The Witcher-Serie ohne Henry Cavill bei Netflix: Blood Origin wurde drastisch gekürzt und das ist Fluch und Segen zugleich

25.12.2022 - 08:30 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
The Witcher: Blood OriginNetflix
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Mit Blood Origin ist die das The Witcher-Prequel ohne Henry Cavill auf Netflix gestartet. Doch bei der Fantasy-Serie wurde einiges geschnitten – und das hat Gründe.

Kann eine The Witcher-Serie ohne Henry Cavill funktionieren? Fans dürfen sich ab heute selbst ein Bild machen. Denn auf Netflix ist das Prequel The Witcher: Blood Origin gestartet, welches 1200 Jahre vor den Abenteuern von Geralt spielt und den grummeligen Hexer gegen 7 neue Hauptfiguren austauscht – darunter Action-Göttin Michelle Yeoh.

The Witcher: Blood Origin erzählt die Geschichte von sieben Held:innen, die sich gemeinsam auf den Weg nach Xin'trea begeben, um dort die Herrscherin des Elbenreichs zu stürzen. Ihr Rachepfad mündet schließlich in der Erschaffung des ersten Hexers und einer kosmischen Katastrophe, die mehrere Welten miteinander verschmelzen lässt.

Mit einer Laufzeit von weniger als 3,5 Stunden ist Blood Origin ein erfrischend kurzweiliger Fantasy-Binge für die Feiertage. Das war aber ursprünglich nicht geplant und das merkt man.

Darum wurde bei der Netflix-Serie The Witcher: Blood Origin so viel gekürzt

Die Hauptfiguren von The Witcher: Blood Origin

Eigentlich sollte das The Witcher-Prequel 6 Episoden umfassen, bei Netflix verfügbar sind nun nur 4. Warum das epische Fantasy-Abenteuer um ganze 2 Folgen gekürzt wurde, begründete Ko-Schöpfer Declan De Barra mit einem besseren Erzählfluss: "Ich wollte, dass es ein Schlag ins Gesicht ist, sodass man die Augen nicht davon abwenden kann."

Im Interview mit der polnischen Popkulturseite Naekranie (via Redanian Intelligence ) führt Mit-Schöpferin und The Witcher-Showrunnerin Lauren Schmidt Hissrich weiter aus:

Es machte keinen Sinn, in diesen Geschichten viele Pausen zu machen. Declan hatte wirklich ein paar schöne Szenen geschrieben, in denen die Leute am Lagerfeuer sitzen und es langsam angehen lassen. Aber als wir dann in den Schnitt gingen, wurde klar, dass wir den Schwung beibehalten mussten, damit man sich die Serie in einem Rutsch ansehen kann.

Es wurde aber nicht nur ruhigere Charaktermomenten gelöscht. Auch der Aufbau der Serie und die Einführung der sieben Hauptfiguren wurde grundlegend überdacht:

Ursprünglich lernten wir die Charaktere viel langsamer kennen, sozusagen in jeder Folge einen neuen Charakter. Aber wir haben erkannt, dass diese Figuren am stärksten sind, wenn wir sie als Team arbeiten sehen und wir hatten das ganze Team erst viel später in der Serien zusammen. Wir merkten, dass wir das beschleunigen wollten.

Aber war das eine gute Entscheidung? Macht die Serie so wirklich mehr Spaß? Nun, das lässt sich nicht so eindeutig beantworten.

Positiv: Die Fantasy-Serie verzichtet auf langatmiges Füllmaterial

Der heimliche Star von Blood Origin

Das Witcher-Team wollte die Handlung nicht zu sehr in die Länge ziehen. Das ist an sich keine schlechte Grundeinstellung. Denn nichts ist schlimmer, als eine durch zu viele drosselnde Füllszenen künstlich aufgeblasene Serie – ein Problem, das viele Netflix-Shows plagt. Wenn man Blood Origin eines nicht vorwerfen kann, dann dass es zu lang ist.

Auch, dass die Figuren anders eingeführt werden, ist erstmal positiv. Tatsächlich gehört die Dynamik zwischen den Hauptfiguren zu den Stärken von Blood Origin. Weil alle sieben Hauptfiguren schon am Ende von Folge 2 versammelt sind, ergeben sich interessante Konstellationen und Reibungsflächen innerhalb der Gruppe viel früher als ursprünglich geplant.

Und je früher wir das letzte Mitglied der Truppe kennenlernen, desto besser. Die ruppige Zwergen-Kämpferin Meldof (Francesca Mills) ist nämlich der heimliche Star von Blood Origin und trägt die witzigsten und emotionalsten Momente der Serie. Ein Teil dessen, was sie so interessant macht: Mit ihrem Hammer "Gwen" hat sie eine ähnliche Beziehung wie The Walking Dead-Bad-Boy Negan mit seiner Lucille und spricht sogar zu ihm.

Negativ: Die Kürzungen lassen The Witcher: Blood Origin wie den Trailer zu einer besseren Serie wirken

Leider haben die Kürzungen der Witcher-Miniserie mehr Nach- als Vorteile. Ja, Blood Origin ist kurzweilig und temporeich. Aber sie ist zu temporeich. Mit schwindelerregendem Vorwärtsdrang werden die Charaktere und wir Zuschauenden durch die Handlung gehetzt. Die Serie etabliert beispielsweise eine komplexe Elfen-Gesellschaft, um sie nur wenige Minuten später komplett zum Einsturz zu bringen.

Zum Vergleich: So inszeniert The Witcher die komplexe Fantasy-Welt mit Henry Cavill

The Witcher - Trailer 2 (Deutsch) HD
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Ein Großteil der Hauptcharaktere bekommt kaum mehr als eine richtige Szene spendiert, in der wir sie wirklich kennenlernen können. Ihre Hintergrundgeschichten werden oftmals nur in knappen Nebensätzen abgehandelt. Das frustriert enorm. Die Figuren einer solchen epischen Story haben mehr verdient – und wir auch.

Am deutlichsten wird das Tempo-Problem bei der Beziehung zwischen Elfen-Bardin Eile (Sophia Brown) und dem verstoßenen Elfen-Krieger Fjall (Laurence O'Fuarain), die sich zu Beginn noch hassen und zwei Folgen später bereits unsterblich verliebt miteinander schlafen. Wann genau diese Gefühle entstanden sind? Keine Ahnung.

Vielleicht haben sich die kreativen Köpfe hinter Blood Origin zu viel vorgenommen. Auf der einen Seite haben wir ein Abenteuer, das an Der Herr der Ringe: Die Gefährten erinnert. Auf der anderen Seite muss da noch irgendwie ein Game of Thrones-artiges politisches Intrigenspiel am Elfen-Hof reinpassen. Am Ende wirkt das Witcher-Prequel deswegen oft wie ein überlanger Trailer zu einer eigentlich besseren Serie. Das ist schade und lässt sich am besten mit einem Gefühl beschreiben, das Henry Cavills Geralt von Riva bereits perfekt auf den Punkt gebracht hat:

Hm.
Geralt ist nicht beeindruckt

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