Die Genre-Serien erobern das Fernsehen

13.04.2012 - 08:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Game of Thrones ist eine von immer mehr Genre-Erfolgsserien.
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Game of Thrones ist eine von immer mehr Genre-Erfolgsserien.
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Immer öfter sehen wir auch im Fernsehen aufwändige Fantasy- oder Sci-Fi-Produktionen. Wohnen wir dem Beginn eines lange überfälligen Siegeszuges der Genreserien bei? Wir haben uns ein paar Gedanken dazu gemacht.

Es ist unschwer zu erkennen, dass Game of Thrones momentan eine der am meisten beachteten US-Serien ist. Kein Wunder, handelt es sich doch um eine der wenigen Fantasy-Serien, die auf wahrhaft hohem Niveau unterhalten können. So lange gibt es sie noch nicht, die abendfüllenden Fantasy-, Science Fiction-, Horror- oder generell Genreserien. Kein Wunder, schließlich ist es verdammt teuer, immer Burgen zu mieten, Pferde zu verpflegen oder aufwändige Masken herzustellen. Sowas kann sich nur bei entsprechender Publikumsresonanz lohnen.

Es liegt nicht nur an den besser und billiger gewordenen Special Effects, auch die Marktlage hat sich nach der Jahrtausendwende geändert. Der Grundstein für Fantasyserien und Co. wurde aber nicht im Fernsehen gelegt. Mit Ausnahme der großen Mysteryserien wie outer-limits-die-unbekannte-dimension—2 oder Twin Peaks und Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI in den 90ern bestand der Genremarkt größtenteils aus eher humoristisch oder trashig angehauchten Serien wie Hercules, Xena, buffy–im-bann-der-damonen oder Angel – Jäger der Finsternis (die deswegen nicht schlecht waren). Science Fiction kam mit der Möglichkeit zur Studioproduktion immer besser weg und brachte so Perlen wie star-trek, star-trek-das-nachste-jahrhundert oder Spacecenter Babylon 5 hervor. Aber auch hier reden wir selten über Live-Action-Formate, die die 30 Minuten-Grenze überschreiten. Was ist heute also anders?

Von den großen Bildern zu den kleinen
Bis zu Herr der Ringe die Gefährten waren Fantasy, Science-Fiction und Co. als großformatige Produktionen auch nicht so gern gesehen, wie Actionfilme, Thriller, Komödien oder Dramen. Mit dem Erfolg von Der Herr der Ringe: Die Gefährten, weiteren Fantasyfilmen wie Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia, der Superhelden- (Iron Man, Captain America – The First Avenger), Vampir- (Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen), Märchen- (Snow White and the Huntsman, Jack and The Giants) und Sci-Fi-Welle (Star Trek, Total Recall) wurde aber klar, dass der Markt durchaus da ist. Mit Serien wie Vampire Diaries, Being Human oder True Blood können sich die Showrunner inzwischen sicher sein, ihr Publikum zu finden. Dasselbe gilt für die Märchenserie Once Upon a Time – Es war einmal … und nicht zuletzt auch für reine Fantasy-Serien wie Game of Thrones, Legend of the Seeker – Das Schwert der Wahrheit oder Camelot, auch wenn diese nicht immer lange durchhalten. Spätestens mit Game of Thrones sollte der Damm für Fantasyproduktionen aber gebrochen sein.

Dass diese überhaupt möglich sind, liegt natürlich auch an preiswerteren Special Effects und der Tatsache, dass Quality-TV in den USA häufig mit Pay-TV verbunden ist. Das Risiko ist schlichtweg kleiner, was das Budget wachsen lässt. Auch Science Fiction erlebt mit der erfolgreichen Klassiker-Reanimation Doctor Who (und dessen Spin-Off Torchwood), v-die-besucher, Battlestar Galactica oder Terra Nova eine Renaissance, die mit geplanten Serien wie Star Wars Live Action Serie oder dem US-Remake von Torchwood so bald nicht aufhören wird. Comics schaffen es ebenfalls immer öfter auf die Mattscheibe: The Walking Dead oder Locke & Key sind zurzeit erfolgreiche Beispiele.

Mit Marvel’s The Avengers und dem Erfolg der Superheldenfilme könnten wir dazu passend die Geburt der qualtitativ hochwertigen Superheldenserie vor uns haben. Heroes hat zumindest mit der ersten Staffel vorgemacht, dass das möglich ist und ankommt. Piloten werden unter anderem für Hulk-Serie, Chew, Deadman, The Punisher und Brian Bendis (Der ultimative Spider-Man) AKA Jessica Jones produziert. Im Gespräch sind außerdem Serien über Helden wie Green Arrow, Booster Gold, The Spectre und The Sandman, sofern sie endlich einen dem Comicschöpfer Neil Gaiman ebenbürtigen Drehbuchautor finden.

Das perfekte Format
Obwohl Kino noch immer das bevorzugte Genremedium ist, ändert sich das bereits. Traditionell sind die Vorlagen, zum Beispiel zu Game of Thrones, an einer eher seriellen Erzählweise orientiert. Sowohl in Fantasy-, als auch Science-Fiction-Geschichten werden gigantische Welten oder Universen aufgebaut, die sich nur in Serienform, zum Beispiel als Buchreihe, Comic oder voll ausschöpfen lassen. Genauso ist es mit den Superhelden-Storys, die gigantische Kontinuitäten aufbauen und so für abendfüllende TV-Serien wie gemacht sind. Fantasy oder Science Fiction lebt von ausführlichen Nebenplots, die ein kompletteres Bild ihrer Welt malen. Das geht natürlich nicht immer gut. Horrorserien wie American Horror Story können durch das viel erklärende Serienformat an Mystery und Spannung verlieren (müssen sie aber nicht).

Was auf der Comic- und Buchseite nur ein paar Pinselstriche und Tastentipper benötigte, ist dank technischer Fortschritte, Pay-TV und nicht zuletzt der Publikumsvorbereitung durch das Kino nun auch im kleineren Rahmen möglich. Vormals eine Domäne von Nerds und Geeks, kann nun auch der Ottonormalbürger voll in die Welt seiner Lieblingsserie eintauchen und sich mit endlosen Fakten betrunken machen vor Glück. Und vielleicht müssen sich die echten Nerds bald nicht mehr über das massenhafte Qualitätsseriensterben (z.B. firefly-‒-aufbruch-der-serenity, Twin Peaks, The Tick) aufregen.

Wollt ihr mehr Fantasy, Science, Fiction, Mystery und Superhelden im Fernsehen?

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