Ein herzliches Willkommen zur neuesten Ausgabe der 7 Fragen, an alle, die nicht auf dem Weg ins Wochenende weggeweht wurden (auf welche Art auch immer – man findet sich ja generell erstaunlich schnell, umringt von Munchkins und erschreckend tuntiges Schuhwerk tragend, an einem Sonntagmorgen in einer fremden Welt wieder)! Diese Woche nimmt uns Alienator mit auf eine Reise zurück in die Vergangenheit, vom heimlichen Fernsehgucken, wenn die Eltern grad nicht hinschauen, vorbei an denkwürdigen Kinoabenden und Parkplatztreffen, bis hin zu der wahren Aufgabe des Films. Wenn ihr selbst mal an den 7 Fragen teilnehmen wollt, schickt einfach eine kurze Nachricht an Kängufant, und einer der kommenden Sonntage gehört euch!
Was ist deine erste Erinnerung an Film, Kino oder Fernsehen? Womit fing alles an?
Oh Mann…so ne Frage am Anfang gleich. Aber zunächst möchte ich kurz erläutern warum ich diese 7 Fragen mache. Einfach und ganz klar: um dem geneigten Leser einen kleinen Einblick in meine kleine Filmwelt zugeben. Wie kam es dazu, was sind ein paar meiner Favoriten, und warum, und überhaupt. Klar kann man nicht alles in 7 Fragen klären, und manchmal klingt es auch pamphletisch, aber meine Güte, was soll’s. Wir sind Filmfreunde und da kann man auch mal was preisgeben, um den anderen zu verstehen zu geben warum man überhaupt dem Hobby Film frönt.
Meine erste Erinnerung an einen Film im Generellen ist In einem Land vor unserer Zeit. Gesehen irgendwo in der niedersächsischen Einöde. Da fing es an. Gefolgt von meinen zweiten bewusst wahrgenommenen Kinofilm. Meine Mutter ging in Das Schweigen der Lämmer. Da es damals unüblich war einen 11-jahrigen mit ins Kino zu nehmen zu solch einem Film, schickte man mich kurzerhand in Star Trek VI – Das unentdeckte Land. Ich hatte vorher nichts mit SF am Hut, aber irgendwie faszinierte mich das Genre…die Fantasie. Und ließ mich nicht mehr los. Bei meinem Onkel fand ich eine VHS (ja, damals gabs die noch). Heimlich, allein und bei meinen Großeltern, sah ich dann TerrorVision, eine verkannte Perle im Universum des Trash-SF-Films, und war gefesselt. Bei heutiger Sichtung desselben Films muss ich schmunzeln, aber damals schockierte er mich zutiefst.
Dann kam langsam die Zeit des versteckten Guckens. In den 90ern aufgewachsen, sah ich heimlich und bis spät in die Nacht solche Perlen wie Tutti Frutti, RTL Samstag Nacht, Dall-As, Ein Tag wie kein anderer oder Sunshine Reggae auf Ibiza. Damals begann auch die Zeit der Serien. Angefangen von Alf über die von RTL Plus (damals waren die noch gut) um 19 Uhr ausgestrahlten Knight Rider, Das A-Team, Hunter, CHiPs, Zurück in die Vergangenheit oder Pazifikgeschwader 214. Auch Geschichten aus der Gruft von SAT 1 (die Kugeln flogen hoch) gehörten dazu.
Aber was mich mit als erstes faszinierte, war Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt und seine Nachfolger. Ich war hin und weg in diesem extraterrestrischen Universum. Aliens – Die Rückkehr und Alien³ sponnen eine Geschichte weiter, und verblieben dennoch im selben Geist. Das war absolute Filmleidenschaft. Auch heute noch. Dann, lief der TV-Zweiteiler Zeit des Grauens. Eigentlich recht billig, aber damals furchteinflößend. RTL 2 strahlte dann irgendwann Anfang/Mitte der 90er Das Ding aus einer anderen Welt (die John Carpenter Version) ungeschnitten aus. Da war es um mich geschehen! Selten hab ich mich so gefürchtet, wie bei diesem Film. Dann begann meine Genrezeit. Ich verschlag alles (und sei es auch noch so aus der hintersten Ecke der Videothek stehend) was ich in die Finger bekam. Von der Planet der Affen Reihe, über den Scanner Cop, von Tanz der Teufel über Hellraiser – Das Tor zur Hölle, von Es geschah am hellichten Tag mit Gert Fröbe, bis hin zu Deep Star Six. Alles wurde verschlungen. Und so blieb ich dem Film treu. Meine Aufnahme an ein paar Filmhochschulen scheiterte, aber mein Gott, man kann auch so seinem Hobby die Treue beweisen.
Welchem Schauspieler oder Regisseur würdest du jeden Fehltritt verzeihen? Und womit hat er oder sie diese Nachsicht verdient?
Wenn man bei dieser Frage auch Filmschaffende nennen darf, die nicht mehr unter uns weilen dann nenne ich hier: Louis de Funès. Seine Art des Humors, seine Gestik, seine Mimik sind unvergleichbar. Er hätte jeden Schund drehen können, und ich hätte es gut gefunden. Seitdem ich das erste Mal Der Gendarm von Saint Tropez sah, war ich verzaubert von ihm. Mein Lieblingsfilm von ihm ist Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe. Alle paar Monate wird gefeiert bei mir. Dann koche ich das Originalrezept der Suppe, hole ein paar Flaschen Rotwein und Pernod, lade Freunde ein, und dann wird gehappert und es wird der Film geguckt. Ab und an wird sich flaturizierend entleert. De Funes sah ich bereits als kleines Kind. Mein erstes Lachen vorm Fernseher kam wegen ihm. Und meinetwegen hätte er alles drehen können – ich hätte gelacht. Auch heute noch. Gerade heute erschließt sich mir der hintergründige Humor seiner Filme immer wieder aufs Neue. Aber Louis de Funes wäre nicht Louis de Funes, hier in Deutschland, ohne die teilweise großartige Synchronregie. Da muss man auch mal danke sagen an die Leute, die dies geschehen machten. Zwischen Kultur und Klamauk gelegte Wortkapriolen und unsinnigen Nonsens – sie hatten alles drauf. De Funes’ Humor ist nicht jedermanns Sache, aber für mich der Himmel auf Erden.
Zu den lebenden Schauspielern, denen ich alles verzeihen könnte zählt Ed Harris. Dieser Mann, das personifizierte schlechte Gewissen Amerikas, ist in fast jeder Rolle großartig. Sei es als verbitterter General in The Rock – Fels der Entscheidung, als gottgleicher Fernsehproduzent in Die Truman Show. oder als Detective in Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel. All seine Rollen sind auf ihre Art entlarvend und menschlich. Er könnte meinetwegen auch einen deprimierten Mülleimer spielen, und ich kaufe ihm das ab. Gebt dem Mann endlich eine richtig anerkennende, große Rolle!