auf Sex und nackte Haut. Vielmehr erinnert die Mördersuche in „The Girl who knew too much“ an diverse Hitchcock-Klassiker oder das Rätselraten in Agatha Christie-Krimis.

            Beginnend mit dem Auffinden der toten Tante erzeugt Bava zudem eine einnehmende Gruselatmosphäre und sorgt für schaurig-schöne Spannungsmomente. So etwa, wenn die Protagonistin in einer Gewitternacht einen Einbrecher im Haus vermutet oder von einer unheimlichen Stimme geführt einen menschenleeren Gang entlang schleicht.

            Darüber hinaus kommen jedoch auch die Sehenswürdigkeiten der italienischen Hauptstadt sehr gut zur Geltung, sodass man sich als Zuschauer während der Stadtführung durch den Arzt ein wenig an „Ein Herz und eine Krone“ (1953) erinnert fühlt. Zusätzlich weiß Bavas Film mit einfallsreichen Bildübergängen und kleineren Kameratricks zu punkten.

            Abstriche machen muss man lediglich bei den zuweilen etwas übertriebenen Performances der seinerzeit noch unerfahrenen Darstellerriege, mit der sich auch Bava selbst später unzufrieden zeigte. Auch der ganz große Knalleffekt bei der Auflösung der Morde bleibt letztlich aus, dennoch wird der Krimiplot zu einem zufriedenstellenden Ende geführt.

            28
            • 6

              „Bonjour Tristesse“ unter der Regie Otto Premingers (Anatomie eines Mordes, Sturm über Washington) ist eine in Frankreich gedrehte Romanadaption, die als Impulsgeber einer neuen Bewegung des französischen Kinos – der Nouvelle Vague - angesehen werden kann.

              Die junge Cécile (Jean Seberg) erinnert sich an einen unbeschwerten Sommer zurück, den sie mit ihrem Vater Raymond (David Niven) an der französischen Riviera verbrachte. Damals führte die Teenagerin ein sorgenfreies Leben und tat nur, worauf sie Lust hatte. Raymond, ein wahrer Schürzenjäger, pflegte unterdessen wechselnde Frauenbekanntschaften. Seine Eroberung in jenem Sommer war die heitere Blondine Elsa (Mylène Demongeot), die einen ebenso sorglosen Lebensstil führte. Als jedoch Céciles Patin Anne (Deborah Kerr), eine Modedesignerin und Jugendfreundin von Raymond ihnen einen Besuch abstattete, fand die Zeit des Faulenzens alsbald ein Ende…

              Obwohl es sich bei „Bonjour Tristesse“ um eine US-Produktion mit überwiegend englischsprachigen Darstellern handelt, fühlt sich Premingers Werk doch nicht nur wegen seines Schauplatzes sehr nach dem Stil des französischen Kinos an.
              Die Gegenwartshandlung, mit welcher der Film beginnt, ist dabei in tristem Schwarzweiß gehalten, während die Rückblenden, die den Großteil des Films ausmachen, in farbprächtigen CinemaScope-Bildern erstrahlen. Durch diesen Kontrast wird die unterschiedliche Stimmungslage der Protagonistin noch einmal zusätzlich unterstrichen, denkt die in Depressionen verfallene Cécile doch voller Sehnsucht an jene herrlichen Sommertage zurück.

              Angesichts des sehr langsamen Erzähltempos und der ereignisarmen Handlung, geht „Bonjour Tristesse“ als waschechter Slowburner durch, zeigt uns die erste Filmhälfte die Hauptfiguren doch nahezu ausschließlich beim Sonnenbaden, nächtlichen Partys und leichten Sportaktivitäten. Auf diese Weise verströmt Premingers Film zwar eine angenehme Urlaubsatmosphäre, fühlt sich jedoch zunächst nicht sonderlich gehaltvoll an.

              Mit dem Auftreten von Anne bahnen sich zwar die ersten Konflikte innerhalb der kleinen Gemeinschaft an, doch wirken sich diese anfangs noch eher unbedeutend. Gegen Ende spitzt sich die Situation jedoch immer mehr zu, sodass Premingers Werk letztlich auf ein unerwartetes Finale zuläuft, welches dann doch noch einen emotionalen Punch entwickelt und den Zuschauer erschüttert zurücklässt.

              Unter den Castmitgliedern sind derweil vor allem Jean Seberg als verwöhnte Teenagertochter sowie Deborah Kerr als ihr reiferer Gegenpart hervorzuheben, die mit ihren intensiven Performances vollauf überzeugen können. David Niven als alternder Frauenheld bleibt dagegen ein wenig blass, was aber vorwiegend seiner eher eindimensionalen Rolle geschuldet ist.

              Positiv zu erwähnen ist außerdem noch der melancholische Titelsong von Juliette Gréco, den sie in einer Szene zu Beginn des Films auch selbst performt.

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              • 6

                Der auf einer Erzählung von Harry Bates basierende „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ ist ein in Schwarzweiß gedrehter Klassiker des SciFi-Kinos unter der Regie von Robert Wise (West Side Story, Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All), der sowohl als Kommentar auf den Kalten Krieg wie auch auf die Kommunismus-Paranoia der McCarthy Ära funktioniert.

                In Washington D.C. landet ein außerirdisches Flugobjekt, welchem ein menschenähnliches Wesen namens Klaatu (Michael Rennie) und ein großer Roboter entsteigen. Klaatu beteuert, ihn Frieden zu kommen, wird jedoch von einem nervösen Soldaten der amerikanischen Streitkräfte angeschossen und in ein Krankenhaus gebracht. Der Außerirdische bittet darum, eine Vollversammlung der Vereinten Nationen einzuberufen, da er eine wichtige Botschaft an alle Völker der Erde zu verkünden habe. Als dieser Wunsch ihm mit Verweis auf die komplexe politische Gemengelage verwehrt wird, entkommt Klaatu aus dem Krankenhaus und mietet sich unter falscher Identität bei der jungen Helen (Patricia Neal) ein. Helens kleiner Sohn Bobby (Billy Gray) macht den Außerirdischen mit der Lebensweise der Erdenbürger vertraut und erkundet mit ihm die Hauptstadt…

                Wise‘ SciFi-Klassiker hebt sich von vergleichbaren Werken der 50er Jahre schon allein dadurch ab, dass die Außerirdischen hier keine Eroberungsabsichten haben, sondern in Frieden kommen und die Denkart der Menschen besser verstehen wollen. Auch wirkt Wise‘ Film nicht wie die typischen B-Movies jener Zeit, sondern erscheint dank der ansprechenden Bilder, den dosiert eingesetzten Effekten und der souveränen Kameraführung ungleich hochwertiger. Zudem wird von Beginn an deutlich, dass es Wise nicht um das große Spektakel, sondern vornehmlich um die Vermittlung der Antikriegsbotschaft geht.

                Allerdings benötigt der Film eine ganze Weile, um richtig Fahrt aufzunehmen, sodass die Geschichte in der ersten Hälfte noch einen Schlingerkurs fährt und hauptsächlich von der angenehmen Chemie zwischen dem kleinen Jungen und seinem neuen Freund aus dem All lebt. So recht weiß man als Zuschauer lange Zeit nicht, wo genau Wise letztlich hinwill, wenn er Klaatu von Abraham Lincoln schwärmen oder die Berechnungen eines Physikers korrigieren lässt.

                In der zweiten Hälfte verdichtet sich die Handlung allmählich und die Spannung wird nach und nach gesteigert. Fortan rücken auch die SciFi-Elemente stärker in den Vordergrund und wir bekommen etwa das Innere des Raumschiffs zu sehen. Die pazifistische Botschaft des Films ist derweil natürlich aller Ehren wert, doch erscheint eine von Maschinen kontrollierte Welt, in der Roboter für Recht und Ordnung sorgen und jede gewalttätige Auseinandersetzung bereits im Keim ersticken, aus heutiger Sicht nicht mehr als die Ideallösung, als die sie womöglich noch in den 50er Jahren angesehen wurde.

                11
                • 1. Jenseits der Stille (1996)
                  2. Almost Famous (2000)
                  3. Ray (2004)
                  4. Hinter dem Rampenlicht (1979)
                  5. Whiplash (2014)
                  6. Die Legende vom Ozeanpianisten (1998)
                  7. The Commitments (1991)
                  8. The Doors (1991)
                  9. Amadeus (1984)
                  10. Die Regenschirme von Cherbourgh (1964)

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                  • 6

                    Nachdem er gemeinsam mit Albert R. Broccoli höchst erfolgreich die James Bond-Reihe etabliert hatte, wollte Produzent Harry Saltzman eine weitere Agentenreihe ins Leben rufen, die eine realistischere Alternative zu Bond darstellen sollte. Als Grundlage hierfür dienten die Spionageromane von Len Deighton, während der seinerzeit noch relativ unbekannte Michael Caine als Hauptdarsteller gewonnen werden konnte. Diesem gelang mit „Ipcress“ – dem ersten Teil der Agentenreihe – schließlich sein großer Durchbruch.

                    Der im Dienst des britischen Verteidigungsministeriums stehende Harry Palmer (Michael Caine) wird einer kleinen Spionageabwehr-Einheit unter der Führung von Major Dalby (Nigel Green) zugewiesen, welche die Entführung eines renommierten Atomphysikers aufklären soll. Palmer und seine Kollegen werden im Zuge dessen auf den Albaner Grantby (Frank Gatliff) angesetzt, welcher der Drahtzieher hinter der Entführung zu sein scheint…

                    Trotz des realistischeren Ansatzes enthält auch „Ipcress“ – ebenso wie die Bond-Filme – diverse Unglaubwürdigkeiten und setzt am Ende ebenfalls auf ein fantastisch anmutendes Finale. Parallelen zu 007 lassen sich zudem auch auf musikalischer Ebene finden, zeigte sich für den Score doch Bond-Komponist John Barry zuständig.

                    Der von Michael Caine verkörperte Protagonist erweist sich indes als gänzlich anderer Typ als der charmante Lebemann Bond, ist sein Harry Palmer doch ein Held aus der Arbeiterklasse, der Frauen am liebsten mit seinen Kochkünsten überzeugt und den wir zwischendurch gar beim Supermarkteinkauf begleiten. Im Vergleich zu Bond erscheint Palmer daher eher wie ein gewitzter Buchhalter, den man sich nur schwerlich am Pokertisch oder auf sonnigen Südseeinseln vorstellen kann. Auch schlägt „Ipcress“ ein sehr gemächliches Tempo an und enthält nur sehr wenige Actionmomente.

                    Eine gewisse Grundspannung kommt trotz dieser Langsamkeit aber dennoch auf, da die Story um entführte Wissenschaftler, Gedankenmanipulation und Geheimdienstintrigen immer wieder kleinere Haken schlägt und Palmer auch mehrmals in brenzlige Situationen gerät.

                    Erwähnenswert ist außerdem noch, dass Regisseur Sidney J. Furie (The Entity, Der stählerne Adler) bei seiner Inszenierung häufig auf ungewöhnliche Perspektiven setzt. So lugt die Kamera etwa bei einem vertraulichen Gespräch durch einen offenen Türspalt oder schaut durch einen Lampenschirm von oben auf ein Mordopfer herab.

                    Nachdem „Ipcress“ bei Publikum und Kritik Anklang fand, schlüpfte Michael Caine für „Finale in Berlin“ (1966) und „Das Milliarden-Dollar-Gehirn“ (1967) noch zweimal in die Rolle des britischen Agenten. Außerdem kehrte er in den 90er Jahren für zwei TV-Filme erneut zu seiner Paraderolle zurück.

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                    • 7

                      Neben den sogenannten Spaghetti-Western zählte der Poliziottesco, eine Unterart des Polizeifilms, in dem einzelne Ermittler sich mit hilflosen oder desinteressierten Staatsorganen auseinandersetzen müssen, zu den beliebtesten Genres im italienischen Kino der 70er Jahre. Hierzu kann auch der von Massimo Dallamano (Venus im Pelz, Das Geheimnis der grünen Stecknadel) inszenierte „Der Tod trägt schwarzes Leder“ gezählt werden, welcher darüber hinaus noch eine weitere, innovative Komponente einfließen lässt, indem er zusätzlich Elemente des seinerzeit ebenfalls sehr populären Giallo-Genres einbaut und somit neben der Ermittlungsarbeit auch die Taten eines schwarz gekleideten Killers in den Mittelpunkt rückt.

                      In einer Dachbodenwohnung wird die nackte Leiche einer erhängten Teenagerin gefunden. Was zunächst noch wie ein Suizid anmutet, erweist sich alsbald als perfider Mord, woraufhin Kriminalkommissar Silvestri (Claudio Cassinelli) die Ermittlungen übernimmt. Derweil ergibt die Obduktion des Mädchens, dass diese vor ihrem Tod Sex mit mehreren Männern gehabt haben muss. Der Fall wird zunehmend mysteriöser, als Silvestri und die stellv. Staatsanwältin Vittoria Stori (Giovanna Ralli) in der Wohnung eines Verdächtigen ein wahres Blutbad vorfinden, von einer weiteren Leiche jedoch zunächst jede Spur fehlt. Erschwert werden die Ermittlungen zudem durch einen unbekannten Killer in schwarzer Motorradkluft, der es auf Silvestri und seine Mitstreiter abgesehen zu haben scheint…

                      Dallamanos Polizeifilm ist ästhetisch ansprechend und besticht durch ein sehr hohes Erzähltempo, dynamische Kameraarbeit sowie eine sehr markante, teils von Kinderchören bestimmte Musikuntermalung. Hinzu kommt eine emotional aufwühlende Geschichte um Kindesmisshandlung, bei der das Ausmaß der Gräueltaten im weiteren Verlauf immer größere Dimensionen annimmt.

                      Dallamano beweist ein feines Gespür für den Umgang mit der sensiblen Missbrauchsthematik und verzichtet in diesem Zusammenhang auf allzu explizite Bilder. Weit weniger zurückhaltend wird hingegen die blutige Mordserie des Motorradfahrers in Szene gesetzt, welcher seine Opfer mit einem Hackebeil malträtiert und sich in der Filmmitte zudem eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit den Beamten liefert, bei der er ihnen durch den Mailänder Berufsverkehr davonrast.

                      Positiv hervorzuheben sind außerdem die Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Mario Adorf (Deadlock) und Farley Granger (Der Fremde im Zug) zählen, obgleich der Film sich nur wenig Zeit für Figurenzeichnung nimmt und stattdessen zügig seinen Krimiplot vorantreibt.

                      Störend fällt da allenfalls das sehr abrupte Ende auf, hätte man sich für diesen sehenswerten Polizeifilm doch einen etwas imposanteren Showdown gewünscht.

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                      • 5 .5
                        über Hatchet

                        „Hatchet“ unter der Regie von Adam Green (Frozen, How to Catch a Monster) ist ein mit viel Humor durchtränkter Slasher mit dem Charme eines Partyfilms, welcher ausgiebig seinen großen Vorbildern aus den 70er und 80er Jahren huldigt.

                        Um eine für ihn schmerzhafte Trennung zu verarbeiten, unternimmt der sensible Ben (Joel David Moore) mit seinen Freunden einen Trip nach New Orleans. Von den Feierlichkeiten auf dem dort stattfindenden Mardi Gras Festival hat Ben jedoch alsbald genug und möchte stattdessen lieber an einer Gruseltour durch die Sümpfe teilnehmen, wobei ihn sein bester Freund Marcus (Deon Richmond) widerwillig begleitet. Die Bootstour durch die Sümpfe wird allerdings sehr bald zu einem wahren Alptraum, da der missgestaltete Killer Victor Crowley (Kane Hodder) in der Gegend sein Unwesen treibt und fortan Jagd auf die Tourgruppe macht…

                        Mit seinem augenzwinkernden Humor, den derben Gewaltspitzen und den bewusst überzeichneten Figuren eignet sich Greens Slasher-Hommage am besten für eine bierselige Runde, die mit den hier zitierten Genrevorbildern bestens vertraut ist. Während die handgemachten und teils sehr kreativen Splattereffekte Assoziationen zu „Tanz der Teufel“ (1981) hervorrufen, erinnert der mit enormer Brutalität vorgehende Killer und dessen Hintergrundgeschichte an die „Freitag der 13.“-Reihe – was nicht zuletzt an der Beteiligung von Jason-Mime Kane Hodder liegt.

                        Neben Hodder gibt es darüber hinaus ein Wiedersehen mit weiteren Genregrößen, geben sich doch zudem noch Robert Englund (Nightmare on Elm Street), Tony Todd (Candymans Fluch) und John Carl Buechler (Freitag der 13. – Jason im Blutrausch) für kurze Gastauftritte die Ehre.

                        Vorwerfen lassen muss sich „Hatchet“ indes, dass er inhaltlich derart nah bei seinen Vorbildern bleibt, dass man als Zuschauer sehr schnell den Eindruck gewinnt, lediglich mehr vom Gleichen serviert zu bekommen und Innovationen entsprechend ausbleiben. Auch wird das Potenzial des Sumpf-Settings nicht ganz ausgeschöpft, sodass sich weite Teile der Handlung ebenso gut in einem x-beliebigen Wald abspielen könnten. Und nicht zuletzt gestaltet sich der fortwährende Zickenkrieg der Pornodarstellerinnen, die ebenfalls zu den Tourteilnehmern gehören, auf Dauer recht nervig.

                        Da „Hatchet“ jedoch auch mit einigen gelungenen Pointen aufwartet, hinterlässt Greens Slasher einen insgesamt soliden Gesamteindruck.

                        Vergleichbare Empfehlung: „The Cottage“ (2008)

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                        • 1. Psycho (1960)
                          2. Der Exorzist (1973)
                          3. So finster die Nacht (2008)
                          4. Der weiße Hai (1975)
                          5. Hereditary (2018)
                          6. Ring (2002)
                          7. Wiegenlied für eine Leiche (1964)
                          8. Der Schrecken der Medusa (1978)
                          9. Texas Chainsaw Massacre (1974)
                          10. Schloss des Schreckens (1961)

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                          • 8 .5

                            „[The] best film I think I have ever seen“
                            - Stanley Kubrick -

                            Der biografisch geprägte „Hinter dem Rampenlicht“ der Broadwaylegende Bob Fosse (Cabaret, Lenny) ist ein zwischen Musikfilm und Meta-Kommentar pendelndes Werk, welches hinter die Kulissen einer erotisch aufgeladenen Musicalproduktion blickt und zugleich als schonungsloses Selbstporträt eines Getriebenen funktioniert.

                            Der populäre Broadwayregisseur Joe Gideon (Roy Scheider) ist ein wahrer Workaholic, der alles daransetzt, damit seine neue Show ein Erfolg wird und dafür auch die eigene Gesundheit aufs Spiel setzt. Neben seinen diversen Affären hat der Kettenraucher noch ein enges Verhältnis zu seiner Ex-Frau Audrey (Leland Palmer), die ebenfalls an der Show beteiligt ist und mit der er die gemeinsame Tochter Michelle (Erzsebet Foldi) hat. Die Warnzeichen, die ihm sein Körper sendet, ignorierend, legt Gideon in seinen Träumen vor der mysteriösen Angelique (Jessica Lange) seine Lebensbeichte ab…

                            Regisseur Fosse verarbeitete in seinem Drehbuch eigene Erfahrungen bei der Inszenierung aufwendiger Bühnenstücke, nachdem er bei Probearbeiten einen Herzinfarkt erlitten hatte. Dementsprechend steckt sein Werk voller Querverweise und Meta-Bezüge, zeigt sowohl die Schattenseiten des Showzirkus‘ wie auch die unvergleichbare Faszination, die von diesem ausgeht.

                            Dabei begeistert Fosses Film mit mitreißenden Gesangs- und Tanzeinlagen, einem perfekt abgestimmten Schnitt und hat mit dem teils entfesselt agierenden Roy Scheider den idealen Hauptdarsteller, der sämtliche Facetten der Selbstzerstörung für den Zuschauer erfahrbar werden lässt. Neben aller Melancholie findet Fosse jedoch auch noch Platz für einige humorvolle Momente. So etwa, wenn Gideons Arzt es seinem Patienten gleichtut und noch während der Untersuchung die Zigarette im Mundwinkel hat.

                            Mit zunehmender Laufzeit lässt Fosse die Grenzen zwischen Traum und Realität schließlich immer mehr verschwimmen, sodass „Hinter dem Rampenlicht“ gegen Ende beinahe ins Surreale abdriftet und in einem fiebrig-ekstatischen Finale gipfelt.

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                            • 6

                              Mit „Der Mann, der niemals aufgibt“ schuf Clint Eastwood (Erbarmungslos, Gran Torino) ein actionreiches Roadmovie, das mit hübschen Landschaftsimpressionen, augenzwinkerndem Witz und sehr viel Freude an bleihaltigen Zerstörungsorgien punktet, dessen wenig glaubwürdige Handlung jedoch so einige Logiklöcher offenbart.

                              Der abgehalfterte Polizist Ben Shockley (Clint Eastwood) aus Arizona wird von seinem Vorgesetzten, dem Polizeichef Blakelock (William Prince), damit beauftragt, die Prostituierte Gus Mally (Sondra Locke) von Las Vegas nach Phoenix zu überführen, wo sie als Zeugin in einem Prozess aussagen soll. Als Shockley die schlagfertige junge Frau vom dortigen Revier abholt, warnt man ihn vor, dass auf ihren baldigen Tod bereits Wetten abgeschlossen werden. Als der für die Überführung vorgesehene Wagen in die Luft fliegt und Shockley und die Prostituierte auf offener Straße unter Beschuss geraten, dämmert dem Polizisten allmählich, dass nicht nur die Zeugin, sondern auch er selbst beseitigt werden soll…

                              Wenn man über einige schwer nachvollziehbare Entscheidungen des Protagonistenpaares und das ebenso unkoordinierte Vorgehen ihrer Verfolger einigermaßen hinwegsehen kann, bietet Eastwoods krawalliger Roadtrip trotz aller Drehbuchschwächen insgesamt recht charmante Unterhaltung. Dies ist neben dem spielfreudigen Cast und den zynischen Onelinern vor allem auch den gelungenen Actionszenen zu verdanken, in denen wahlweise Streifenwagen, Motorräder, Hubschrauber oder auch ein gepanzerter Bus zum Einsatz kommen.

                              Als angenehme Abwechslung erweist sich zudem, dass Eastwood hier mal nicht den unfehlbaren und obercoolen Draufgänger mimt, sondern Ben Shockley eher als überforderten und vom Leben enttäuschten Beamten anlegt, der in den verbalen Auseinandersetzungen mit der toughen Prostituierten regelmäßig den Kürzeren zieht.

                              Mit „16 Blocks“ (2006) entstand später ein loses Remake mit männlicher Besetzung, welches das Geschehen in ein Großstadt-Setting verlegt.

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                              • 7 .5

                                I like to be in America
                                Ok by me in America
                                Everything free in America
                                For a small fee in America

                                Der von rivalisierenden Jugendbanden und ihren Identitätskonflikten handelnde „West Side Story“ ist ein farbprächtiges Musical unter der Regie von Robert Wise (Star Trek – Der Film) und Choreograf Jerome Robbins (Anatevka), das seinerzeit zu einem großen Kassenhit avancierte und mit 10 Oscar-Auszeichnungen zu den erfolgreichsten Filmen in der Geschichte der Academy Awards zählt.

                                Die aus weißen Amerikanern bestehende Bande der „Jets“ um ihren Anführer Riff (Russ Tamblyn) duelliert sich mit den aus Puerto Rico zugewanderten „Sharks“ um deren Anführer Bernardo (George Chakiris) um die Vorherrschaft auf der New Yorker Upper West Side. So liefern sich die jungen Männer etwa hitzige Tanzduelle, die zuweilen auch in Schlägereien ausarten. Um die „Sharks“ endgültig zu verjagen, wendet sich Riff schließlich an Tony (Richard Beymer), der zu den Gründungsmitgliedern der „Jets“ gehört, vom Kämpfen aber inzwischen nichts mehr wissen will. Auf Wunsch seiner Kameraden soll Tony bei einem am Abend stattfindenden Ball mit Bernardo verhandeln. Alles kommt jedoch ganz anders, als sich Tony ausgerechnet in Bernardos Schwester Maria (Natalie Wood) verliebt…

                                Der auf dem gleichnamigen Broadwaystück basierende Film, welcher von Steven Spielberg 2021 neu aufgelegt wurde, begeistert mit einer ausgezeichneten Kameraarbeit, herrlich anzusehenden Kulissen des Armenviertels sowie der mitreißenden Musik von Komponist Leonard Bernstein. Inhaltlich setzt sich „West Side Story“ indes mit Themen wie Migration und Ausgrenzung auseinander und wirft am Beispiel der gewaltbereiten Jugendbanden einen kritischen Blick auf den ‚American Way of Life‘.

                                Verknüpft wird diese Kritik dabei mit einer tragischen Liebesgeschichte im Stile von Shakespeares Romeo und Julia, welche sich zwar recht simpel und vorhersehbar gestaltet, ihre emotionale Wirkung aber dennoch nicht verfehlt. Zu loben sind derweil außerdem die Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Rita Moreno (Fast & Furious 10), Simon Oakland (Psycho) und Ned Glass (Charade) gehören.

                                Zwar hat nicht jeder Song den gleichen Ohrwurm-Charakter und nach einer Weile hat man sich an den vielen Tanzeinlagen auch ein Stück weit sattgesehen, doch vermag die Kombination aus hervorragenden Schauwerten und der nach wie vor brisanten Einwandererthematik auch heute noch für hochklassige Unterhaltung zu sorgen.

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                                • 6

                                  Mit seinem SciFi-Blockbuster „Stargate“ lieferte der Stuttgarter Roland Emmerich (Independence Day, White House Down) nach „Universal Soldier“ (1992) seinen zweiten Hollywood-Hit in Folge ab und legte zugleich den Grundstein für ein sehr populäres Serien-Franchise.

                                  Der Ägyptologe Dr. Daniel Jackson (James Spader) soll im Auftrag des US-Militärs die Inschriften auf einem 1928 entdeckten Artefakt übersetzen. Bei seiner Analyse findet er heraus, dass es sich bei dem Fundstück um ein Sternentor handelt, welches den Übergang in andere Galaxien ermöglicht. Jackson gelingt es, das Tor zu aktivieren und eine Verbindung zu einem Gegenstück herzustellen, welches sich auf einem weit entfernten Wüstenplaneten befindet. Gemeinsam mit einem Militärteam um Colonel Jack O’Neil (Kurt Russell) wird der Ägyptologe zu einer Erkundungsreise auf den fremden Planeten entsandt…

                                  „Stargate“ bietet wenig anspruchsvolles Popcornkino, das mit imposanten Schauwerten, aufwendigen Kulissen und einem gut ausgewählten Cast daherkommt, welchem u.a. noch Mili Avital (Dead Man) und Jaye Davidson (The Crying Game) angehören. Darüber hinaus zählt der stimmungsvolle Score von „James Bond“-Komponist David Arnold ebenso zu den Pluspunkten von Emmerichs SciFi-Film wie die gelungene Kombination aus handgemachten und computergenerierten Effekten.

                                  Die Geschichte um das titelgebende Sternentor sorgt speziell in der ersten Hälfte für 90er typischen Abenteuercharme, gestaltet sich mit zunehmender Laufzeit allerdings auch reichlich vorhersehbar. Trotz einiger Actioneinschübe kommt „Stargate“ im Vergleich zu späteren Werken des Regisseurs dabei noch beinahe bodenständig daher und verzichtet auf große Zerstörungsorgien, hat aber auch mit kleineren Längen zu kämpfen, da die stereotypen Charaktere und ihre simpel gehaltenen Dialoge nicht allzu viel hergeben.

                                  Die Mischung aus klassischem SciFi-Stoff und ägyptischer Mythologie fühlt sich jedoch auch heute noch angenehm unverbraucht an, sodass „Stargate“ immer noch auf einem mehr als soliden Niveau zu unterhalten weiß.

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                                  • Ganz viel Liebe für deine tollen Listen-Aktionen, kidhan 😊

                                    1. Die Taschendiebin (2016)
                                    2. Titanic (1997)
                                    3. Gefahr und Begierde (2007)
                                    4. Brokeback Mountain (2005)
                                    5. Rebecca (1940)
                                    6. In the Mood for Love (2000)
                                    7. Der seltsame Fall des Benjamin Button (2008)
                                    8. Die Regenschirme von Cherbourgh (1964)
                                    9. True Romance (1993)
                                    10. Die Reifeprüfung (1967)

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                                    • 7

                                      Der von den britischen Hammer-Studios produzierte „Ein Toter spielt Klavier“ ist ein düsterer, in Schwarzweiß gedrehter Psychothriller, der anders als die meisten Werke der beliebten Genreschmiede nicht auf die klassischen Monster wie Dracula oder Frankenstein, sondern auf einen wendungsreichen Mysteryplot setzt.

                                      Die seit einem Reitunfall auf den Rollstuhl angewiesene Penny Appleby (Susan Strasberg) kehrt nach einer Dekade in das Haus ihres Vaters an der Côte d’Azur zurück. Zu ihrer Enttäuschung wird sie vor Ort jedoch nicht von ihrem Vater, sondern lediglich von ihrer Stiefmutter Jane (Ann Todd) empfangen, welche angibt, dass Pennys Vater auf einer Dienstreise sei. Als dieser jedoch auch nach Tagen nicht heimkehrt, wachsen in der jungen Frau die Zweifel an den Aussagen ihrer Stiefmutter. Umso mehr, als sie eines Nachts die Leiche ihres Vaters im angrenzenden Sommerhaus zu sehen glaubt. Gemeinsam mit dem Chauffeur Bob (Ronald Lewis), der ihr als Einziger im Haus Glauben zu schenken scheint, versucht Penny herauszufinden, was hinter den seltsamen Vorkommnissen stecken könnte…

                                      Anhand von nur wenigen Figuren und eines begrenzten Schauplatzes erreicht der von Seth Holt (Endstation 13 Sahara, War es wirklich Mord?) inszenierte Thriller binnen kürzester Zeit eine spannende Gemengelage, die in Kombination mit diversen Horrorelementen für den einen oder anderen Schauder sorgt und sein Publikum zum Miträtseln animiert.

                                      Während die souveräne Kameraarbeit ein gekonntes Spiel mit Licht und Schatten bietet und so für eine permanente Atmosphäre des Unbehagens sorgt, kann sich Holt zudem auf seinen gut ausgewählten Cast verlassen, dem mit Christopher Lee (The Wicker Man) auch einer der populärsten Stars des Studios angehört.

                                      Im letzten Drittel, welches so einige Überraschungen parat hält, überschlagen sich die Ereignisse dann regelrecht, sodass sich „Ein Toter spielt Klavier“ gegen Ende beinahe ein wenig gehetzt anfühlt und nicht mehr alle Karten so elegant ausspielt. Womöglich hätten 5-10 Minuten mehr Holts Thriller gutgetan, um einige der Geschehnisse noch etwas näher zu beleuchten, doch auch so liefert sein Film sehenswerte Unterhaltung mit Gruselnote.

                                      Vergleichbare Empfehlung: „Das Haus der Lady Alquist“ (1944)

                                      Funfact: Hauptdarstellerin Susan Strasberg ist die Tochter des Schauspiellehrers Lee Strasberg, welcher als Begründer des ‚Method Actings‘ gilt und u.a. Marlon Brando, Paul Newman, Al Pacino und Robert De Niro unterrichtete.

                                      Vielen Dank @Der_Ryan_M und Tobi_G93 für den Tipp!

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                                      • 5

                                        Der von Actionspezialist Corey Yuen (Tage des Terrors, The Transporter) inszenierte „Karate Tiger“ ist ein auf ein jugendliches Publikum zugeschnittener Martial-Arts-Film, der zwar über einen gewissen Charme und ein paar recht unterhaltsame Kämpfe verfügt, mit seiner lückenhaften Story, dem allenfalls mittelmäßigen Schauspiel und einigen unfreiwilligen komischen Dialogen jedoch auch einige Kritikpunkte ansammelt.

                                        Teenager Jason (Kurt McKinney) ist ein leidenschaftlicher Kampfsportfan und Schüler im Karate-Dōjō seines Vaters (Timothy D. Baker) in Los Angeles. Durch eine kriminelle Organisation, die alle Dōjōs der USA übernehmen möchte, werden Vater und Sohn jedoch gezwungen, die Schule zu schließen und nach Seattle zu ziehen. Als Jason dort in Konflikt mit anderen Jugendlichen gerät, ruft er den Geist seines großen Idols, der Kampfsportlegende Bruce Lee (Tai-chung Kim), um Hilfe an…

                                        Von Beginn an fällt die sehr sprunghafte und teils unzusammenhängende Erzählweise von Yuens Film auf. So bleibt für den Zuschauer völlig unklar, warum der beleibte Scott (Kent Lipham) einen derartigen Groll gegen Jasons Freund R. J. (J. W. Fails) hegt oder wie Jason seine Freundin Kelly (Kathie Sileno) kennengelernt hat. Da das Handeln aller Beteiligten und ihre jeweiligen Konflikte entsprechend beliebig wirken, fällt es auch recht schwer, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen, zumal die meisten Konflikte bis zum Schluss nicht richtig aufgelöst werden.

                                        Zugutehalten lässt sich „Karate Tiger“ derweil, dass er im Vergleich zu anderen Vertretern des Subgenres tatsächlich recht viele Kloppereien zeigt und somit zumindest keine Mogelpackung darstellt. Da die meisten der Beteiligten, zu denen auch der in einer kleinen Nebenrolle auftretende Jean-Claude Van Damme (Bloodsport) gehört, zudem über Erfahrung im Kampfsportbereich verfügten, entfalten die von Yuen souverän in Szene gesetzte Auseinandersetzungen auch eine gewisse Wucht.

                                        Abstriche machen muss man als Zuschauer dagegen beim Soundtrack, welcher – anders als etwa jener der „Rocky“-Reihe – keinen richtigen Ohrwurm enthält, weshalb die Trainingsmontagen in „Karate Tiger“ auch allenfalls halb so viel Spaß machen.

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                                        • 1. Adams Äpfel (2005)
                                          2. Ein Mann namens Ove (2015)
                                          3. Der Junge muss an die frische Luft (2018)
                                          4. Sein oder Nichtsein (1942)
                                          5. Manche mögen's heiß (1959)
                                          6. Night on Earth (1991)
                                          7. Das Appartement (1960)
                                          8. Otto - Der Film (1985)
                                          9. Bang Boom Bang (1999)
                                          10. Die Nacht hat viele Augen (1987)

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                                          • 6

                                            „Der Herr im Haus bin ich“ ist eine vergnügliche Komödie unter der Regie von David Lean (Die Brücke am Kwai, Lawrence von Arabien), die sich mit Themen wie Emanzipation und Selbstbestimmung sowie innerfamiliären Machtkämpfen auseinandersetzt.

                                            Henry Hobson (Charles Laughton) ist ein verwitweter Schuhmacher, der seine Zeit am liebsten in seiner Stammkneipe verbringt und seine drei erwachsenen Töchter, welche Haushalt und Schuhgeschäft für ihn führen, tyrannisiert. Für seine beiden jüngeren Töchter will der Witwer zeitnah geeignete Heiratskandidaten finden, während er Maggie (Brenda de Banzie), die Älteste unter ihnen, mit über 30 als zu alt und hässlich ansieht, um noch einen Mann zu finden, sodass diese sich weiterhin um sein Wohlergehen und die Geschäftsführung kümmern soll. Maggie jedoch denkt gar nicht daran, den Anweisungen ihres Vaters Folge zu leisten und schmiedet stattdessen gemeinsam mit dem einfältigen, aber sehr talentierten Gesellen Willie Mossop (John Mills) eigene Pläne…

                                            Leans Komödie besticht durch stilsichere Schwarzweiß-Bilder, amüsante Dialoge sowie ein gut aufgelegtes Darstellerensemble. Speziell Charles Laughton in der Rolle des trunksüchtigen Haustyranns, der keine Gelegenheit auslässt, um über seine Töchter herzuziehen, vermag für einige Lacher zu sorgen, obgleich seine Performance an einigen Stellen etwas überzogen wirkt.

                                            Da alle Karten recht frühzeitig auf dem Tisch liegen, tritt die Handlung im Mittelteil allerdings zeitweise auf der Stelle, sodass sich ein paar Längen einschleichen. Hier wäre es von Vorteil gewesen, mit weiteren Ideen oder überraschenden Wendungen für zusätzlichen Schwung zu sorgen, um den späteren Verlauf weniger vorhersehbar zu gestalten.

                                            Stattdessen baut Lean in dieser Phase einige sehr eigentümliche Szenen ein. So etwa, wenn Hobson sturzbetrunken in einen Kellerschacht fällt, nachdem er zuvor von Pfütze zu Pfütze gesprungen ist. Oder aber, wenn ihm im Fiebertraum riesige Heuschrecken (?) und ein weißes Kaninchen erscheinen.

                                            Zu den Highlights können indes noch die Charakterentwicklung des anfangs noch so begriffsstutzigen Gesellen sowie dessen witziges Pantomimespiel in der Hochzeitsnacht gezählt werden.

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                                            • 6

                                              Mit seinem Kinodebüt „Ich, Tom Horn“ schuf der vornehmlich als TV-Regisseur bekannte William Wiard (u.a. für „Bonanza“, „Die Straßen von San Francisco) einen unaufgeregt erzählten Spätwestern, der einer der letzten Ikonen des alten Westens ein Denkmal setzt.

                                              Wyoming zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Als Scout und Kopfgeldjäger hat sich der Einzelgänger Tom Horn (Steve McQueen) einen gewissen Ruf erworben. Speziell seine Beteiligung an der Suche nach dem legendären Apachenhäuptling Geronimo hat ihn landesweit bekannt gemacht. Als Horn in eine Auseinandersetzung mit einem Profiboxer gerät und übel zusammengeschlagen wird, hilft ihm der Rancher John Coble (Richard Farnsworth) bei der Genesung und macht ihn mit mehreren anderen einflussreichen Ranchern aus der Umgebung bekannt. Diese engagieren ihn, um dem Viehdiebstahl in der Gegend Einhalt zu gebieten und die Diebe – notfalls mit Waffengewalt – zur Strecke zu bringen. Während Horn eine Beziehung mit der Lehrerin Glendolene (Linda Evans) eingeht, wird er für seine Arbeitgeber mit der Zeit zum unkontrollierbaren Risiko, sodass diese einen Plan aushecken, um den Viehdiebjäger loszuwerden…

                                              Hauptdarsteller Steve McQueen lag die Rolle des berühmten Kopfgeldjägers sehr am Herzen und er bereitete sich akribisch auf diese vor. Während der Dreharbeiten zeigten sich jedoch erste Symptome seiner Krebserkrankung, die zu seinem frühen Tod im November 1980 führen sollte. Mit diesem Hintergrundwissen wird „Ich, Tom Horn“ nicht nur zum Abgesang auf eine Westernlegende, für die in der modernen Welt kein Platz mehr vorhanden ist, sondern auch zum traurigen Goodbye von einem der größten Leinwandstars.

                                              Entsprechend lebt Wiards Western dann auch mehr von seiner melancholischen Atmosphäre und dem Charisma seines Hauptdarstellers, als von der eher simpel gehaltenen Story oder packenden Shootouts. Vielmehr geht es trotz des etwas holprigen Schnitts über weite Strecken eher ruhig und gediegen zu, während die Kamera in roten Sonnenuntergängen schwelgt.

                                              Das ist gerade in der ereignisarmen ersten Hälfte nicht sonderlich spannend, mitunter gar langatmig und auch die Kritik an der Doppelmoral der zivilisierten Gesellschaft wirkt recht halbherzig, doch versteht es Wiards Film mit seiner schwermütigen Stimmung und seinem eher unkonventionellen letzten Drittel den Zuschauer dennoch ein Stück weit in seinen Bann zu ziehen.

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                                              • Oh, das wird für Empörung sorgen...😅

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                                                Highlander
                                                Rhea M - Es begann ohne Warnung
                                                Star Trek 5 - Am Rande des Universums
                                                Das Philadelphia-Experiment
                                                Auf der Suche nach dem goldenen Kind
                                                Freitag der 13. Teil 8 - Todesfalle Manhattan
                                                Nightmare on Elm Street 4
                                                Freitag der 13. Teil 5 - Ein neuer Anfang
                                                Pieces - Stunden des Wahnsinns

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                                                • 7

                                                  Als eine thailändische Jugendfußballmannschaft im Sommer 2018 in Folge heftiger Regenfälle in der überfluteten Tham Luang Höhle eingeschlossen wurde, hielt die Welt für mehrere Wochen den Atem an und nahm Anteil an der gefahrvollen Rettungsaktion, an welcher über tausend Menschen aus verschiedenen Teilen der Erde beteiligt waren. Kein Wunder also, dass eine Verfilmung der waghalsigen Rettung unter Federführung von Hollywood-Routinier Ron Howard (Apollo 13, Rush) nicht lange auf sich warten ließ.

                                                  Bei einem Ausflug zur Tham Luang Höhle wird das Jugendfußballteam ‚Moo Pah‘ mit seinem Trainer von starkem Monsunregen überrascht und ist fortan in dem weitläufigen Höhlensystem gefangen. Als das thailändische Militär bei den folgenden Rettungsversuchen an seine Grenzen stößt, werden die beiden britischen Höhlentauch-Spezialisten Richard Stanton (Viggo Mortensen) und John Volanthen (Colin Farrell) um Hilfe gebeten. Die Taucher sollen einen Weg durch die überflutete Höhle finden und in Erfahrung bringen, ob die Jungen und ihr Trainer noch am Leben sind…

                                                  Ron Howard inszeniert die aufsehenerregende Rettungsmission mit beinahe dokumentarischer Nüchternheit, verzichtet auf den hollywoodtypischen Pathos und setzt stattdessen ganz auf die Wirkkraft der packenden Geschehnisse. Da zudem auch von Nebenschauplätzen und einer tiefergehenden Charakterbeleuchtung abgesehen wird, ist das Ausgangsszenario schnell etabliert und die wichtigsten Akteure vorgestellt, sodass fortan allein die einzelnen Stationen der Rettung im Vordergrund stehen.

                                                  Um Entfernungen und Zeitabstände für das Publikum greifbarer werden zu lassen, blendet Howard dabei immer wieder verschiedene Graphen ein, während dem thailändischen Kameramann Sayombhu Mukdeeprom (Call me by your Name) einige eindrucksvolle Aufnahmen des Höhlensystems sowie des Regenwaldes in der Monsunzeit gelingen.

                                                  Trotz der etwas zu lang geratenen Laufzeit und einiger Durchhänger im Mittelteil ergibt sich so ein fesselnder Überlebenskampf, der selbst dann noch für Herzklopfen sorgt, wenn man den Ausgang der Geschichte bereits kennt.

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                                                    Die Dokumentation „Val“ beleuchtet auf emotional mitreißende Art das Leben und Wirken des Schauspieler Val Kilmer, zeigt dessen Aufstieg zum gefeierten Superstar, seinen schleichenden Niedergang sowie seine diversen Schicksalsschläge.

                                                    Auf diese Weise entsteht das schmerzhaft ehrliche und teils sehr bittere Porträt eines Mannes, der stets im Ruf stand, eine launenhafte Diva zu sein, immer wieder bei Regisseuren und Schauspielkollegen aneckte und Mitstreiter mit seinem (krankhaften?) Perfektionismus verprellte.

                                                    Eckpunkte der Doku, welche sich hauptsächlich aus Aufnahmen aus Kilmers Privatarchiv zusammensetzt, sind dabei u.a. der frühe Tod seines jüngeren Bruders, seine Erfahrungen an den Filmsets von „Top Gun“, „Heat“, „Batman Forever“ und Co., seine schwere Krebserkrankung sowie seine Bemühungen, seine Situation als quasi stimmloser Schauspieler, der vornehmlich vom Ruhm vergangener Tag lebt, zu meistern.

                                                    Von vergleichbaren Star-Porträts hebt sich „Val“ schon allein dadurch ab, dass hier auf die üblichen ‚Talking Heads‘ verzichtet wird, die sich mit Lobpreisungen über die im Mittelpunkt stehende Person gegenseitig zu überbieten versuchen. Stattdessen fühlt sich „Val“ durchgängig ungeschönt und absolut schonungslos an, auch wenn einige der Schattenseiten in Kilmers Leben eher zwischen den Zeilen behandelt werden.

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