Arnold Schwarzenegger und das Ende einer Karriere

09.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Arnold Schwarzenegger in The Last Stand
Splendid
Arnold Schwarzenegger in The Last Stand
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Vom Superstar zum Kassengift? Mit seiner Rückkehr aus der Politik ins Kino tut sich Arnold Schwarzenegger merklich schwer. Und das Publikum straft den wiedergekehrten Leading Man des Actionfilms gleich gänzlich mit Ignoranz. Quo vadis, Arnie?

Whatever happened to Arnold Schwarzenegger? Beziehungsweise mit einem Kino, das die Rückkehr des vormaligen Hollywoodgiganten auf die große Leinwand unter konsequentem Ausschluss der Öffentlichkeit einläuten muss? Schwarzenegger, der einmal bestbezahlte und einträglichste Actionstar der Welt, der Bizeps gewordene amerikanische Traum, der wohl mächtigste aller emigrierten Traumfabrikeroberer, hat im Kino ganz augenscheinlich nichts mehr zu melden. Hat sein Publikum verloren, und vielleicht auch seine treuesten Fans. Seit sich die nunmehr 66-jährige Bodybuilderlegende vor drei Jahren zu einem Schauspiel-Comeback entschied, ist es ihr ganz herausragend misslungen, für ebendiese Wiederkehr auch einige Zuschauer zu mobilisieren.

Von herben finanziellen Verlusten (The Last Stand), zumindest deutlich hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Prestige-Projekten (Escape Plan) und dem katastrophalsten US-Startergebnis in 30 Jahren Arnie-Filmgeschichte (Sabotage) war bislang alles dabei. Nur ein stattlicher Kassenerfolg, ein annähernd moderater Hit, ein den Comebackversuch tatsächlich legitimierender Film noch nicht. Schaufelt sich der gewesene Mr. Universum da momentan sein eigenes Karrieregrab – oder sind das ohnehin nur noch die Überbleibsel einer längst vollzogenen Selbstdemontage? Ach ließen sich die Kindheits- und Jugendhelden doch einfach in wohliger Erinnerung behalten.

Fakt ist: Schon lange bevor sich der erfolgsverwöhnte steirische Superstar 2003 in die Politik verabschiedete, um dort zwei Amtszeiten als 38. Gouverneur von Kalifornien zu bestreiten, schien dessen Karriere dramatisch im Wandel begriffen. Anders als seine vorherigen Komödienhits, Twins – Zwillinge und Kindergarten Cop, liefen sowohl Junior als auch Versprochen ist versprochen nicht nur am heimischen Box Office vergleichsweise unterdurchschnittlich. Mit The 6th Day und Collateral Damage folgte dem unerwarteten Karriereseitenschlag um die Jahrtausendwende schließlich gar ein ausgemachter Schiffbruch.

Zwei kolossale Kassenflops, von denen sich Arnold Schwarzenegger lediglich partiell über eine kapitulierend anmutende Rückkehr zu jener stilbildenden, überlebensgroßen Kinofigur erholen konnte, die seinen internationalen Erfolg knapp 20 Jahre zuvor besiegelte. Terminator 3 – Rebellion der Maschinen, ein Hit-Selbstläufer als Eingeständnis des Scheiterns, musste wenig ehrwürdig, aber eben zumindest höchst rentabel einen anständigen Kinoabtritt sichern. Und Schwarzenegger natürlich auch für seinen Gouverneursposten in spe empfehlen, so er den Erfolg des Films wie auch die reaktivierte Anziehungskraft seiner genuinen Kinoschöpfung im Wahlkampf werbewirksam zu nutzen verstand.

Wer sich dergestalt aus dem Kino zurückzieht, um jetzt nach jahrelanger Leinwandabstinenz wieder mit größter Selbstverständlichkeit den Action-Leading-Man geben zu wollen, hat sich bei der eigenen Karrierekalkulation wohl doch ganz entscheidend vertan. Die Frage müsste sogar lauten: Kann Schwarzenegger von der desaströsen Publikumserwiderung auf sein Comeback also überhaupt in irgendeiner Art verblüfft sein? Knüpft es doch eben tatsächlich nahtlos dort an, wo er seine Kinokarriere zeitweilig unterbrach – im ausbleibenden Erfolg eines kaum mehr zugkräftigen Selfmade-Superstars. Und natürlich blieb sein politisches Schaffen und Wirken der Weltöffentlichkeit genauso wenig vorenthalten wie dessen enorm abtörnende Boulevardschlacht mit Ex-Ehefrau Maria Shriver.

In den acht Jahren Schwarzeneggerscher Republikaner-Politik wurde viel berichtet über großzügig abgelehnte Gnadengesuche, über die Unerbittlichkeit des Todesstrafenbefürworters Schwarzenegger, über eine maßlos verschärfte Einwanderungspolitik jenes Governators, der bekanntlich selbst aus Österreich in die USA emigrierte. Obgleich solcherlei politisch diskutable Entscheidungen vorrangig international kritische Reaktionen provozierten, zeichnete sich auch in Amerika ein massiver Sympathie- und Vertrauensverlust ab, wenngleich aus freilich weniger humanen statt vielmehr kapitalistischen Bedenken. Schwarzeneggers Budgetpolitik wurde dort zumindest ebenso heftig diskutiert wie dessen angebliche Begünstigung befreundeter Geschäftsmenschen – Kalifornien, der US-Bundesstaat mit der geringsten Bonität, gilt unter Schwarzenegger als heruntergewirtschaftet.

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