Birgit Minichmayr in Alle Anderen - Eine Wucht

18.06.2009 - 09:00 Uhr
Birgit Minichmayr in Fallen
Novapool Pictures
Birgit Minichmayr in Fallen
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Die österreichische Schauspielerin ist derzeit in aller Munde. Sie hat nicht nur den Silbernen Bären für ihre Leistung in Alle Anderen erhalten, sondern sorgt auch mit ihren anderen Aktivitäten für Aufruhr.

Sie wollte schon immer auf die Bühne. Die 1977 in Linz geborene und in Pasching auf einem Bauernhof aufgewachsene Birgit Minichmayr ging gleich nach ihrer Schulausbildung an das renommierte Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Hier lernte sie bei Klaus Maria Brandauer. Schon während ihrer Ausbildung erhielt sie Engagements am Burgtheater. Als Newcomerin eroberte sie das Publikum im Sturm, spielte die großen Klassiker und wurde gefeiert. Nach dem Theater, das sie auch an die Berliner Volksbühne zu Frank Castorf führte, entdeckte sie auch der Film.

Bereits 2001 präsentierte sie sich als “Shooting Star” auf der Berlinale, diverse andere Auszeichnungen folgten. Größere Aufmerksamkeit beim Kinopublikum erlangte sie 2005 in der Großproduktion Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders vom Tom Tykwer. Hier spielte sie die Mutter der Hauptfigur, stand im Dreck der Pariser Slums. In dem österreichischen Kriminalfall Der Knochenmann, wo die Rothaarige eine blonde Perücke trug, fand sie als Serviererin einen abgehackten Finger und Brenner verliebte sich in sie. Doris Dörrie holte sie sich für Kirschblüten vor die Kamera als lesbische Tochter von Elmar Wepper und Hannelore Elsner und im Der Untergang verkörperte sie eine der vier Privatsekretärinnen von Adolf Hitler. Die Schauspielerin hat sich etabliert im deutschsprachigen Film und sich mit Alle Anderen, der ersten großen Hauptrolle, schon jetzt als Schauspielerin einer Generation geoutet. Aber was macht sie so besonders?

Jochen Kürten von der Deutschen Welle bezeichnet sie als Temperamentsbündel, das den Zuschauer packt. “Das fängt schon bei der Stimme an. Das rauchige Timbre – nach eigener Aussage auf die vielen Zigaretten zurückzuführen – ist ein Markenzeichen der Minichmayr. Mehr sogar noch als die österreichische Sprachfärbung, die kann die Schauspielerin auch ablegen – je nachdem, ob sie zu der Rolle passt oder eben nicht. Dass man Birgit Minichmayr so schnell nicht vergisst, hat aber auch mit ihrem Äußeren zu tun. Rote Haare, viele Sommersprossen, Schmollmund, ein oft verschlafen wirkender Blick, kleine Augen, etwas katzenhaftes im Ausdruck – Birgit Minichmayr entspricht keinem herkömmlichen Schönheitsideal. Doch das verkaterte, verschlafene kann auch von einer Sekunde zur Anderen verschwinden, wenn sie in ihrer Rolle explodiert, das Innere nach Außen kehrt. Die Österreicherin ist eine unglaublich temperamentvolle Schauspielerin, die schreien kann und brüllen, sich verausgabt, manchmal bis zur Schmerzgrenze.”

Birgit Minichmayr ist so etwas wie ein Verausgabungswunder, schreibt Julia Encke in der Frankfurter Zeitung. “Überall verstand sie es, die Energien ihrer präzise kalkulierten Grenzgänge so auf die Zuschauer zu übertragen, dass man, einen Abend lang, mit ihr zum Teufel wurde, zur Nutte, zum Narren oder sich bei Shakespeare unverhofft mit durchgedrücktem Kreuz im Theatersessel wieder fand. … Unablässig stellt sie die erstaunlichsten Dinge an – mit sich, mit ihrer Stimme, mit ihrem Körper –, dass es einem beim Zusehen den Puls schneller schlagen lässt. Wer sich in ihre Hingabe- und Kampfzone begibt, fühlt sich auf der Stelle lebendiger.”

Heute startet ihr Film Alle Anderen in den Kinos. Allein wegen der Darstellerin lohnt sich der mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet Film. Wenn Ihr wissen wollt, in welchem Kino er läuft, dann schaut doch in unser Kinoprogramm.

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