Anthony Hopkins ruiniert neuen Thriller: Statt Hannibal Lecter 2.0 wird es nur lächerlich

15.05.2025 - 15:00 Uhr
Locked: Anthony Hopkins
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Im Thriller Locked quält ein überdrehter Anthony Hopkins einen Autodieb in seinem Luxuswagen, doch der eigentlich spannenden Filmidee geht zu früh das Benzin aus.

Auf den Fantasy Filmfest Nights 2025 wurde gerade zum ersten Mal der Thriller Locked in Deutschland gezeigt. Trotz spannender Ausgangssituation eines in einem Auto eingesperrten Kriminellen hätte Sir Anthony Hopkins dem Film aber lieber fernbleiben sollen.

Bill Skarsgård vs. Anthony Hopkins: Locked zeigt ein Psycho-Duell im Auto

Der Tunichtgut Eddie Barrish (Bill Skarsgård) mogelt sich in Locked mehr schlecht als recht durchs Leben. Für seine junge Tochter bleibt kaum Zeit und für den nötigen Zuverdienst übertritt der Kleinkriminelle immer wieder das Gesetz. Als er eine Luxuskarosse unverschlossen auf einem öffentlichen Parkplatz vorfindet, ist das also wie eine Einladung.


Nachdem er das Auto nach Wertsachen abgesucht hat, muss Eddie nur leider feststellen, dass die Türen verschlossen bleiben. Er sitzt in dem Edelgefängnis fest und kurz darauf meldet sich der Fahrzeugbesitzer William (Anthony Hopkins) über die moderne Anlage zu Wort: Der Dieb ist ihm auf den Leim gegangen und nun will er dem Eingesperrten eine Lektion erteilen.

Schaut hier den Trailer zu Locked

Locked - Trailer (English) HD
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Die Filmidee von Locked – ein Thriller-Kammerspiel an ungewöhnlichem Ort – schafft eine faszinierende, wenn auch nicht ganz neue Ausgangssituation. Während Buried Ryan Reynolds in einen Sarg einschloss und Oxygen Mélanie Laurent in eine Sci-Fi-Kapsel steckte, erwählt David Yarovesky (Brightburn) in seinem Thriller eben ein hochmodernes Auto zum Schauplatz.

Sogar der smarte Wagen erfindet das Rad nicht neu, wenn wir an Amazons Kofferraum-Erzählung Trunk - Locked in oder Willem Dafoes eingesperrten Kunstdieb im Smart Home (Inside) denken. Trotzdem füllt Locked seine Idee zunächst gut aus ... bevor der Thriller an Fahrt verliert.

Festgefahren: Locked verschenkt seine Thriller-Chancen

Zu Beginn beeindruckt Locked mit einer unmöglichen Kamerafahrt: Während Eddie frisch im Auto festsitzt, umkreisen wir den Einbrecher immer wieder auf engstem Raum, obwohl dafür eigentlich gar kein Platz sein dürfte. Die visuell beeindruckende Sequenz steht sinnbildlich für einen einnehmenden Auftakt, an den der Rest des Films anschließend nicht mehr heranreicht.

Natürlich stellt es eine Herausforderung dar, einen Thriller an einem einzigen Ort anzusiedeln, ohne an Spannung zu verlieren. Doch was Werken wie Nicht auflegen! (in einer Telefonzelle) mit Wendungen gelingt, versucht Locked vor allem mit immer neuen Foltermethoden herzustellen: Eddie muss erst einer zu kalten und dann zu heißen Klimaanlage standhalten, bekommt ständig die eingebauten Elektroschocks der Sitze zu spüren und wird zum ewig wiederholten Jodel-Track aus dem Autoradio wahnsinnig.

Wenn der selbstfahrende Wagen sich nach zirka einer Stunde Laufzeit schließlich erstmals vom Parkplatz aus in Bewegung setzt, wirken alle Ideen schon ausgeschöpft. Eine ganze Weile balanciert der Film an der Grenze von spannendem Thriller und unangenehmem B-Movie, bevor er schließlich in allzu trashige Regionen abrutscht. Und daran trägt ausgerechnet Anthony Hopkins eine Mitschuld.

Anthony Hopkins soll uns in Locked gruseln, aber wirkt nur durchgedreht

Mit Bill Skarsgård (Es) und Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer) hetzt Locked zwei Horror-Größen unterschiedlicher Generationen aufeinander. Diese Rechnung hätte gut aufgehen können. Doch während Regisseur Yarovesky sichtlich stolz darauf ist, sich Dr. Hannibal Lecter persönlich geangelt zu haben, wird ausgerechnet dieser Star seinem Gruselruf nicht gerecht.

Statt nuanciert an den intelligenten Kannibalen anzuknüpfen, nimmt Hopkins den Film als Anlass zum Durchdrehen. Sein todkranker William ist abermals ein intelligenter Arzt, der andere gern quält. Er tarnt seinen Sadismus als "Strafe für den Verstoß gegen Kants Gesellschaftsvertrag" und besteht auf guten Umgangsformen. Aber statt ein Unbehagen, wie in seiner Paraderolle, in kleinsten Gesichtsregungen zu provozieren, arbeitet der Star in Locked mit einem Holzhammer anstelle eines Skalpells. Ob als (lange körperlose) Stimme oder wenn er schließlich wirklich auftritt: Sein William erinnert weniger an Lecter und mehr an die kontextlos durchgeknallten Social-Media-Posts, die Anthony Hopkins gelegentlich privat als Schauspieler absetzt:

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Zusammen mit dieser überzogenen Tonlage, Gestik und Mimik verliert Locked zunehmend, auch drehbuchseitig, seine Glaubwürdigkeit als ernstzunehmender Thriller. Wer Freude an einem solchen Über-die-Stränge-Schlagen hat, kann den Film selbst nach Herrn Hopkins feindlicher Übernahme noch problemlos weiterschauen. Alle anderen sollten diese (Auto-)Tür lieber geschlossen halten, denn das GPS wird sie nicht ans gewünschte Ziel führen.

Mehr von den Fantasy Filmfest Nights 2025:

Locked lief bereits in einigen deutschen Städten auf den Fantasy Filmfest Nights 2025 und ist im Rahmen dieses Genre-Festivals am 16. Mai in Hamburg und am 23. Mai in München zu sehen. Am 1. August erscheint der Film im deutschen Heimkino auf DVD und Blu-ray.

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