Die härteste Ein-Mann-Armee seit Rambo: Neuer Actionfilm ist der feuchte Traum von Stallone- & Tarantino-Fans

15.10.2022 - 15:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
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Eine deutsche Kompanie legt sich Zweiten Weltkrieg mit einem finnischen Rambo an im actionlastigen Kriegsfilm Sisu, der in der Tradition von Tarantino-Filmen und Italowestern steht.

Sylvester Stallones Rambo hat das ideale Rentenalter leider verpasst, was alle wissen, die Rambo: Last Blood über sich ergehen ließen. Wer Gefallen an Ein-Mann-Armeen hat, die sich gegen übermächtige Gegner zur Wehr setzen, findet bei Sisu Zuflucht. Schnörkellos, brutal und todernst unterhält der Reißer, der vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs spielt. Auf der einen Seite steht ein Trupp Nazis, der marodierend durchs Land zieht, und auf der anderen ihr schlimmster Albtraum.

Eine Ein-Mann-Armee kämpft gegen SS-Leute in Sisu

Im hohen Norden Finnlands gräbt ein graubärtiger Mann (Jorma Tommila) in der Erde. Seine einzige Gesellschaft in den Ebenen Lapplands sind ein unerlaubt süßer Hund und ein Pferd. Er hat eines dieser hartgesottenen Italowestern-Gesichter, das weder von einer surrenden Fliege noch einer Armee aus der Ruhe gebracht werden kann. Und er hat Augen, die alles gesehen haben. Eines Tages schlägt seine unermüdliche Spitzhacke auf eine Goldader im Boden. Er ist reich. Würde um ihn herum nicht ein Krieg toben, könnte er gedankenlos in den Sonnenuntergang reiten.

Es ist der Lapplandkrieg, der 1944 über den Norden Finnlands herzieht. Die Deutschen, ehemals Verbündete der Finnen, sollen auf Befehl der Sowjetunion aus dem Land vertrieben werden. Sie hinterlassen verbrannte Erde, gesprengte Brücken, zerstörte Dörfer.

Der Mann, der mit seinem Gold durch die Weite reitet wie ein Glücksritter im Wilden Westen (oder ein italienischer Filmstar im Spanien der 70er), trifft auf Überbleibsel der SS. Als sie entdecken, dass er Gold transportiert, wittern sie ihre Chance: Zuhause, so der Obersturmführer (Aksel Hennie), würden sie für ihre Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen. Das Gold ist ihr Ausweg.

Es sei mal dahingestellt, ob so viel Vertrauen in die deutsche Nachkriegsjustiz angebracht ist. In jedem Fall geht die Rechnung der Nazis nicht so einfach auf. Bei dem Goldgräber handelt es sich um einen mit allen Wassern (und reichlich Blut) gewaschenen Ex-Militär.

Ein Kleinkrieg beginnt, in dessen Verlauf einige Gliedmaßen nach neuen Besitzern Ausschau halten müssen. Das geht an unserem grummelnden Helden nicht spurlos vorbei, aber der beweist "sisu". Das ist ein unübersetzbarer Begriff für eine Art ausdauernde Willensstärke, die nur den Finnen zu eigen sein soll.

Rambo trifft Tarantino in Sisu, der aber mehr als nur ein Abklatsch ist

Regisseur Jalmari Helander, der 2010 mit dem Weihnachtshorror Rare Exports seinen Durchbruch feierte, bewegt sich diesmal auf den Spuren italienischer Western und Kriegsfilme der 60er und 70er Jahre.

Wenn wir das Lager des Goldschürfers zum ersten Mal sehen, dann erinnert es nicht zufällig an die französische Farm am Anfang von Inglourious Basterds. Genau wie Quentin Tarantino schürft sich Helander durch die ikonischen Western-Bilder von Sergio Leone (Spiel mir das Lief vom Tod). Statt Charles Bronson oder Clint Eastwood gibt Jorma Tommila den wortkargen Helden, der sich nicht nur durch Stärke, sondern auch Cleverness auszeichnet. Die benötigt er im Kampf Mann-gegen-Panzer.

Sylvester Stallones Rambo stellt deshalb ein ebenso offensichtliches Vorbild dar. Sisu ist trotzdem weder ein fauler Abklatsch noch begnügt sich Helander mit einer Verbeugung vor den Großen.

Die gesamte zivile Hintergrundgeschichte des Nazi-Schrecks beschränkt sich auf das Tragen eines Eherings. Der wird weder kommentiert noch erklärt und das gehört zu den sympathischsten Eigenschaften von Sisu. In seinen besten Momenten erzählt er seine Geschichte nämlich genauso effizient und knapp, wie sein Held SS-Männer ins Jenseits befördert. Und das in traumhaft kurzen 91 Minuten.

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