Diese Woche schicken wir unser Versuchskaninchen in die Dschungelprüfung, denn unser Reality-Format 7 Fragen ist wieder da! Und wirft die Frage auf, für wie viele Cineastenkarrieren das Dschungelbuch wohl verantwortlich ist. Solltet ihr beim Lesen auch Lust bekommen haben, euren persönlichen kleinen Fragendschungel zu beantworten: Schreibt einfach eine kurze Nachricht an Kängufant und schon kann’s losgehen. Also schnappt euch (wenn’s sein muss) eine Tüte Popcorn (so lange ihr nicht damit werft) und macht es euch auf eurem Elefanten bequem! Jim Vega, schnapp dir deine Machete und kämpf uns den Weg frei!
Was ist deine erste Erinnerung an Film, Kino oder Fernsehen? Womit fing alles an?
Es fing alles an mit einem Film, mit dem auch für etliche andere vor mir alles anfing: Das Dschungelbuch. Vor zwölf oder dreizehn Jahren hat meine Mutter das Video mitgebracht, das ihr wahrscheinlich eine Freundin empfohlen hat oder irgenetwas in der Art. Nach “Probiers mal mit Gemütlichkeit” war ich schon beim ersten mal völlig hin und weg. Und ich habe diesen Film, nicht zuletzt weil das die einzige Videokassette für Kinder, die wir hatten, oft gesehen. So oft, dass ich alle Lieder aus dem Stegreif auswendig vorsingen konnte. Und trotz meiner Eltern gibt es niemanden, der mein Erwachsenwerden so beeinflusst hat (und immer noch beeinflusst) wie Balu. Ich liebte Balu – habe die Bananenmilch sozusagen der Muttermilch vorgezogen ;) Danach kamen erstmal die anderen klassischen Disneyfilme – Peter Pan, Walt Disney’s Tarzan, Der König der Löwen – und dann, als ich ca. 5 Jahre alt war Das große Krabbeln und Toy Story – immer noch auf Videokassette, wohlgemerkt. Meinen ersten Realfiilm, Hook, habe ich im Fernsehen gesehen, meine erste DVD war Ice Age.
Welcher Film, welche Serie hat dein Leben verändert? Was war danach nie wieder so wie vorher?
Ich könnte hier jetzt Star Wars schreiben, aber das wäre erstens zu einfach, und zweitens eine Lüge – wirklich alles verändert hat Inglourious Basterds, den ich mir anschaute, weil ich mich damals stark für die Geschichte von Deutschland interessierte und mal sehen wollte, was dieser Film zeigt, der “ein kontrafaktischer Kriegsfilm” ist. Und bereits nach dem Dialog zwischen Hans Landa und dem Bauern war die deutsche Geschichte in den Hintergrund gerückt und mein Interesse für Filme geweckt. Was mich damals fasziniert hat (und jetzt noch fasziniert), war, dass etwas, von dem ich klar wusste, dass es die “Unwahrheit” war, so viel überzeugender wirken konnte als z.B. Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat (auch wenn einen dagegen jede noch so unglaubwürdige Verschwörungstheorie vom Hocker haut). Da sah ich zum ersten mal, dass ein Film einen in eine Welt entführen konnte, einen für die Laufzeit des Films wirklich glauben lassen konnte, dass die Sachen anders sind, als in Wirklichkeit. Danach kam erst Jackie Brown und dann Pulp Fiction. Da hatte ich meine Berufung gefunden.
Was ist die größte Sünde, die man beim Filmegucken begehen kann? Was bringt dich so richtig auf die Palme?
Das sind bei mir wohl so die klassischen Sachen. Ich sehe nicht gerne Filme mit Leuten, die sich während des Films unterhalten – da werde ich fuchseteufelswild.. Am schlimmsten ist es, wenn man mit Freunden oder der Familie ins Kino geht, und die es sind, die ständig reden – verdammte Banausen. Oder irgendwelche Idioten, die im Kino mit Popcorn werfen. Popcorn ist schlimm genug, aber wenn man es sich schon kauft, soll man es wenigstens essen und nicht WERFEN.. Ich meine, diese Leute werfen mit Essen. Das ist nicht nur unhöflich und banausenhaft sondern auch respektlos gegenüber Leuten, die nichts haben, was sie essen (bzw. werfen) könnten. Das finde ich einfach nur schrecklich! Wenn Leute zu spät ins Kino kommmen und sich dann auch beim Reingehen in den Saal unterhalten als würden die Trailer noch laufen – ich bin schon wieder beim Reden. Aber wenn jemand neben mir sitzt und nicht still sitzen kann. Das ist auch grauenhaft. Ihr merkt bestimmt, dass ich mir Filme am liebsten alleine ansehe.
Hast du dich schon mal so richtig wegen eines Films gestritten? Worum ging’s?
Ja, ich habe mich schonmal richtig wegen eines Films gestritten. Das ist aber anders als das konventionelle “über einen Film” streiten. Ich hatte mich gerade in Filme von Stanley Kubrick verguckt und wollte unbedingt Uhrwerk Orange sehen. Meine Mutter hat ihr okay gegeben und ihn für mich ausgeliehen und als ich ihn mir zwei Abende später anschaeuen will, ist er plötzlich weg. Bekannte haben meiner Mutter gesagt, der Film wäre noch nichts für mich. Eine Frechheit! Die können doch gar nicht einschätzen, ob der Film etwas für mich ist oder nicht! Ich war bereit den Film zu sehen, kann aber verstehen, warum meine Mutter es mir nicht erlaubt hat. Neben der Tatsache, dass alle Leute, mit denen sie sich unterhalten hat, wohl ziemlich über die Gewaltdarstellung in dem Film abgelästert haben, war ihr Verantwortungsgefühl einfach zu groß. Aber das hat meine Wenigkeit. jung und engstirnig, wie sie vor einem Jahr war, nicht verstehen wollen ;) Diese Wenigkeit hat solange darauf rumgehackt, dass sie eine Zeit lang erst keine Filme mehr ab 16, und dann gar keine Filme mehr sehen durfte. Dieser Zustand hielt zum Glück nur sehr kurz an und nach über einem Jahr Diskutieren durfte ich, weil ich laut meiner Mutter mittlerweile genug geistige Reife bewiesen hatte, den Film anschauen. Ich sehe das als Sieg (kleiner Spaß ;) )
Welches Filmzitat wolltest du schon immer mal anwenden, hattest aber noch nie die Gelegenheit dazu?
Ich bin mal so frei und schreibe hier ein Serienzitat rein “Okay, I’m a terrible mother who’s responsible for all your problems! Happy?”. Diese, in einem hysterischen Tonfall von Frances Conroy alias Ruth Fisher in Six Feet Under – Gestorben wird immer gerufenen Worte fassen die Gefühle vieler Teenager, und wenn man dieser Serie, die wenn ihr mich fragt übrigens eher als Dramaserie mit skurrilen und komischen Elementen, als als Dramedyserie zu bezeichnen ist, auch Erwachsener, zusammen. Ich weiß tief in mir drin, dass ich, auch wenn es sich oft anders anfühlt, für meine Probleme selbst verantwortlich bin. Ich würde den Leuten gerne klarmachen, dass sie selbst für ihr Probleme und somit auch für das Lösen derselbigen verantwortlich sind. Mit diesem Zitat werde ich das nur leider nicht machen können, weil ich erstens noch sehr weit vom Kinderhaben entfernt bin und zweitens, und dieser Punkt ist noch viel fataler, ich nie eine Mutter sein werde.
Gimme more – welcher Film schreit nach einem Sequel, hat aber nie eines bekommen?
Ganz einfach: Pulp Fiction. Wer will nicht wissen, was mit Jules passiert, nachdem er aufhört, für Marcellus zu arbeiten? Jeder weiß, was Jules tun will und ich stelle mir den Rest seines Lebens als eine Art Roadmovie vor. Und ein Roadmovie von Quentin Tarantino – das wäre doch mal etwas tolles. Am besten wäre es,wenn alles an Jules Totenbett anfangen würde und er dann in – natürlich chronologisch voneinander unabhängigen Episoden von seinem Leben erzählen würde. Das würde ich wirklich gerne sehen, weil ich Jules so toll finde und wir seinen Charakter kaum kennengelernt haben. Schade, dass es das nicht mehr geben wird.
Gibt es ein Buch, eine Serie, die du abgöttisch liebst – und deren Verfilmung dich maßlos enttäuscht hat? Was hätte besser gemacht werden müssen?
Der Herr der Fliegen – ein Buch, dass die Literaturgeschichte stark beeinflusst hat. Und das Buch liest sich auch noch, als wäre es relativ leicht verfilmbar. Wir haben es in der Schule gelesen und uns danach den FIlm Herr der Fliegen von 1990 angesehen. Und der Film war schrecklich. Zunächst einmal hätte man viel intensiver auf den Charakter Simon eingehen müssen, dann der Handlung des Buches folgen und nicht nur fast zusammenhanglose Episoden zeigen. Man hätte die Gewaltbereitschaft der Jungen noch klarer zeigen sollen und bessere Schauspieler suchen sollen. Man hätte dafür sorgen sollen, dass Piggy den ganzen Film lang keine Uhr trägt, nicht nur am Anfang.