Deutscher SciFi-Film - Stillstand ist die Norm

22.09.2011 - 08:50 Uhr
Pandorum Artwork
Constantin Film
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Mit Hell kommt ein SciFi-Horror aus Deutschland in die Kinos. Ein seltener Moment, wie jeder feststellen muss, der deutsche Science-Fiction auf der großen Leinwand erleben will.

Der Start des Films Hell von Tim Fehlbaum wirft die Frage auf, wie es denn um das Science-Fiction-Genre in Deutschland seit dem neuen Jahrtausend bestellt ist. Mit einer langen Tradition des Filmemachens in Deutschland, das die Science-Fiction stets mit einbezog, scheint seit einigen Jahrzehnten gebrochen worden zu sein. Aber hat es womöglich doch Impulse gegeben, die zu einem Aufflammen des Genres geführt haben, und die eventuell an der Masse vorbeigegangen sind? Wir wollen uns einmal vorwagen in diese Welt und nach Vertretern suchen, die unter Umständen beweisen, dass das Science-Fiction-Genre in Deutschland alles andere als tot ist – oder eben resignierend feststellen, dass alles im Argen liegt.

Der langsame Tod
Ein Abriss, und viel mehr kann über ein solche breites Themengebiet nicht geleistet werden, des deutschen Science-Fiction-Films führt uns unweigerlich in vergangene Zeiten, wirft dabei aber gleich noch Definitionsfragen auf. Werke wie Der Golem oder Metropolis würden wohl häufig nicht als klassische Science-Fiction angesehen werden, sind es jedoch in ihrer expressionistischen Art und der thematischen Fokussierung durchaus, und wenn womöglich nur im Kleinen, der Science-Fiction zuzuordnen. Eindeutiger wird es bei Frau im Mond von Fritz Lang, noch deutlicher dann wesentlich später mit der Serie Raumpatrouille Orion oder Welt am Draht von Rainer Werner Fassbinder. Die Qualität schwankte zwar bisweilen, aber es gab zumindest seit je her eine passable Science-Fiction-Filmwelt in Deutschland. Der Status, den vor allem dystopische bzw. utopische Werke aus deutschen Landen in der Vorkriegszeit besaßen, konnte zwar nicht mehr in Gänze erreicht werden, aber eine Zeit lang behauptete sich dieses Genre in Deutschland, auch wenn es in der Nachkriegsära ein langsames Siechtum durchmachte.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Wie sieht aber die Situation seit dem Jahr 2000 aus? Schon die Recherche gestaltet sich etwas schwierig, sofern selbst kein übergroßes Interesse an Independent-Werken dieses Genres besteht. Der Ausstoß an ordentlichen SciFi-Filmen ist in Deutschland mehr als überschaubar, die Masse bekommt von etwaigen Produktionen kaum etwas bis gar nichts mit. Am Talent der Filmemacher kann es nicht liegen, denn die Werke, die es auf den Markt schaffen, sind häufig recht ordentlich. Wer beispielsweise die SciFi-Romanze Vakuum oder Die kommenden Tage von Lars Kraume kennt, der weiß, dass Potential vorhanden ist. Sogar die internationale Co-Produktion The Wild Blue Yonder von Werner Herzog, die zumindest teilweise deutsch ist, hat es nicht annähernd in den Mainstream geschafft. Als eine der wenigen Ausnahmen kann Pandorum gelten, der 2009 gut aufgenommen wurde. Allerdings ist auch dieses SciFi-Werk keine reine deutsche Produktion.

Internationalität und Aufmerksamkeit
Bedeutet das etwa, dass Deutsche keine eigenständigen Science-Fiction-Filme stemmen können? Nein, bestimmt nicht. Und es wäre auch sinnlos, auf Biegen und Brechen keine ausländische Beteiligung zulassen zu wollen. Die Filmwelt ist international, und das ist auch gut so (an dieser Stelle wollen wir – politisch neutral, aber wie es sich für wohlerzogenen Menschen gehört – dem neuen alten Regierenden Oberbürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, zu seinem Wahlsieg gratulieren). Aber der Drang, seine Science-Fiction-Idee der großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, scheint entweder nicht gegeben, oder wird vielen deutschen Genre-Filmern verbaut. Ein Roland Emmerich bekam mit seinen Filmen Das Arche Noah Prinzip und Moon 44 in Deutschland wenig Aufmerksamkeit, in Hollywood ist er geschätzter Regisseur. Wir könnten jetzt zwar darüber diskutieren, ob Roland Emmerich für seine frühen Werke überhaupt Anerkennung verdient hat, aber es wäre müßig, sich darüber zu streiten, denn eines scheint festzustehen: Egal wie hoch die Qualität auch ist, Science-Fiction hat es schwer in der Bundesrepublik.

Es mag an unserem Filmförderungssystem liegen, dass Genrekino und damit Science-Fiction brachliegt. Womöglich ist des Deutschen Verständnis von SciFi auch mit 2030 – Aufstand der Alten oder Lost City Raiders am Ende angelangt, obwohl wir das nicht so richtig glauben können. Wie schön wäre es, wenn wir eine Lösung oder auch nur den Grund des Dilemmas parat hätten. Vielleicht, auch wenn es nur eine vage Hoffnung ist, kann Hell ein Impulsgeber für deutsches Science-Fiction- oder Genrekino im nicht mehr ganz so neuen Jahrtausend sein.

Was meint ihr, warum Science-Fiction in Deutschland einen geringen Stellenwert einnimmt? Oder seht ihr gar nicht so schwarz?

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